Happy Birthday, Compact Disc: 200 Milliarden in 25 Jahren

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 17. August 2007 .

  1. 17. August 2007
    Erste CD wurde am 17. August 1982 gepresst
    Vor 25 Jahren wurde mit dem Abba-Album "The Visitors" die erste Compact Disc in Serie gefertigt. Seitdem hat sich das erste digitale Medium für den Massenmarkt in zahlreichen Formaten als fester Bestandteil der Alltagskultur etabliert. Der Start war jedoch recht holperig.


    Deutschland im Sommer 1982. Die "Neue Deutsche Welle" rollt durch die Hitparaden, und im Presswerk der damaligen Philips-Tochter Polygram in Langenhagen bei Hannover springt eine neue Produktionsanlage an. Auf einer 12 Zentimeter durchmessenden und 1,2 Millimeter dünnen Polycarbonat-Scheibe wird erstmals ein Musikalbum digital gespeichert, das so auch den Verbraucher erreichen soll. Statt Trio, Markus und Joachim Witt entscheiden sich die Musik-Manager aber für das bereits 1981 als LP erschienene Album "The Visitors" der schwedischen Disco-Superstars Abba - was gleichzeitig das letzte Album dieser Band sein sollte, aber als erste "Compact Disc" den Siegeszug dieses neuen Mediums einläutete.

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    Erste CD mit erkennbar geringer Spielzeit ​

    Dem war eine lange gemeinsame Entwicklungszeit der damals unangefochtenen Unterhaltungs-Elektronik-Giganten Sony und Philips vorangegangen. Philips hatte 1980 mit dem in Deutschland "Bildplatte" genannten Laservision-System das grundlegende Aufzeichnungsverfahren mit optischer Abtastung per Laser entwickelt - allerdings noch für analoge Aufzeichnungen von Bild und Ton. Sony steuerte sein Wissen bei der Miniaturisierung von mechanischen Komponenten bei und hatte mit PCM-Ton für das eigene Videoformat Betamax bereits 1977 den Standard für die Digitalisierung von Audiosignalen gesetzt.

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    Dirigent Karajan (Mitte) 1979 zwischen den Chefs von Sony und Philips​

    Gemeinsam legten die beiden Unternehmen nach Gründung einer Arbeitsgruppe 1979 bereits im Jahr 1980 in dem nach der Farbe des Umschlags benannten "Red Book" eine technische Spezifikation für die Audio-CD fest, die mit vollem Namen "Compact Disc Digital Audio" heißt. Zum 25-jährigen Jubiläum des Formats bestätigte Philips nun auch erneut eine weit verbreitete Legende über die Spielzeit der CD, die laut dem Red Book nur 74 Minuten betragen darf. So hatte man sich ursprünglich auf 60 Minuten geeinigt, was für damalige Pop-Alben mehr als ausreichend war, da diese auf LPs mit einer üblichen Spielzeit unter 30 Minuten pro Plattenseite ausgelegt waren. Sony-Vize und Klassik-Fan Norio Ohga wollte jedoch unbedingt Beethovens 9. Sinfonie in einem Stück auf dem neuen Format hören können, die je nach damals vorliegender Einspielung bis zu 74 Minuten lang war. Mit dem Dirigenten Herbert von Karajan hatte man sich zudem einen Klassik-Star als Fürsprecher des neuen Mediums ins Boot geholt.

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    Erste Vorstellung der CD 1980 ​

    Nur weil die Spezifikationen des Red Book recht große Toleranzen vorsehen, sind auch CDs mit längeren Spielzeiten möglich. Unter Ausnutzung aller Tricks sind innerhalb des Standards die heute üblichen 80 Minuten für beschreibbare CDs zu erreichen. Noch 1997 musste die US-Band "Metallica" den Song "The Outlaw Thorn" des Albums "Load" kürzen, da laut Angaben ihrer Plattenfirma - ebenfalls Polygram - eine CD mit mehr als 78 Minuten und 59 Sekunden nicht mehr in allen CD-Playern fehlerfrei laufen würde. Weitere Legenden ranken sich um die Größe der CD. Manche Theorien besagen, dass sich die 12 Zentimeter an der Diagonale einer Kompaktkassette orientieren, die mit 11,5 Zentimetern nur wenig kleiner ist. Sony soll, weil Philips die CD für zu groß hielt, sogar die Taschen von Herrenanzügen aus aller Welt vermessen haben, um zu belegen, dass die Scheiben in ihrer "Jewel Case" genannten Verpackung darin Platz finden.

