Geburtenrate in Deutschland immer noch unter EU-Durchschnitt

Artikel von Carla Columna am 6. Juni 2017 um 13:31 Uhr im Forum Politik, Umwelt, Gesellschaft - Kategorie: Politik & Recht

Geburtenrate in Deutschland immer noch unter EU-Durchschnitt

6. Juni 2017 von   Kategorie: Politik & Recht
Zwar ist der Wert der höchste seit der Wiedervereinigung und die letzten Jahre kontinuierlich gestiegen, dennoch liegt er im Durchschnitt unter 1,5 Kinder je Frau im Jahr 2015. Laut Statistischem Bundesamt lag die europäische Geburtenrate bei 1,58.
Die Maßnahmen der Politik scheinen langsam zu greifen, so bekommen auch Akademiker wieder mehr Kinder: „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann vor allem dazu beitragen, dass Menschen überhaupt Eltern werden und sich für ein oder zwei Kinder entscheiden.“


Diesen Wandel bemerkt man auch in der Wirtschaft, wo wieder mehr Geschäfte sich um das Thema Nachwuchs ansiedel und immer wieder neue Ideen und Hilfen im Alltag mit Kleinkindern angepriesen werden. Tatsächlich ist auch die gestiegene Nachfrage ein Indiz dafür das sich etwas ändert. Der Komfort rund ums Kind ist deutlich gestiegen und die Produktpalette wird nicht nur besser sondern schließt auch kleinste Nischen. Von Geländegängigen Kinderwägen, super Windeln und Windeleimer bis hin zu Saugrobotern oder Babyphones die wie Überwachungssysteme für Kinder funktionieren.

Trotz allem ist Deutschland und auch die EU weit davon entfernt ins Plus zu kommen, denn um eine Bevölkerung auf selbem Niveau zu halten müsste jedes Paar mindestens 2,1 Kinder bekommen. Das ist auch nicht so einfach denn Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter ist momentan deutlich niedriger als die der alten Menschen. Das hat einen Doppelten Effekt, da zum einen weniger junge Menschen da sind die Kinder bekommen und diese müssten dann auch den Schwund der Älteren ausgleichen. Dazu müsste jede Frau 3-4 Kinder bekommen, was in absehbarer Zeit unrealistisch ist.

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Dennoch hält sich die Bevölkerung auf einem stabilem Niveau, so dass die Volkswirtschaft in gleicher stärker erhalten bleibt. Die Abwanderung ist in Deutschland sehr niedrig und die kontinuierlich gestiegene Zuwanderung gleicht den Bevölkerungsschwund aus, so ist die Bevölkerung in den letzten Jahre sogar gestiegen.

Die Bevölkerung scheint das erkannt zu haben und so stehen vor allem junge Menschen zwischen 20 und 39 wieder positiv gegenüber größeren Familien mit 3 oder mehr Kindern.

Auf den oberen Plätzen im EU-Vergleich liegen Irland (1,92) und Schweden (1,85) nach Frankreich mit 1,96. Die niedrigsten Geburtenraten hatten Portugal (1,31), Polen und Zypern (jeweils 1,32).

Vor allem die kostenlosen Kindergärten und die höhere Anzahl an freien Krippenplätzen scheint für Berufstätige Frauen eine Motivation zu sein den Kinderwunsch mit der Karriere vereinen zu können.
Aber auch kulturelle Unterschiede sind Grund für unterschiedliche Prioritäten.

So liegt die Geburtenrate von Zuwanderern aus anderen Kulturkreisen meist deutlich höher, diese helfen auch Maßgeblich die Geburtenrate wieder steigen zu lassen. So bekommen Türken in Deutschland sogar mehr Kinder als in der Türkei, da hier alle Bedingungen deutlich besser sind. Die soziale Absicherung sowie gute Schulen aber auch Gesundheitsversorgung und der starke Arbeitsmarkt sind eine existenzielle Basis, die es so Weltweit nur selten gibt. Die meisten Länder können von solchen Sicherheiten nur träumen.

