Flüchtlingspolitik in Europa

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Siebenstein, 12. Oktober 2013 .

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  1. 12. Oktober 2013
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19. Oktober 2013
    Hallo,

    mich wundert es, dass es darüber noch keine diskussionsrunde gibt.


    Im Mittelmeer ist erneut ein Schiff mit Flüchtlingen aus Afrika gesunken, an Bord waren Hunderte Menschen, mindestens 34 starben. Die Regierungschefs von Malta und Italien fordern mehr Hilfe anderer EU-Länder.


    Die Toten des Flüchtlingsdramas vom 3. Oktober sind noch nicht alle geborgen - nun hat sich eine weitere Tragödie vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ereignet. Dutzende Menschen starben, als ein Boot mit mehreren hundert Menschen an Bord sank. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf Rettungsteams, 34 Flüchtlinge seien tot geborgen worden, 22 davon allein von Zollkreuzern der italienischen Finanzpolizei.

    Mehr als 200 Menschen wurden demnach gerettet. Eine offizielle Bestätigung der italienischen Behörden gibt es noch nicht. Italienische und maltesische Rettungskräfte waren vor Ort. Nach Angaben von Ansa und italienischen Zeitungen sind unter den Toten auch etwa zehn Kinder. Offiziell wurde dies noch nicht bestätigt.


    Nach Drama vor Lampedusa führt EU neues Überwachungssystem ein.

    In der vergangenen Woche war vor Lampedusa ein anderes Flüchtlingsschiff gesunken. Die Zahl der geborgenen Opfer stieg auf 339, nachdem Taucher am Freitag insgesamt 28 weitere Leichen in der Nähe des Wracks gefunden hatten. Im Schiff sind keine Leichen mehr. Laut Küstenwache geht die Suche außerhalb des Schiffes weiter. 155 Flüchtlinge waren nach dem Schiffbruch gerettet worden, insgesamt 545 waren nach den Angaben von Überlebenden an Bord des Bootes gewesen.

    Seit dem Unglück in der vergangenen Woche wird in der EU heftig über die europäische Flüchtlingspolitik diskutiert.

    Q: "Wie viele müssen sterben, bis gehandelt wird?" - WEB.DE


    Wie denkt ihr darüber?
     
  2. 12. Oktober 2013
    Zuletzt bearbeitet: 12. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Das umsGanze-Bündnins hat es gut auf den Punkt gebracht:
    "Die ,,Festung Europa" ist Sinnbild einer globalen Ordnung, die für die Freiheit von Kapital und Waren über Leichen geht. ,,We are here because you destroy our countries!" (,,Wir sind hier weil ihr unsere Länder zerstört!") - mit diesem Slogan attackieren Flüchtlingsinitiativen überall in Europa den billigen Humanismus eines Kontinents, der sich mit ein paar handverlesenen politisch Verfolgten schmückt, aber mit den von ihm selbst verursachten sozialen und politischen Katastrophen auswärts nichts zu tun haben will. Postkoloniale Macht- und Ausbeutungsverhältnisse bedrohen Leib und Leben von weitaus mehr Menschen als jede finstere Diktatur. Westlicher Rohstoffhunger und westliche Marktmacht zerstören die Existenz von Millionen. Deshalb ist der Kampf um globale Migrationsfreiheit immer auch ein Kampf gegen die kapitalistische Ordnung, ihre Grenzen, ihre Bullen, ihre Staaten und Fabriken."
    Rebel with a Cause | TOP B3rlin

    Die Gründe für die Zerstörung der Lebensgrundlagen sind vielfältig: Überfischung der Küsten, Kriege wie Afghanistan, Waffenexport in alle Welt, Ausplünderung durch Multis usw. Viele Abhängigkeitsverhältnise und die allgemeine Rückständigkeit der 3. Welt haben ihre Wurzeln im Kolonialismus.
    Die "Flüchtlingsbekämpfung" (Angela Merkel) der EU führt dazu, dass Flüchtlinge auf immer gefährlichere Wege gedrängt werden. Grenzstaaten wie Italien & Griechenland werden komplett überfordert, weil ein Asylantrag nur in dem Land möglich ist, das zuerst betreten wurde. Die entsprechenden Zustände in den Lagern sind nur noch menschenverachtend zu nennen. Auf Arte gibt dazu grade ne gute Doku:
    Festung Europa - Einsatz gegen Flüchtlinge | ARTE Journal | Welt | de - ARTE
     
