#1 7. Januar 2008 Gutes Timing: just nachdem EU-Kommissarin Viviane Reding kompatible DRM-Techniken für den EU-Markt einforderte, fallen zwei große Bastionen der Kopierschutztechnik. Als letztes der vier Major-Labels will SonyBMG nun auf die Kundengängelung verzichten. Und auch Napster, noch immer scheintoter, ehemaliger P2P-Vorreiter, will in Zukunft Downloads im mp3-Format verkaufen. Ins Jahr 2008 starten die Labels damit - früher als erwartet - mit dem lang erwarteten und wenig bedauerlichen Frühableben des "Digital Rights Management", von bösen Zungen gern als "Digital Restriction Management" bezeichnet. Für das laufende Jahr wurde dieser Schritt im Musikbereich durchaus erwartet, erfreulich früh erfüllt sich damit eine der Prognosen für 2008. SonyBMG ist das letzte der vier Major-Labels, welches dem Online-Verkauf von "kopiergeschützten" Tracks abschwört - zumindest für Teile des Katalogs. Seit Jahren wird kritisiert, dass die DRM-geschützten Files der einschlägigen Shops entweder (illegalerweise) gerippt werden müssen, andernfalls die Lauffähigkeit auf vielen Playern nicht gewährleistet ist. Wechsel der "Schutztechnik" und die Einstellung von Angeboten tun ihr übriges, um das Vertrauen der Kundschaft darin zu zerstören, gekaufte Songs auch noch in zwei Jahren abspielen zu können. Darüber hinaus trifft die Kastration der Songs ausschließlich die zahlende Kundschaft - in den einschlägigen Tauschbörsen und Downloadquellen finden sich qualitativ bessere und frei nutzbare MP3-Files als Alternative. Napster, als Musik-Abodienst vom P2P-Friedhof zurückgekehrt, wechselt für seine Download-Angebote ebenfalls zum frei kopierbaren mp3-Format. CEO Chris Groog kündigt den Schritt an, den Napster schon vor einiger Zeit tun wollte, wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft der Labels aber nicht tun konnte: "Vor einem Jahr prognostizierten wir, dass es eine kritische Masse an Unterstützung für mp3 geben wird, und sind nun erfreut darüber, dass die Musikindustrie beginnt, darauf einzusteigen. Es ist nun ausreichend Top-Content verfügbar." Damit steht EU-Kommissarin Viviane Reding ein wenig im Regen: Denn es ist noch keine Woche her, dass sie zur Schaffung einheitlicher, kompatibler DRM-Standards für den Online-Medienmarkt in der EU aufgerufen hat. Angesichts dessen, dass die Musikindustrie Jahre gebraucht hat zu lernen, dass DRM eine Totgeburt und ihre Online-Strategie zum Scheitern verurteilt ist, setzt Reding damit im Verschlafen der technischen Entwicklung neue Maßstäbe. Aber immerhin: ihr Aufruf zur Stellungnahme zu den DRM-Strategien der Zukunft dürfte so hoffentlich auch für sie zu ein paar Augenöffnern führen. Quelle: Gulli.to + Multi-Zitat Zitieren