Entwickler und Namenspatron des Linux-Dateisystems ReiserFS verhaftet

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Melcos, 11. Oktober 2006 .

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  1. 11. Oktober 2006
    Entwickler und Namenspatron des Linux-Dateisystems ReiserFS verhaftet

    Hans Reiser, Dateisystem-Programmierer und Chef der hinter den Reiser-Dateisystemen stehenden und von ihm gegründeten Firma Namesys, wurde nach rund einmonatigen Ermittlungen unter Mordverdacht verhaftet, nachdem seine Frau Nina seit Anfang September spurlos verschwunden ist. Das berichten zahlreiche regionale und überregionale US-Medien.

    Nina Reiser lebte seit 1999 zusammen mit ihrem Mann in Oakland, USA. Laut den Berichten trennten sich die beiden im Mai 2004 und leiteten die Scheidung ein, bei der heftig um das Sorgerecht für die beiden fünf und sieben Jahre alten Kinder gestritten worden sei. Zuletzt gesehen wurde Nina Reiser am 3. September, als sie die Kinder bei ihrem Mann ablieferte – bei einem später am Tag geplanten Treffen mit einem guten Freund tauchte sie nicht wie verabredet auf. Ihr Auto wurde inklusive ihrer Handtasche und einiger Einkäufe sechs Tage später in einem Vorort von Oakland gefunden, sie selbst blieb verschwunden. Eine eigens eingerichtete Webseite widmet sich den Hintergründen des Verschwindens von Nina Reiser; 15.000 US-Dollar Belohnung sind ausgesetzt für Hinweise, die zum Auffinden der Vermissten führen.

    Während der Ermittlungen in den vergangenen Wochen musste Hans Reiser eine DNA-Probe abgeben; sein Haus wurde zweimal durchsucht, bevor er nun verhaftet wurde. Die Polizei hat nach US-Berichten erklärt, dass sie aufgrund der derzeit bekannten Tatsachen und Umstände davon überzeugt sei, dass Hans Reiser seine Frau umgebracht habe. Der Leichnam sei jedoch noch nicht gefunden.

    Hans Reiser habe über den Tag des Verschwindens selbst nicht ausgesagt – sein Anwalt wolle sich mit den Fakten, die zur Anklage geführt haben, vertraut machen und sich mit seinem Mandanten besprechen. Dann solle entschieden werden, ob Hans Reiser mit der Polizei reden werde.

    Das gelegentlich auch Reiser3 genannte Namesys-Dateisystem ReiserFS war das erste im Linux-Kernel enthaltene Journaling Filesystem. Es ist unter anderem bei den aktuellen Suse-Distributionen das Standard-Dateisystem. Da die Novell-Entwickler jedoch nicht mehr mit der Geschwindigkeit und dem Support zufrieden sind, erwägen sie den baldigen Umstieg auf ext3 oder ein anderes Dateisystem. Der ReiserFS-Nachfolger Reiser4 wurde bereits vor über zwei Jahren fertig gestellt, in den von Linus Torvalds gewarteten Linux-Kernel wurde es aber bisher nicht aufgenommen. Auch keine der großen Linux-Distributionen nutzt Reiser4 als Standard-Dateisystem.

    Die Kernel-Entwickler waren unter anderem mit der Codequalität sowie dem Zusammenspiel mit den anderen Kernel-Komponenten wie dem Virtual Filesystem (VFS) nicht zufrieden. Darüber entwickelten sich mehrere, häufig lange und teilweise mit persönlichen Angriffen gespickte Diskussionen auf der Kernel-Mailing-Liste zwischen Hans Reiser, anderen Verfechtern des Dateisystems und den Kernel-Entwicklern. Ein prominenter Kernel-Dateisystem-Hacker nahm über diese Dispute Abstand von der üblichen Qualitätskontrolle vor der Integration in den Kernel. Diesen Part übernahm in den letzten Monaten Andrew Morton. Nach dem Entfernen und Überarbeiten einiger Funktionen wäre das Dateisystem beinahe im derzeit zur Veröffentlichung anstehenden Kernel 2.6.19 aufgenommen worden – davon nahmen die Entwickler jedoch Abstand und stellten es für 2.6.20 zurück.

    Quelle: heise.de
     
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