#1 2. Mai 2005 Nach über fünf Jahren Vorbereitungszeit wurde die Domain .eu Freitagnacht fast schon still und heimlich in die DNS-Rootzone eingetragen und damit im Internet aktiviert. Während man bei EUrid in Belgien noch darauf wartet, die letzte Unterschrift unter den Vertrag mit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) setzen zu können, hat man die erste "multinationale Länderdomain" nach Zustimmung durch das US-Handelsministerium ganz fix eingetragen. Seit Anfang 2000 wird an der europäischen Top Level Domain .eu gebastelt. Nachdem die Idee von der eigenen virtuellen Heimat für das vereinigte Europa zum Gegenstand einer eigenen Verordnung gemacht wurde, mahlten die bürokratischen Räder langsam. Auch wenn EU-Insider das Projekt aus EU-Sicht als durchaus schnell abgewickeltes bezeichneten, aus Sicht von Internetnutzern und Internetwirtschaft wurde durch die fünf Jahre Aufschub die Chance verpasst, rasch eine interessante Alternative -- und Konkurrenz -- zur traditionell US-verwurzelten .com-Zone zu schaffen. Auch die ersten Alternativen zu .com wie .info oder .biz zogen nach und nach an .eu vorbei. Nun soll es aber laut Fay Howard, .eu-Projektleiterin bei EUrid in Belgien, vollends rasch gehen. Bis Ende Mai will EUrid die Verträge mit den Domain-Registrierungsdienstleistern (Registraren) veröffentlichen und dann Registrare akkreditieren. Im vierten Quartal will man mit der zweistufigen, komplizierten Sunrise-Periode starten. Dabei geht es um die Überprüfung angemeldeter marken- und namensrechtlicher Ansprüche. In der ersten Sunrise-Phase dürfen nur Inhaber oder Lizenznehmer von registrierten nationalen und Gemeinschaftsmarken, geografischen Herkunftsangaben oder Namen öffentlicher Einrichtungen ihre Domain-Namen anmelden. In der zweiten Phase kann man sonstige frühere Rechte, also auch nicht eingetragene, aber rechtlich geschützte Marken und Bezeichnungen -- wie bekannte Marken oder Firmenbezeichnungen -- anmelden. Erst nach Ende dieser insgesamt vier Monate dauernden Vorabregistrierungsfristen ist die Anmeldung einer .eu-Domain für die breite Öffentlichkeit möglich. Eine normale Registrierung für Endnutzer wird es daher wohl erst im kommenden Jahr geben. Vorerst sollten Nutzer übrigens bei Vorregistrierungen noch Vorsicht walten lassen: Offiziell möglich sind solche Vorregistrierungen erst dann, wenn die genauen Registrierbedingungen veröffentlicht und die Registrare akkreditiert sind. Viel Arbeit macht dem von den Länderregistrierstellen Belgiens, Italiens und Schwedens zusammengesetzten EUrid-Konsortium gerade die Auflage, Registrare in allen EU-Sprachen zusammenzutrommeln. Andererseits versucht man die "europäische Identität" der neuen Zone auch zu kultivieren. So wird etwa der bei der tschechischen Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer in Prag angesiedelte Schlichtungsgerichtshof (Czech Arbitration Court) und nicht etwa die World Intellectual Property Organisation für die Streitschlichtung bei .eu-Domainregistrierungen zuständig sein. Die Wahl sei ein exzellentes Beispiel für den Geist der pan-europäischen Zusammenarbeit beim Aufbau der .eu-Registry, kommentierte Marc Van Wesemael, General Manager von EURid, diese Entscheidung. Nicht-EU-Europäer müssen übrigens vorerst draußen bleiben, sie bekommen keine .eu-Adressen. Das wurmt unter anderem die Schweiz. Als Registrare andererseits sind alle Unternehmen erwünscht, und zwar aus aller Welt. Bei der Veröffentlichung von Registrierbedingungen und Registrarverträgen wird man die Zwitterrolle von .eu im DNS noch einmal genauer betrachten können: Eigentlich ist .eu eine Länderdomain (ccTLD), streng genommen steht sie aber eben nicht auf der eigentlichen Länderkürzelliste der ISO, an der sich auch die ccTLD-Eintragungen orientieren. Andere Staatenverbünde könnten vielleicht auf die Idee kommen, ähnliche Zonen für sich zu fordern. Andererseits dürfte die lange Vorbereitungszeit bis zur Eintragung auch wieder abschreckend wirken. Bei EURid in Belgien freut man sich nach viel Arbeit über die Eintragung."Es ist eine kleine Nachricht", sagte Fay Howard am heutigen Montagmorgen gegenüber heise online, "aber eine ganz schön wichtige." quelle: heise news + Multi-Zitat Zitieren