Aber gerade diese Sicherheiten scheinen auch ein Grund zu sein keine Kinder zu haben, denn Kinder bieten Heute keine direkt sichtbare Absicherung mehr, aber dafür ein Risiko an Kosten, was viele mit sozialem Abstieg verbinden. So stehen steigende Soziale Absicherung der Geburtenrate gegenüber. Allerdings wird dabei nicht realisiert das die Absicherung davon abhängt wie viel Nachwuchs wieder Einzahlt. Die soziale Absicherung lief früher direkt innerhalb der Familie, durch die indirekte Verteilung über hohe Steuern, ist gar nicht mehr erkennbar das der Nachwuchs für einen selbst auch etwas Absichert.

Warum sollte man selbst ein Risiko eingehen, wenn die Absicherung auch andere erledigen können. So sinken die Geburten in Ländern mit zunehmender Sozialleistung des Staates, bei gleichbleibendem finanziellem Risiko für Eltern mit mehr als zwei Kindern.

Allerdings liegt die verbreitete "Angst" der niedrigen Geburten und des Bevölkerungsschwundes auf seiten der Politik und Wirtschaft. Denn technologisch gesehen und Umwelt-technisch macht es Sinn, das Entwicklung und Fortschritt zusätzliche Arbeitskraft überflüssig machen und der größer werdenden Ökologische Fußabdruck (durch mehr Menschen) eher Kontraproduktiv ist.
Die geforderten Geburtenraten basieren einzig und alleine auf dem Wachstumsgedanken ohne den das jetzige System nicht funktioniert, da Arbeitsplätze und steigende Produktivität auf kosten der Umwelt nicht unlimitiert funktionieren.

Praktisch gesehen wird der Fortschritt und seine natürlichen Folgen gebremst und blockiert, da es bisher wohl noch kein Konzept gibt für die Zukunft bei dem sich die Welt einig wäre.
 

Kommentare

7. Juni 2017
Ein echt interessanter Beitrag. Zwar habe ich viel über die Geburtenrate in Deutschland gehört, aber diese Sichtweise finde ich sehr interessant. Vor allem, warum so viele sich für nicht mehr als 1-2 Kinder entscheiden. Ich finde in Deutschland ist das Thema Bildung und "Das Leben" noch mal eine Sache, die eventuell ein Grund für die niedrige Geburtenrate ist. Viele wollen das Leben noch "genießen", denken noch lange nicht an Familie und wollen noch reise etc. Was ich persönolich sehr schade finde, da man auch mit Kindern viel Unternehmen kann. Vor allem sind die Urlaubsbilder umso schöner. Viele wollen auch noch studieren, studieren und studieren. Das ist in erster Linie nicht schlecht, aber wenn sie das Studium als eine Art Freizeit sehen, dann ist es doch sehr schade. Bin gespannt wie sich die Geburtenrate in den nächsten fünf Jahren ändert.
 
7. Juni 2017
Ich wage zu bezweifeln, dass Menschen sich so völlig uneigennützig dazu entscheiden, Kinder in die Welt zu setzen.
Kinder macht man, weil man sie haben will, nicht als Kapitalanlage für den späteren Lebensunterhalt. So sollte es zumindest sein.
Innerfamiliäre Altersversorgung ist seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten nicht mehr notwendig, auch wenn es schade ist, dass Mehrgenerationenhaushalte nur noch relativ selten vorkommen.



Für die paar Tage im Jahr muss man sich kein Kind ans Bein binden. Frag einfach deine Urlaubsbekanntschaften oder Hotelzimmernachbarn.

Möglichst gute Qualifikation ist heutzutage wichtig, erst recht im Hinblick auf Wirtschaft 4.0. Wenn weniger gut qualifizierte Arbeitsplätze von intelligenten Maschinen übernommen wird, muss man schon der Beste in seinem Fachbereich sein, will man nicht ersetzt werden.

Davon abgesehen sind Kinder teuer. Man sagt, bis zum 18. Lebensjahr liegen die Kosten bei ca. 150.000 Euro. Davon kann man sich ein kleines Häuschen oder eine Wohnung kaufen. In Zeiten steigender Mieten dürfte das vermutlich ein besseres Anlageobjekt sein als ständig sinkende Renten.