#1 10. April 2005 Juraprofessor räumt mit der Anti-P2P-Propaganda auf Der kanadische Rechtsprofessor Michael Geist analysierte kürzlich bereits die Änderungen im kanadischen Copyright, jetzt legt er mit einer umfassenden Analyse nach, die die Argumente der kanadischen Musikindustrie gründlich zerlegt. Der Verband der kanadischen Musikindustrie CRIA hatte sich vehement für eine Verschärfung der Copyrightgesetze eingesetzt, vor allem, um das Nutzen von Tauschbörsen strafbar zu machen. Damit hatten sie nur bedingten Erfolg, und, wie der Professor für Internet- und E-Commercerecht der Uni Ottawa zeigt, auch nur auf der Basis unhaltbarer Behauptungen, von denen hier nur eine Auswahl vorgestellt werden soll. Bereits das regelmäßige genaue Beziffern der Verluste, welche die Tauschbörsen den Plattenfirmen bereiten würden, seien reine Augenwischerei, da nicht bekannt sei, wievielen Downloads ein Kauf folgt, wieviel nicht mehr erhältliche Musik getauscht würde, wieviele Files bereits Allgemeingut seien und wieviel angebliche Verluste ohnehin durch Abgaben auf Leermedien und Geräte kompensiert werden würden. Dass neben Tauschbörsen eine Menge neuer Konkurrenz - sowohl was das Kaufverhalten als auch den Medienkonsum betreffend - für die CD aufgekommen ist, wird ebenfalls vehement ignoriert. Die Verkaufserlöse von DVDs wachsen von 0 (1999) auf 170 Millionen kanadische Dollar, gleichzeitig nimmt der Musikkonsum generell zugunsten PC-Spielen, Telefon, Filmkonsum und Internet ab. In derselben Zeit hat die Musikindustrie ihren Backkatalog, der 40% der Verkäufe ausmachte, weitgehend aus dem Vertrieb genommen. Beim größten CD-Verkäufer Kanadas, Wal Mart, gibt es statt der durchschnitlich 60.000 alter und neuer Alben nur noch 5000 Alben: vor allem Chartneuerscheinungen. Auch die Abschreckungswirkung von Klagedrohungen gegen Tauschbörsennutzern sei reine Fantasie: Die CRIA sagte voraus, dass die Verkaufszahlen weiter sinken würden, wenn der Federal Court nicht der Herausgabe der persönlichen Daten von 29 Filesharern zustimmen würde. Das Gericht lehnte die Datenherausgabe ab, die User konnten nicht verklagt werden - und die CD-Verkäufe legten im folgenden halben Jahr um 12,4% gegenüber dem Vorjahr zu. Auch das gerne vorgebrachte Argument, die Künstler würden für ihre Arbeit keinen Gegenwert mehr erhalten, wird nachhaltig zerstört: tatsächlich übersteige die Leermedienabgabe und die folgende Ausschüttung der Einnahmen an die Künstler selbst die von der Musikindustrie angegebenen (und damit getrost als zu hoch kalkulierten) Verdienstausfälle. Solche und zahlreiche andere Details führt Geist noch in größerer Zahl mit wohl belegten Quellen an. Mit einem selten klaren Abschlußstatement beendet Geist seinen Text: Musikdownloads aus Tauschbörsen sind nicht verantwortlich für den kranken Zustand der Musikindustrie, die Künstler seien in keiner Weise von entgangenen Gewinnen aus den sinkenden Verkaufszahlen der letzten 5 Jahre betroffen. Das Abgabensystem auf Leermedien biete eine effiziente Alternative zur adäquaten Entlohnung der Künstler. Wenngleich die Verteilungsorganisation der Abgaben noch erbärmlich langsam arbeite. Links Michael Geist: peer-to-peer-Mythen entlarvt Michael Geist Homepage gulli.com: kanadisches Copyright geändert quelle: gulli untergrund news + Multi-Zitat Zitieren
#2 11. April 2005 find ich mal gut, dass endlich mal etwas gegen diese urbane Legenden getan wird! Weiter so! + Multi-Zitat Zitieren