"Gesicht des Terrorismus hat sich gezeigt"

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von z3Ro-sHu, 12. Juli 2006 .

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  1. 12. Juli 2006
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    Nach der Anschlagsserie in der indischen Millionenmetropole Bombay ist die Zahl der Toten auf 190 gestiegen. Mindestens 625 Menschen wurden verletzt, als gestern im abendlichen Berufsverkehr sieben Sprengsätze in voll besetzen Vorortzügen und auf Bahnhöfen explodierten. Die Suche nach Tätern und Drahtziehern läuft auf Hochtouren.

    Es soll ein bewusstes Zeichen der Normalisierung sein an diesem Morgen nach den Anschlägen. Die Nahverkehrszüge Bombays fahren wieder. Noch in der Nacht waren die Schäden auf der betroffenen Weststrecke der Millionenstadt repariert worden, rechtzeitig für die morgendliche Hauptverkehrszeit. Bahnbeamte und Polizei erklärten, die Lage in der indischen Wirtschaftsmetropole sei unter Kontrolle. Ärzte kämpfen weiter um das Leben vieler Schwerverletzter und baten um Blutspenden sowie zusätzliches medizinisches Personal zur Versorgung der etwa 700 Verletzten.
    "Bombenserie war gut geplant und koordiniert"

    Die Suche nach den Tätern und den Drahtziehern der Bombenserie läuft indes auf Hochtouren. Die Behörden vermuten Terroristen hinter den sieben gewaltigen Anschlägen, die sich gestern abend innerhalb von nur zehn Minuten auf einer Bahnstrecke vom Zentrum in die Vororte Bombays ereignet hatten. Doch mit konkreten Verdächtigungen halten sich leitende Ermittler wie K.M. Raghuvanshi, der Chef der Antiterroreinheit in Bombay, zurück: "Wir können derzeit nicht spekulieren, wer hinter den Anschlägen steckt. Die Untersuchungen laufen noch. Hier hat sich das Gesicht des Terrorismus gezeigt. Diese Bombenserie war gut geplant und koordiniert. Dahinter muss eine mächtige Kraft stehen."

    Täter möglicherweise von Al Kaida motiviert

    Verlauf, Ziele und Zeitpunkt der Anschläge, die Verwendung von hochexplosivem Sprengstoff tragen nach Meinung von Terror-Experten eine klare Handschrift. Sie verdächtigen bekannte Gruppen von Moslemextremisten, die von Pakistan unterstützt werden. Jaish-e-Mohammad und Lashkar-e-Toiba werden genannt, Militante, die vor allem in Kaschmir aktiv sind und immer wieder für blutige Anschläge überall in Indien verantwortlich gemacht wurden. Terrorfachmann Bahukutumbi Raman meint, die Täter könnten durch die Ideologie von Al Kaida motiviert worden sein, auch wenn das Terrornetzwerk die Bombenserie wohl kaum durchgeführt habe. "Al Kaida führt eine Kampagne gegen Indien seit dem Indienbesuch von US-Präsident Bush im März", so Raman. "Im April warnte Osama Bin Laden die islamische Welt vor einer Verschwörung der Hindus mit Christen und Juden gegen Moslems. Möglicherweise waren die Attentäter von Al Kaida inspiriert", sagt der Experte.

    Die indische Regierung hält sich mit Anschuldigungen bewusst zurück und spricht von Spekulationen. Innenminister Shivraj Patil besuchte nach Mitternacht Verletzte in Bombay und rief die Bevölkerung zur Ruhe auf: "Wir verurteilen alle, die hinter diesen entsetzlichen Anschlägen stehen. Wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder passiert. Es ist nun unsere Pflicht, Frieden und Einheit in unserem Land aufrechtzuerhalten."

    Opposition sieht das Land in Gefahr

    Doch die hindunationalistische Opposition macht die Koalitionsregierung in Neu Delhi für die Anschläge mitverantwortlich. Die BJP warf der Regierung eine zu weiche Haltung vor allem gegenüber muslimischen Terroristen vor. Oppositionsführer Lal Krishna Advani sagte: "Die BJP hat in den vergangenen Tagen immer wieder gesagt, dass Indien unter der Regierung der derzeitigen Koalition einer großen Bedrohung durch Terroristen ausgesetzt ist. Unser Land ist wegen der Politik der Zentralregierung in Gefahr."
    Pakistan als Unterstützer beschuldigt

    Hardliner nicht nur unter den Politikern, sondern auch unter den Terror-Fachleuten forderten ein hartes Vorgehen gegen die verantwortlichen Gruppen und ihre Unterstützer. Der bekannte indische Sicherheitsexperte Ajay Sahni bezeichnete Pakistan als Unterstützer des Terrorismus: "Man kann nicht mit einem Land verhandeln, das offen als Terrorstaat bekannt ist. Ich möchte einen indischen Regierungsvertreter sehen, der leugnen würde, dass Pakistan hinter all diesen Anschlägen steht."

    Pakistan hatte die Anschläge scharf verurteilt und zu einer Lösung des Jahrzehnte alten Konflikts mit Indien um das geteilte Kaschmir aufgerufen. Aus Angst vor möglichen Unruhen zwischen Hindus und Moslems sowie vor weiteren Anschlägen erklärte die indische Regierung noch am Abend für weite Teile des Landes die höchste Alarmstufe.
     
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