Gefängnisrestaurant in der Toskana: Gourmets hinter Gittern

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von InEo, 1. September 2007 .

Schlagworte:
Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. 1. September 2007
    Gefängnisrestaurant in der Toskana

    Gourmets hinter Gittern


    Im Hochsicherheitsgefängnis von Volterra sitzen Mafiosi, Mörder und Betrüger ihre Strafe ab. Zwei Dutzend von ihnen arbeiten in der Küche, und einmal monatlich kochen und servieren sie auch für externe Gäste. Dann öffnen sich die Gefängnistore, und die Knackis tischen ihren Besuchern ganz stilecht Haute Cuisine oder Mittelalter-Kost auf.


    In der alten Festung der Medici, oberhalb von Volterra, mittlerweile ein Staatsgefängnis, sind 150 Schwerverbrecher sicher weggeschlossen. Einige wenige Häftlinge dürfen in der Knast-Küche arbeiten, wegen guter Führung. Massimo hat schon sieben Jahre hinter - und noch einige vor sich. Mit Kochen hatte er früher nicht viel im Sinn. Jetzt ist er begeistert bei der Sache. Einmal im Monat kommen sogar Gäste von außerhalb zum Dinner im Knast. "Das ist eine echte Chance'', sagt Massimo, "die es in anderen Gefängnissen so nicht gibt. Ich bin sehr glücklich, das ist eine tolle Erfahrung. Man hat einen interessanteren Alltag und für sein späteres Leben bessere berufliche Perspektiven, z.B. in der Gastronomie.''

    Auch wenn er sie schon lange kennt, so richtig traut Wachmann Salvatore seinen schweren Jungs nicht. Immer wieder zählt er in der Küche sämtliche Suppenkellen und Messer nach. Damit auch kein Gefangener auf dumme Gedanken kommt.

    Zündende Idee der Gefängnisdirektorin

    In der mittelalterlichen Festung führt heute sie das Regiment: Maria Grazia Giampiccolo. Auf dem Hubschrauberlandeplatz hoch oben auf der Festung empfängt sie normalerweise ihre gefährlichsten Dauergäste, bevor sie hinter Schloss und Riegel verschwinden - Bankettbesucher dürfen hier (noch) nicht einschweben. Maria Grazia hatte die Idee mit dem Knastrestaurant. "Wir öffnen uns damit für die Öffentlichkeit", sagt sie. "Das ist für die Häftlinge drinnen gut, wir haben jetzt weniger Probleme mit ihnen, aber auch für die Leute draußen, unter anderem für die Touristen, die in der Vergangenheit die historische Festung besichtigen wollten - und nie rein durften."

    Maria Grazia Giampiccolo ist die einzige Frau im Knast von Volterra, am Abend erwartet sie 180 Gäste. Persönlich überzeugt sie sich, was ihre Jungs in der Küche so anrichten. Massimo wetzt das Messer. Er ist im Stress, die Küchencrew hinkt im Zeitplan hinterher. Es soll deftige Kost mit Rezepten aus dem Mittelalter geben - beim letzten Mal hatten die Häftlinge Haute Cuisine aufgetischt.

    Insassen sind stolz auf ihr Restaurant

    Der 29-jährige Schwerverbrecher ist sich durchaus bewusst, dass das hier kein Gefängnisjob wie jeder andere ist. "Klar, in der Küche gibt es potentielle Waffen, und das ich damit hantieren darf, ist ein großer Vertrauensbeweis. Aber wie soll man ohne Messer in der Küche arbeiten? Ich mache einen guten Job, sonst wäre ich nicht hier." Massimo war einer von vier Tätern, die einen 40jährigen in Sizilien getötet haben. "Es tut mir unendlich leid, auch wenn ich nicht der Hauptschuldige bin. Es war ja ein Menschenleben. Jeder von uns vieren hat die gleiche Haftstrafe bekommen, jeder 24 Jahre."

    Dann ist es soweit, die Gäste kommen: Italiener und Touristen aus aller Welt. Einen Gaumen- und Nervenkitzel erwartet Donnatella Minuzzi, für das sie gerne 25 Euro bezahlt. Sie ist mit Freunden aus Pisa angereist, hat sich Wochen vorher angemeldet. Denn es gelten strikte Sicherheitskontrollen, wer vorbestraft ist, muss draußen bleiben.

    Gefangene und Wärter im gleichen Kellnerkostüm

    Drinnen tischen Gefangene und Wärter auf, mittelalterliche Speisen und Rotwein. Gefangene und Wärter tragen alle das gleiche Kellnerkostüm, für einige Stunden sind alle gleich, und die Schwerverbrecher von Volterra erleben einen Abend lang fast so etwas wie Freiheit. Die Direktorin will im nächsten Jahr richtige Starköche als Ausbilder in ihr Gourmet-Gefängnis locken.

    Die Gäste sind hoch zufrieden. "Ich habe das richtig genossen. Der Abend ist toll verlaufen", sagt Donnatella Minuzzi. "Mit einigen Gefangenen konnte ich sogar plaudern.'' Auch Massimo, der in der Küche dir Essensreste wegräumt, ist zufrieden: "Ich hoffe, euch hat es gefallen". Nur Wachmann Salvatore ist genervt, eine Salatzange fehlt, und keiner will es gewesen sein.Tief in der Nacht wird sie doch noch gefunden. Noch ein Tänzchen, danach müssen die Häftlinge zurück in ihre Zellen - für einen Monat bis zur nächsten Dinner-Party im Knast.

    Quelle: tagesschau.de
     
  2. 1. September 2007
    AW: Gefängnisrestaurant in der Toskana: Gourmets hinter Gittern

    Ich entschuldige mich für diese Faux Pas. -->closed
     
  3. Video Script

    Videos zum Themenbereich

    * gefundene Videos auf YouTube, anhand der Überschrift.