#1 23. August 2005 Ende 2003 kündigte PlayLouder MSP (PLMSP) bereits eine von den Plattenfirmen abgesegnete Tauschbörsennutzung an, in der User beliebig Musik tauschen können, ohne fürchten zu müssen, von den Rechteinhabern verklagt zu werden. Ein wenig länger hat es gedauert - nun aber startet in Großbritannien das erste Angebot eines Internetzugangs mit integrierter Tauschbörsennutzung. Der Durchbruch dabei, der das Angebot von den diversen Shops und Abodiensten drastisch unterscheidet: welche Filesharingsoftware die Kunden verwenden, bleibt komplett ihnen überlassen, ebenso das Dateiformat, in welchem die Files angeboten werden. Das bedeutet, dass eine echte Musikflatrate möglich wird: ohne DRM, das das Kopieren von Tracks verhindert, ohne Sorge davor, dass geladene Songs nach Ende einer Abolaufzeit nicht mehr abspielbar sind. Nachdem PlayLouder bislang nur kleinere Indielabels wie V2, PIAS oder Ninja Tunes für sein Geschäftsmodell gewinnen konnte, wurde nun mit Sony BMG, dem zweitgrößten Label weltweit, einer der Big Player gewonnen. Playlouder MSP ist zuversichtlich, in Kürze auch Universal und die EMI demnächst ebenso ins Boot zu holen. Die Funktionsweise: PlayLouder MSP erkennt die getauschten Tracks anhand digitaler Fingerabdrücke und ordnet jedes getauschte File den entsprechenden Labeln zu - falls ein Label Rechte auf das File besitzt. Playlouder MSP errechnet den prozentualen Anteil jedes teilnehmenden Labels an der getauschten Musik und schüttet einen Teil seiner Einkünfte nach diesem Verteilungsschlüssel an die Labels aus. Bezahlt wird das Ganze natürlich von den Kunden des Providers. Diese sind zwar gezwungen, nicht nur den Online-Musikshop, sondern gleich komplett den Internetprovider zu wechseln, immerhin hat es PLMSp fertiggebracht, eine Flatrate zum Preis von 26 Pfund im Monat anzubieten: derselbe Preis, den die British Telecom verlangt. Die Vorteile der Kunden: Medien der teilnehmenden Label können sie ohne jede Sorge vor rechtlicher Verfolgung tauschen. Da das Dateiformat frei wählbar ist, können sich die User an kompatible und DRM-freie Formate wie mp3 halten, die problemloses Brennen oder Transferieren auf mobile Player wie den iPod erlauben. Zu guter Letzt: sie können weiterhin die Tauschbörse ihrer Wahl verwenden - ob nun den Esel, Limewire oder KaZaA. Der Nachteil: Der Tausch von Musik und andeen Files, der nicht von den teilnehmenden Labels lizenziert ist, bleibt an sich so risikoreich wie vorher - und nicht jeder dürfte Lust haben, vor dem Download eines Tracks nachschauen zu wollen, ob dieser nun von Sony oder Universal vertrieben wird. Ebenso verspricht PLMSP, jeglichen Filesharingtraffic seiner Kunden ins restliche Netz und umgekehrt zu blocken - man kann entsprechend nur mit anderen Kunden des Providers seine Dateien tauschen. Hier ist natürlich zu erwarten, dass Möglichkeiten gefunden werden, diese Restriktionen zu umgehen - allein, die Zielgruppe, die PLMSP ansprechen will, wird gerade daran vermutlich nicht interessiert sein. CEO Hitchman von PLMSP betrachtet den Service, der kommenden Monat starten soll, als möglicherweise wichtigste Entwicklung digitaler Musikdistribution seit der Erfindung von mp3. Was sicherlich hoch gehängt ist. Jedoch alleine, dass er es geschafft hat, die Labels im sich immer weiter ausweitenden DRM-Wahn zu einem Vertriebsmodell zu bewegen, mit dem nicht kopiergeschützte Musik verteilt wird, ist mehr als bemerkenswert. Und möglicherweise haben PLMSP mit ihren Prognosen durchaus recht: sie rechnen mit Zusatzeinkünften der Plattenindustrie in Höhe von 300 Millionen Pfund - alleine in Großbritannien. Wenn alle ISPs ihrem Beispiel folgen. Quelle: gulli.com + Multi-Zitat Zitieren