Eine eigene Internet-Geographie vs. nationale Grenzen für die virtuelle Welt

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 17. April 2005 .

  1. 17. April 2005
    Die Geographie des Internet lässt sich nicht auf eine politisch-nationale Geographie abbilden. Das schreibt Paul Wilson, Direktor des APNic, einer der inzwischen fünf regionalen IP-Adress-Registrierstellen (RIR), in einem aktuell veröffentlichten Papier. Wilson bezieht damit Position in der von der International Telecommunication Union (ITU) im Rahmen des Weltgipfels der Informationsgesellschaft (WSIS) angestoßenen Debatte um die Einführung nationaler IP-Adressvergabestellen für die neuen IPv6-Adressen unter dem Dach der ITU.

    Die Nation in der virtuellen Welt unterscheidet sich von der Nation in der realen Welt, schreibt Wilson. Die virtuelle Nation sei eher das Netz des einzelnen Providers mit transparenten Grenzen an Stelle einer Zollschranke. Dem nach nationalen Gesichtspunkten gestalteten Telefonnetz, dessen rund 220 nationale Vorwahlnummern von der ITU betreut werden, stehen derzeit rund 170.000 Präfixe größerer und kleinerer Netze im Internet gegenüber. Das Entstehen und Verschwinden solcher Landstriche im Virtuellen sei viel dynamischer; das funktioniere auch nur, wenn nicht jedes einzelne Netz seine eigene Adresspolitik verfolge. Letzteres könne nicht nur für das Teilnetz selbst, sondern im schlimmsten Fall auch für den Rest der virtuellen Welt negative Konsequenzen haben.

    Vor allem warnen die Adressverwalter der RIRs vor einer allzu starken Fragmentierung innerhalb der möglichen nationalen Netze. Wenn die zur Auffindung der Teilnetze notwendigen Routing-Tabellen zu groß würden, werde es vor allem für Anrainer mit weniger performanten Servern schwierig, alle Routen zu verzeichnen. Das APNic hat damit bereits Erfahrungen gemacht: Denn tatsächlich existierten vor der Gründung von APNic bereits national IP-Adressstellen, etwa das japanische JPNic. Die zunehmende Fragmentierung von Adressblöcken, die die Routing-Tabellen wachsen ließen, veranlassten allerdings das APNic 1998 dazu, eine Stopp für die Zulassung nationaler Registries zu verhängen. Inzwischen, erklärte Wilson, werden Zuweisungen von Adressen an die nationalen IP-Adressvergabestellen aus einem gemeinsamen Adresspool vorgenommen und nicht mehr durch die Zuweisung geographischer Blöcke.

    Mit Blick auf den ITU-Vorschlag warnt Wilson: "Exzessiver Verbrauch und Zergliederung des Adressraumes könnten im Ergebnis dazu führen, dass große Zahlen zusätzlicher Adresspräfixe innerhalb der IPv6-Routing-Tabellen notwendig werden, die jeder Provider im Internet einsetzen müsste." Damit würden die Kosten für Provider steigen. Wer nicht mithalten könnte, würde den Anschluss an einen Teil des Netzes verlieren. Betroffen, fürchtet Wilson, wären hier vor allem ärmere Länder, also gerade diejenigen, die sich in Zukunft ein Mehr an Teilhabe erwarten. Eine neue Form digitaler Spaltung gelte es auf jeden Fall zu vermeiden.


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