#1 6. August 2007 Neue Demos vom Security-Experten Dave Maynor Auf der in der vergangenen Woche in Las Vegas abgehaltenen BlackHat-Konferenz hat der in der Security-Branche recht bekannte Dave Maynor zusammen mit Robert Graham, beide inzwischen Besitzer von "Errata Security", seine neuesten Erkenntnisse ausgebreitet. Die beiden zeigten dabei, wie man mit einfachsten Mitteln an WLAN-Hotspots fremde Identitäten annehmen kann, beispielsweise den Zugang zu einem Email-Konto eines Webmailers. Die Idee hinter dem als neue Sicherheitslücke vorgeführten Problem ist offenbar so simpel, dass bisher nur niemand auf die Idee kam, den Effekt breit angelegt auszunutzen. Wer sich an einem unverschlüsselten WLAN-Hotspots einloggt, überträgt seine Daten durch die Luft völlig ungesichert. Ein Angreifer kann ohne irgendwelche Hacks die gesamte Kommunikation mitschneiden - dabei lassen sich dann aber auch die Cookies des Browsers abfangen, die ein anderer Benutzer an einen Webserver schickt. Viele Anwender denken offenbar nicht daran, dass sie über Funktionen mit Namen wie "Eingeloggt bleiben" oder "Automatische Anmeldung" den Schlüssel zu einer digitalen Identität wie einem Email-Konto oder dem Zugang zu einem Forum auf dem Notebook mit sich herumtragen. Für die Vorführungen auf den BlackHat-Briefings entwickelten Dave Maynor und Co. zur Behandlung von Cookies zwei kleine Programme namens "Ferret" und "Hamster", die sie demnächst veröffentlichten wollen. Das Frettchen (Ferret) sammelt Cookies ein, wenn der eigene Rechner im selben WLAN wie die anzugreifende Maschine eingeloggt ist. Die Browser-Kekse kann man dann bequem sichten, und sobald man auf etwas interessantes stößt, mit dem Hamster in die Backentaschen des eigenen Browser stopfen. Nun muss der Angreifer nur noch wissen, für welche Webseiten die Cookies gedacht sind - hat der Zielrechner beispielsweise die Login-Seite eines Email-Dienstes als Startseite des Browsers eingestellt, ist das besonders einfach. Dafür reicht auch schon Google, wenn man Google-Mail benutzt: Selbst bei einer einfachen Suchabfrage ist man dort über das Cookie angemeldet, wenn man die entsprechende Funktion nutzt. Mit theoretischen Beispielen über vermeintlich sichere Zugängen in Firmen-Netzwerke, die bisweilen auch per Browser ohne VPN möglich sind, schaffen Errata Security in ihrem Vortrag, der auch als Powerpoint-Datei vorliegt, weitere Bedrohungsszenarien. Dabei ist die Abhilfe aber ganz einfach: Man muss nur unter Verzicht auf den Komfort die Einlog-Automatiken abschalten, wenn man auf Reisen geht. Den Security-Experten geht es mit der Vorführung des Identitäts-Klaus auch um ein nicht technisch lösbares Problem, das sie "Data Seepage" nennen, was sich mit "Durchsickern von Daten" übersetzen lässt, und noch einen Schritt weiter als das bekannte Problem der "Data Leakage" geht. Das Verb "to leak" ist im Englischen für den gleichen Vorgang nicht so stark wie "to seep". Wenn Informationen nicht "leaken", sich also aus eigentlich vertraulichen Quellen verbreiten, sondern frei zugänglich sind, sieht Errata Security die "Seepage" gegeben. Was zunächst für harmlos gehalten wird, macht erst im Zusammenhang ein Sicherheitsproblem aus, wie beispielsweise die interne Firmen-Webseite, die nicht per Google gefunden werden kann. Über die Startseite eines Browsers und das Cookie kann man aber leicht Zugang dazu erhalten. In ihrer Präsentation bauen die BlackHat-Redner noch weitere Szenarien für Data Seepage, die aber eher mit "Social Engineering" und der Terror-Angst der US-Regierung zu tun haben. Dave Maynor, der neben Robert Graham für den Vortrag verantwortlich zeichnet, machte in den letzten Jahren mehrfach auf Sicherheitsprobleme aufmerksam, die aber weit technischer waren, als der Cookie-Effekt. So entdeckte er eine Lücke in den WLAN-Treibern von Drahtlos-Adaptern von Drittherstellern für Apple-Rechner und in Toshibas Bluetooth-Stack. quelle: Golem.de + Multi-Zitat Zitieren