Gigantische Sterne und ihre erstaunlichen Eigenschaften

Der Zusammenhalt unseres Sonnensystems kann nicht übersehen werden. Dennoch bleibt der Sonnengarten klein, verglichen mit den riesigen Sternen des Universums. Astronomen haben vor Kurzem Bilder von einem gewaltigen Stern veröffentlicht, der Blasen erzeugt – diese sind 75-mal größer als unser Sonnenball. Die Neugier auf die Weiten des Kosmos wird dabei erneut angeregt.

Gigantische Sterne und ihre erstaunlichen Eigenschaften

14. September 2024 von   Kategorie: Wissenschaft
grosser blasen stern detail bild.jpg
Detail Bilder vom großen Blasen-Stern "R Doradus".


Die Größe der Sonne im Universum


In unserem kleinen Sonnensystem ist die Sonne das Kräftezentrum. Sie hält etwa 99,8 % der gesamten Masse in ihrem Einflussbereich. Das bedeutet, unsere Planeten sind im Vergleich dazu kaum mehr als kleine Kieselsteine oder Gasballen – ihre Gravitation ist minimal. Man könnte sagen, dass sich etwa 1,3 Millionen Erden in dem Raum unterbringen lassen, den die Sonne einnimmt. Es ist fast schon dreist, wie dominant sie unser System prägt.


Das andere Ende der Skala: R Doradus


Doch wenn die Sonne einen Dämpfer benötigt, könnte sie sich umsehen und die Dokumentation des Universums studieren. Einige Sterne, die sich in fortgeschrittenen Lebensphasen befinden, haben die Fähigkeit – die Sonne einfach zu verschlingen und sie wie ein Frühstück zu konsumieren. Das ist kein Scherz, das geschieht tatsächlich. Ein roter Riese – benannt als R Doradus – kann als exemplarisches Modell dienen. In einem Abstand von 180 Lichtjahren ist er zu finden. Der gigantische R Doradus ist etwa 350-mal breiter als die Sonne und besitzt dennoch eine ähnliche Masse. Dies geschieht, weil Sterne eine Phase hinter sich haben, in der sie ihre Brennstoffvorräte aufbrauchen und dann anschwellen.


Die Perspektiven der Astronomen sind durch den ALMA-Teleskop in Chile auf ein neues Niveau gehoben worden. Durch die Größe und Nähe von R Doradus können Astronomen die Oberfläche des Sterns in beispielloser Detailgenauigkeit darstellen. Bei dieser Betrachtung wird ein Prozess sichtbar – die Konvektion. Hierbei sorgen große heiße Gasblasen dafür, dass Energie vom Kern zur Oberfläche transportiert wird. Danach kühlen diese Blasen ab und sinken wieder ins Innere. Es scheint, als würde sich eine Lava-Lampe in Aktion befinden – dies ist verantwortlich für das Ausstoßen vitaler Elemente wie Kohlenstoff und Stickstoff in die kosmische Umgebung.


Eine bahnbrechende Entdeckung


Am bedeutendsten ist die Tatsache, dass dies das erste Mal ist, dass die brodelnde Oberfläche eines echten Sterns in dieser Weise dargestellt werden konnte. Wouter Vlemmings, der Hauptautor der Studie, sagt dazu: „Wir hatten nie erwartet, dass die Daten von so hoher Qualität sein könnten, dass wir so viele Details der Konvektion auf der stellaren Oberfläche sehen könnten.“ Man hat zwar schon Konvektion auf der Sonne beobachtet, jedoch nie in solch hoher Detailtreue oder in Bewegung bei anderen Sternen.


Diese Gasblasen, auch konvektive Granulen bezeichnet, waren bis zu 75-mal breiter als die Sonne. Und sie scheinen sich in einem Zyklus zu bewegen, der etwa einen Monat dauert – das ist schneller als man ursprünglich annahm. Vlemmings merkt an: „Wir wissen noch nicht, was der Grund für den Unterschied ist. Es scheint, dass die Konvektion sich verändert, während ein Stern älter wird, in Weisen, die wir noch nicht verstehen.“

YouTube-Video

Die Auswirkungen dieser Forschung sind enorm. Das Studium solcher Prozesse auf anderen Sternen ist entscheidend. Somit lässt sich besser verstehen, wie durchschnittlich oder außergewöhnlich unsere Sonne im Kontext des gesamten Universums ist. Wissenschaftler können aufzeigen, inwiefern unser Stern ein gewohnter Teil der kosmischen Landschaft ist oder ob es besondere Merkmale aufweist.


Quelle: https://www.eso.org/public/news/eso2412/