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  3. 13. Oktober 2013
    Zuletzt bearbeitet: 13. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Unglück hin oder her, den Hamburger Senat und der Polizei stört es nicht und beginnen zur feier des Tages auch noch mit den Rassistischen Polizeikontrollen der Flüchtlinge, die diese Risikoreiche Überfahrt überlebt haben.

    Polizei kontra Flüchtlinge: Operation Lampedusa - taz.de
    Proteste nach Kontrolle von Flüchtlingen | NDR.de - Nachrichten - Hamburg

    Es ist einfach nur Wahnsinn wie offensichtlich hier der Kapitalismus mordet. Allein in der Mittelmeer Region starben 50 mal mehr Menschen wie zur Zeiten der Berliner Mauer. Wie bereits gesagt, es ist schlimmer als jede finstere Diktatur.

    Am 21 Dezember gibt es eine Bundesweite Demonstration in Hamburg, unter anderem für die Flüchtlinge.
    21.12. Bundesweite Demonstration « Flora bleibt unverträglich!
    Wäre schön, wenn der ein oder andere sich dort blicken lässt.
     
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  4. 13. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Überlebende widersprechen der offiziellen maltesisch-italienischen Version:
    "Überlebende der Schiffstragödie vom 11.10.2013 berichten, dass ihnen über sechs Stunden ein Patrouillenschiff der militarisierten libyschen Küstenwache gefolgt ist. Die libyschen Gendarme schossen immer wieder auf das Flüchtlingsschiff, weil es nicht kehrt machte. Mit ihren Schüssen töteten sie zwei Flüchtlinge. Schließlich bewirkte der Beschuss, dass das Flüchtlingsschiff kenterte. (...)
    Zudem seien nach Auskunft der Überlebenden über 400 Flüchtlinge an Bord gewesen, so dass ca. 200 Flüchtlinge ertrunken sind.

    Am 07.10.2013 haben die italienische und libysche Grenzpolizei sowie zugehörige weitere Grenzüberwachungsbehörden ein Übereinkommen abgeschlossen. Demnach wird ab sofort die libysche Grenzgendarmerie mit den italienisch-libyschen Schiffen patrouillieren, überwacht durch italienische Grenzpolizisten. Einzelheiten über die Modalitäten gemeinsamer Patrouillen wurden nicht veröffentlicht. Eingesetzt werden alle Patrouillenschiffe, die Italien dem nordafrikanischen Land seit 2009 (damals an Gaddafi) geliefert hat."

    Libysche Küstenwache schoss auf Flüchtlingsschiff - 200 Tote | ffm-onlineffm-online

    Unserem Berufsrassisten Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) fällt natürlich nichts ein, außer die Verantwortung auf die "Schlepper" abzuschieben.
    http://www.tt.com/home/7277033-91/fl%C3%BCchtlingstrag%C3%B6die---verst%C3%A4rkt-rufe-nach-neuer-eu-politik.csp
     
  5. 13. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Was erwartest du? Man sucht die Schuld immer bei den Opfern seiner eigenen Gier. Daß man selbst dafür verantwortlich ist, daß diese Menschen zu uns strömen, kommt einem dabei nicht in den Sinn.

    Das Problem ist, daß Europa gar nicht in der Lage ist die ganzen Flüchtlinge aufzunehmen. Diese würden hier vom Regen in die Traufe kommen.

