Noch fehlt es an gesicherten Erkenntnissen, mit welchen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen in der Zukunft zu rechnen ist.
Ein ambitioniertes Ziel
Aus politischer Sicht hat sich Deutschland, was Elektroautos angeht, sehr ambitionierte Ziele gesetzt. Eines dieser Ziele war es, bis zum Jahr 2020 eine Million E-Autos auf die Straße zu bringen, was rund zwei Prozent des gesamten Fahrzeugbestands an PKWs wären. Wie utopisch dieses Ziel ist, hätte die Politik bereits 2010 erkennen müssen, denn zu diesem Zeitpunkt gab es gerade einmal 1642 E-Autos auf deutschen Straßen.
Hingegen alles andere als schleppend verlaufen ist die Entwicklung im Bereich der E-Fahrräder. Gab es 2005 noch 25.000 der Fahrräder mit Elektroantrieb, so wurden nur drei Jahre später schon 110.000 und 2009 sogar 150.000 Pedelecs in Deutschland verkauft. Dies ist ein Anstieg von 36 Prozent.
Kaum Interesse
Es wird viel geworben und noch mehr versprochen, es gibt Prämien und trotzdem schließt mehr als die Hälfte der Deutschen den Kauf eines E-Autos kategorisch aus. Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigt das sehr deutlich. Die Argumente der Skeptiker gleichen denen in anderen Ländern. Während sich in Deutschland knapp 60 Prozent gegen ein E-Auto entscheiden, sind es in den USA 50 Prozent, in Frankreich 57 Prozent und in Japan 46 Prozent. Nur in China kann sich, laut der Studie, eine große Mehrheit mit dem Elektroauto anfreunden.
In Deutschland wird vor allem der Mangel an Ladestationen als Grund genannt, sich gegen ein E-Auto zu entscheiden, dann folgen die zu geringen Reichweiten der elektrisch betriebenen Autos im Vergleich zu Benzinern und Dieselfahrzeugen. Viele Menschen bemängeln besonders die langen, erzwungenen Ladepausen während einer ausgedehnten Fahrt.
In Frankreich nennen die Menschen den hohen Preis der E-Autos als Hauptgrund, sich keinen dieser Wagen zu kaufen, in Deutschland sind viele Verbraucher der gleichen Meinung. Ein weiteres Argument, warum sich so viele gegen ein E-Auto aussprechen, ist, dass sie die Technologie nicht für umweltfreundlich halten. In Frankreich ist ein Viertel der Befragten ebenfalls dieser Ansicht. In den USA spielt die Umweltfreundlichkeit ebenso wenig eine Rolle wie in Japan. In Amerika denken elf Prozent, dass E-Autos schädlich für die Umwelt sind, in Japan ist es gerade einmal ein Prozent.
Sind E-Autos wirklich so umweltfreundlich?
E-Autos gelten als emissionsfrei, da sie im Unterschied zu einem Verbrennungsmotor keine direkten Emissionen erzeugen, allerdings entstehen aber CO2-Emissionen und Schadstoffe bei der Stromproduktion. Geht es um die sogenannte Lebenszyklus-Analyse, dann kommen noch die CO2-Emissionen dazu, die bei der Produktion eines E-Autos anfallen. Hier zeigt sich dann, dass ein Elektroauto praktisch eine CO2-Last mit durch sein ganzes Autoleben schleppt. Diese Last ist deutlich größer als bei Autos, die einen Verbrennungsmotor haben. Schuld daran ist die Produktion der Batteriezellen, die sehr aufwendig ist, was die Energie angeht.
Wie sieht es mit der Reichweite aus?
Wie groß die Reichweite bei Elektroautos reicht, ist immer von unterschiedlichen Faktoren abhängig, beispielsweise von der Außentemperatur und vom individuellen Fahrverhalten. Studien haben gezeigt, dass E-Autos einen bis zu 20 Prozent höheren Verbrauch an Strom haben und damit zugleich deutlich geringere Reichweiten erreichen. In den Wintermonaten kann es sogar ein bis zu 30 Prozent höherer Stromverbrauch sein.
Allerdings kommen immer mehr elektrisch betriebene Autos auf den Markt, die Reichweiten von 300 bis 400 Kilometern und eine Schnellladeleistung von bis zu 150 kW haben, zudem werden E-Autos mit unterschiedlichen Batteriegrößen angeboten.
Sind E-Autos zu teuer?
Wer einen Blick auf die Bruttolistenpreise für E-Autos schaut, wird schnell feststellen, dass diese Wagen sehr teuer sind. Werden hingegen die kompletten Betriebskosten, wie die Steuern, die Wartung, die Versicherung oder die Energiekosten plus Umweltbonus dazugerechnet, dann sind E-Autos im Vergleich überraschend günstig. Entscheidend ist dabei auch das persönliche Nutzungsverhalten. Wer mehr fährt, zahlt mehr, in diesem Punkt sind sich Autos mit Elektromotor und Verbrennungsmotor einig.
Gibt es ausreichend Ladesäulen?
Im Hinblick auf die Ladeinfrastruktur gibt es viele Bedenken und das nicht immer zu Unrecht. Eine Tankstelle ist schnell gefunden, das Tanken dauert ein paar Minuten, es wird bezahlt und die Fahrt geht weiter. Wer ein E-Auto fährt, muss sich auf jeden Fall auf seine Reise sehr gut vorbereiten und im Voraus planen, da die Nutzung von öffentlichen Ladesäulen aufwendig ist. In den vergangenen Jahren wurde sehr viel Geld vor allem in den Aufbau der Ladesäulen mit Schnellladefunktion investiert. Inzwischen gibt es in den Städten, an den Autobahnen und in den ländlichen Regionen ein Netz aus 35.000 normalen Ladestationen und 5700 Schnellladepunkten. Trotzdem muss diese Infrastruktur noch weiter ausgebaut werden, damit es in der Zukunft keine Engpässe gibt.
Können die Stromnetze zusammenbrechen?
Immer mehr E-Autos auf den Straßen, bedeutet zugleich, dass mehr Strom verbraucht wird. Kritisch wird es hingegen, wenn viele Menschen zur gleichen Zeit unterwegs sind, beispielsweise nach Feierabend. Eine Überlastung des Stromnetzes wäre eine der möglichen Folgen . Die Stromkonzerne wollen allerdings dagegen wirken, und zwar mit harten Maßnahmen. Um zu vermeiden, dass das Stromnetz zu arg belastet wird, wollen die deutschen Stromversorger eine sogenannte „Spitzenglättung“ vornehmen. Was genau heißt so etwas? In den Spitzenzeiten, also nach Feierabend oder am Morgen, wenn viele zur Arbeit fahren, wird entweder weniger Strom angeboten oder es wird eine höhere Gebühr verlangt.
Das Wirtschaftsministerium ist von dieser Idee begeistert, vergisst dabei aber leider, dass diese „Spitzenglättung“ einen Haken hat. Die Stromversorger behalten sich vor, bei dieser Glättung den Strom für bis zu zwei Stunden beim Laden der E-Autos einfach zu unterbrechen. Für den unwissenden Verbraucher ist dies nicht nur sehr ärgerlich, sondern vor allem auch nachteilig, besonders, wenn das Auto am Abend noch benötigt wird. Nach den Angaben der Stromversorger sie jedoch nicht geplant, die Versorgung mit Strom zu bestimmten Tageszeiten komplett zu kappen. Um diese „Spitzenglättung“ durchzuführen, ist jedoch eine gesetzliche Regelung nötig, die bisher noch nicht erfolgt ist.
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