Erste Schritte: Nordkorea will Atomprogramm schrittweise beenden

Shnuppl · 13. Februar 2007

Quelle: SpiegelOnline

Nordkorea-Gespräche: US-Kotau vor Kims Atomkurs - SPIEGEL ONLINE

[NORDKOREA-GESPRÄCHE

US-Kotau vor Kims Atomkurs

Von Andreas Lorenz , Peking

Die Unterhändler in Peking sprechen von einem Durchbruch: Nordkorea will sein Atomprogramm schrittweise beenden. Vor allem die USA machten dafür weitreichende Zugeständnisse. Doch auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel lauern noch viele Hemmnisse.

Peking - Nordkorea wird in den nächsten zwei Monaten seinen Atomreaktor in Yongbyon abschalten. Dafür bekommt das heruntergewirtschaftete Land Strom und Schweröl geliefert. Das ist das vorläufige Ergebnis der Sechs-Länder-Gespräche in Peking, an denen Nordkorea, die USA, China, Russland, Südkorea und Japan teilnehmen.

Zunächst soll Pjöngjang Hilfen im Wert von 50.000 Tonnen Schweröl erhalten, wenn es seinen Reaktor unter Aufsicht internationaler Inspektoren einmottet. 950.000 Tonnen sollen folgen, wenn Yongbyon, knapp 100 Kilometer von Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang entfernt, abgebaut wird. Nach 60 Tagen wollen sich die Außenminister aller sechs Länder zu einer Bestandsaufnahme treffen.

Zwar zeigten sich die Teilnehmer nach den Marathon-Verhandlungen im Pekinger Staatsgästehaus Diaoyutai heute euphorisch. Von ihrem eigentlichen Ziel scheinen sie aber noch Lichtjahre entfernt: eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel.

Denn von den Atombomben, die das Reich von Kim Jong Il seit einigen Monaten zu einer Nuklearmacht machen, war offenkundig noch nicht die Rede. Auch das Uran-Anreicherungsprogramm, an dem die Nordkoreaner mit pakistanischer Hilfe arbeiten sollen, wurde mit keinem Wort erwähnt.

Wie es aussieht, scheinen die Nordkoreaner damit den besseren Schnitt gemacht zu haben. Ihre Politik der Härte, die sie mit einem Raketentest und schließlich mit einem Atombombenversuch am 9. Oktober vorigen Jahres demonstrierten, war erfolgreich.

Denn die Bush-Regierung mit dem eloquenten Chef-Unterhändler, Vize-Außenminister Christopher Hill, machte klare Zugeständnisse. Zunächst hatten sich die Amerikaner geweigert, mit den Nordkoreanern direkt zu verhandeln. Hill traf sich dann aber doch außerhalb der Sechs-Länder-Gespräche mit Pjöngjangs Unterhändlern in Berlin.

Zudem erklärte sich Washington in Peking bereit, mit Pjöngjang über regionale Streitpunkte und die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu reden. Langfristiges Ziel der Nordkoreaner sind Friedensverhandlungen mit Washington. Seit dem Waffenstillstand von 1953 nach dem Korea-Krieg herrscht offiziell noch immer Krieg auf der Halbinsel. Washington will langfristig auch seine Handelssanktionen gegen Nordkorea aufheben und es nicht mehr als Staat ansehen, der Terroristen unterstützt.

Unklar blieb zunächst, ob und wie der Streit um Pjöngjangs ausländische Konten gelöst wurde. Die Amerikaner hatten 24 Millionen US-Dollar auf einer Bank in Macau blockiert, weil das Geld aus kriminellen Machenschaften stammen soll. Dies war der Grund, warum sich Kims Diplomaten lange weigerten, an den Verhandlungstisch in Peking zurückzukehren.

Die von China initiierten Sechs-Länder-Gespräche dauerten insgesamt drei Jahre, weil sich Amerikaner und Nordkoreaner immer wieder querlegten. Auch jetzt sind noch etliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Nordkoreas Herrscher Kim Jong Il ist unberechenbar und könnte neue Forderungen stellen.

Und in Washington meldeten sich schon einflussreiche Kritiker zu Wort, bevor der Applaus im Pekinger Verhandlungssaal verklungen war. Der ehemalige Uno-Botschafter der Vereinigten Staaten, John Bolton, sprach von einem "sehr schlechten Vertrag", der nicht mit der Politik von US-Präsident George W. Bush übereinstimme und der die amerikanische Politik gegenüber Iran schwäche.

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