    43 Millionen Europäer können Essen nicht bezahlen

    Armut in Europa: 43 Mio. Menschen können laut IFRC Essen nicht bezahlen

    Rotes Kreuz schl

    Die Armuts-Bombe • format.at
     
  6. 13. Oktober 2013
    Zuletzt bearbeitet: 13. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Aber die Entwicklungsländer können das besser oder wie?
    Von den 45 Millionen Flüchtlingen weltweit befinden sich über 80% in Entwicklungsländern. Über die Hälfte sind Binnenflüchtlinge, also Vertriebene im eigenen Land. Allein innerhalb des EU-Verbündeten und bald NATO-Partners Kolumbien sind es 5 Millionen.
    Das ist auch von UmsGanze nicht so gemeint, man müsse die Grenzen öffnen, aber sonst alles lassen wies ist: "Deshalb ist der Kampf um globale Migrationsfreiheit immer auch ein Kampf gegen die kapitalistische Ordnung, ihre Grenzen, ihre Bullen, ihre Staaten und Fabriken."
    Ein weiterer wichtiger Fluchtgrund, der in Zukunft noch deutlich wichtiger werden wird ist übrigens der maßgeblich durch die Industrieländer verursachte Klimawandel:
    "Schon heute zerstören die Folgen der globalen Erwärmung weltweit Lebensgrundlagen, etwa wenn durch den Anstieg des Meeresspiegels dicht bevölkerte Küstengebiete verloren gehen, Böden erodieren und Grundwasserspeicher versalzen. Oder wenn in bereits von Dürre bedrohten Regionen die ohnehin geringen jährlichen Niederschläge ausbleiben und dadurch die landwirtschaftliche Nutzung von Ackerflächen für den Anbau von Nahrungsmitteln zurückgeht oder gänzlich unmöglich wird."
    Auf der Flucht vor dem Klima - medico international

    Um hier Solidarität einfordern zu können, müssten so manche Leute zunächst die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu anerkennen.
     
  7. 13. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Das sagt doch niemand n0b0dy. Natürlich sind wir momentan noch eher dazu in der Lage, aber wir sind uns doch wohl einig, daß das nicht die Lösung ist.

    Migration entsteht aufgrund von Ungleichheit und Ausbeutung. Die Ursachen müssen bekämpft werden, dann gibt es auch keinen Grund mehr aus seinem Heimatland zu flüchten. Wir sind uns hier eigentlich einig.
     
  8. 13. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    hier was von einem dorf das einfach flüchtlinge aufnimmt.

    Riace - das gallische Dorf in der EU

    Ein Lehrer bringt tausende Flüchtlinge in sein Dorf und wird dafür zum Bürgermeister gewählt: Das Gegenmodell zur Festung Europa

    Riace - das gallische Dorf in der EU - fm4.ORF.at

    ganz unten auf der seite gibts den bericht zum anhören im player.
     
  9. 14. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    was wären denn die folgen für uns deutsche und für ganz europa wenn man die flüchtlinge mit offenen armen begrüßt?
     
  10. 15. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Mehr Kosmopolarität.
    Mehr interkultureller Austausch.
    Eine größere Vielfalt der Gesellschaft.
    Zudem gerade die Flüchtlinge keinen Job scheuen und sehr geschäftstüchtig sind. Gilt auch meist für Migranten aus der Türkei, Polen usw. Wenn ich nachts arbeite, sitzen zu 95 Prozent Kinder aus Migrantenfamilien in Arbeitskleidung in der S-Bahn. Fast alle meine Arbeitskolleg/innen sind Migranten.
    Viele von denen sind Ärzte, Anwälte, Mechaniker usw., die Haus und Hof aufgeben müssen, teilweise sehr gute Jobs hatten usw. Ich würde z.B. jederzeit eine/n afrikanische/e Mechaniker/in bevorzugen, weil die ihr Handwerk viel mehr verstehen und sehr gut im Improvisieren sind. Die deutschen können oft nur noch Computer auslesen.
    Solange Europa diese Länder bis in den Ruin ausbeutet, solange sollen ruhig alle herkommen.
     
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  11. 15. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    ic schätze, und das weißt du auch, dass mr.knut auf die negativen Folgen zb für das Sizialsystem eingehen wollte. Wo willst du denn auf einmal die Arbeitsplätze her bekommen? Und wie willst du den Menschen hier erklären, dass sie zurückstecken müssen. Das wollen die wenigsten Menschen hier in Deutschland.