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    Ein erster CD-Player, noch als Top-Loader ​

    Unstrittig ist jedoch, dass die CD trotz ihrer unbestrittenen Vorteile gegenüber Schallplatten - einfacher Wechsel von Track zu Track, kein Verkratzen beim Abspielen - von der angepeilten Zielgruppe der HiFi-Fans zunächst kritisch aufgenommen wurde. Die über Jahrzehnte optimierten Plattenspieler, die auch in den frühen 1980er-Jahren schon mehrere Tausend Mark kosten konnten, befanden sich auf einem hohen klangtechnischen Niveau. Da 1982 der Großteil der rund 150 auf CD vorgestellten Alben zudem mit klassischer Musik versehen war, traf das neue Medium auf ein Publikum mit besonders geschultem Gehör. Die Klassik-Fans bemängelten an den ersten CDs vor allem eine "Kälte", die sich an der mit Schallplatten nicht erzielbaren Auflösung der Höhen orientiert haben dürfte. Zudem waren die meisten Studios noch nicht in der Lage, analoge Aufzeichnungen in ausreichender Qualität zu digitalisieren, mit analogen Quellen und deren Bearbeitung hatte man weit mehr Erfahrung. In der Folge experimentierten die Hersteller von CD-Playern - die ersten Geräte kamen erst 1983 in Europa auf den Markt - mit allerlei Schaltungstricks wie so genannten "Digitalfiltern", die häufig auf analoger Ebene den "warmen" Klang der LP wiederherstellen sollten.

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    CD-Werbung von 1985 mit den Dire Straits ​

    Einen Durchbruch stellte als eines der ersten vollständig digital produzierten Alben die CD "Brothers in Arms" der britischen "Dire Straits" aus dem Jahr 1985 dar. Das Album konnte sich weltweit über eine Million Mal verkaufen und war die erste CD, die diesen Wert erzielte. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits über 1.000 verschiedene Titel in dem noch immer jungen Format verfügbar. Das Label "DDD" für digitale Aufzeichnung im Studio, digitalen Mix und digitales Mastering etablierte sich zum Qualitätssiegel für hochwertige CDs. Immer deutlicher wurden dabei jedoch in der Studiotechnik die neuen Probleme, die digitale Produktion mit sich brachte, unter anderem das "Aliasing" beim Mischen. Daher sind heute gegenüber den 16 Bit Auflösung bei einer Abtastrate von 44,1 Kilohertz in der Musikproduktion 24 Bit und 192 Kilohertz üblich. Erst im letzten Schritt, beim Mastering, werden die Daten wieder auf den CD-Standard heruntergerechnet.

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    Früher CD-Player mit Schublade ​

    Auch die anfangs versprochene Langlebigkeit der CD musste sich mit steigender Akzeptanz im Markt erst beweisen. Versprechen CDs aus den 1980er-Jahren noch im Booklet "lebenslanges Hörvergnügen", so sind diese Hinweise inzwischen aus den Beipackzetteln verschwunden. Es stellte sich heraus, dass die Lacke, welche den Aufdruck der Scheiben fixieren sollten, bisweilen die Reflexionsschicht aus Aluminium zerstören können. Diese Probleme gelten inzwischen als gelöst, aktuelle Diskussionen um die Haltbarkeit von optischen Medien drehen sich vor allem um beschreibbare CDs und DVDs - für Erstere wurde im "Orange Book" im Jahr 1990 ein Standard definiert. Fünf Jahre zuvor war im "Yellow Book" die CD-ROM definiert worden. Erst im Jahr 1993 erschien aber mit dem Titel "Rebel Assault" das erste PC-Spiel, das ausschließlich auf CD-ROM zu haben war und durch die gegenüber Disketten riesige Datenmenge mit grafischen Effekten und gerenderten Zwischensequenzen beeindrucken konnte.

    Inzwischen ist die CD in ihren vielen Erscheinungsformen nicht mehr wegzudenken. Laut Philips wurden seit 1982 in allen Formaten - also mit Berücksichtigung von Rohlingen - weltweit 200 Milliarden Compact Discs verkauft. Würde man alle diese Scheiben aufeinander stapeln, ergäbe sich ein Turm, dessen Höhe dem sechsfachen Umfang der Erde entspräche. Kurz vor Ablauf der Patente im Jahr 2002 wies Philips darauf hin, dass die "Un-CDs" mit Kopierschutz-Verfahren, die den Standard des Red Book brechen, eigentlich keine CDs seien - aber auch dieser anhaltende Angriff auf das Aufzeichungsformat der kleinen Silberscheibe konnte den Erfolg des ersten digitalen Massenmediums nicht bremsen.


    quelle: Golem.de
     
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