    Ich selbst sehe das Problem nicht in den Asylanten, sondern in den Menschen, die sich als Asylanten ausgeben, um von der Wirtschaftssituation hier zu profitieren.
    Ich arbeite eng mit einer Wohngruppe für Asylanten zusammen und da geben sich die meisten als 16-17 aus(in Wirklichkeit sind sie locker 23) und werden auch nicht in ihrem heimatland verfolgt.(das sind deren eigene Worte) Viele von denen werden hier nach deutschland geschleußt und wissen direkt, wo sie welche anlaufstellen usw finden, um möglichst gute unterstützung zu bekommen.


    Also versteht mich nicht falsch. Ich habe immernoch die Ansicht, dass es notwendig ist, jeden politischen Flüchtling aufzunehmen. Jedoch denke ich, dass es nicht sinnvoll ist, die Grenzen aufzumachen und alle einwandern zu lassen. Dafür bin ich zu egoistisch.
     
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  12. 15. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Oh ja, die Sozialsysteme. Des Steuerzahlers liebstes Argument.
    Nichts anderes als Ausdruck der kleinbürgerlichen Verbittertheit ob der Sinnlosigkeit des eigenen Lebens, einhergehend mit der Unfähigkeit, auf die Gesamtheit der Umstände zu reflektieren, die das Leben so unterträglich machen und das vermeintlich wohlverdiente Glück vorenthalten, obwohl man doch, im Gegensatz zu den Schmarotzern, immer hart gearbeitet hat.
     
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  13. 15. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Es gäbe auf der materiellen Seite mehr als genug wichtige Arbeit zu tun. Wenn man endlich die Kapitalisten zumindest teilenteignen würde, wäre sofort auch das Geld dafür da.

    Was das Nahziel angeht muss ein europäischer Verteilungsschlüssel für Asylsuchende her, der sowohl Bevölkerungszahl wie BIP berücksichtigt. Sowas gilt innerhalb Deutschlands übrigens schon lange. Sonst machen sich die Zentrumsländer mitschuldig an den menschenunwürdigen Bedingugen in den überforderten Grenzstaaten.
    Dazu braucht es einen "humanitären Korridor" und sichere Fluchtwege. Die Asylanträge würden bei europäischen Institutionen in Lybien, Ägypten usw. aufgenommen und von dort eine gefahrlose, legale Einreise ermöglicht. Heute werden viele kleine, unsichere Schlauchboote benutzt, um nicht entdeckt werden. Das Verfahren darf aber nicht direkt in Afrika abgewickelt werden, sondern muss im Rechtsgebiet de EU stattfinden, um Rechtsschutz und unabhängige Aufklärung zu garantieren. Ein großer Teil der Flüchtlinge muss ihren Schutz gerichtlich einklagen. Statt Institutionen wie Frontex zur Flüchtlingsabwehr, müssen Seerettungsprogramme her.
    Bis dahin gilt:
    "Was genau hofft man, sich dadurch zu ersparen, dass man statt der sachlich korrekten Bezeichnung »Massenmörder« den sachlicher klingenden Titel »Innenminister« verwendet?" (ak - analyse & kritik)
     
  14. 16. Oktober 2013
    Zuletzt bearbeitet: 17. Oktober 2013
    AW: Flüchtlingspolitik in Europa

    Ein kleiner Video Report zu dem aktuellen Thema in Hamburg: Flüchtlinge in Hamburg: Lampedusa-Gruppe kämpft für Bleiberecht -Video - SPIEGEL ONLINE

    noch eins: Streit über Flüchtlinge: Randale in Hamburg | NDR.de - Nachrichten - Hamburg

    Einige Opfer der Rassistischen Kontrollen haben bereits Ausreiseverfügung erhalten. Die Stadt will nicht helfen, auch wenn sie das behauptet. Verdammte Rassisten...

    da gehen eure Steuergelder flöten, selber Schuld... YouTube

    Scheiß Hamburg, scheiß Deutschland, scheiß Europa
     
  15. Video Script

    Videos zum Themenbereich

    * gefundene Videos auf YouTube, anhand der Überschrift.