Iran will Treibstoffe für die Bevölkerung jetzt rationieren

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von puma, 2. März 2007 .

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  1. 2. März 2007
    40 Prozent Treibstoff werden importiert – Autofahrer verbrauchen 73 Mio. Liter pro Tag

    Teheran. Irans Führung beginnt sich auf eine etwaige Verschärfung der Sanktionen wegen seiner umstrittenen Urananreicherung vorzubereiten und steigt in puncto Benzinverschwendung auf die Notbremse. Was Ölminister Kazem Vaziri-Hamaneh seit Monaten angekündigt hat, wurde am Donnerstag vom Parlament ("Majles") gebilligt: Benzin für Autofahrer wird rationiert. Zuvor hatte das "Majles" die Mittel für Benzinimporte vor einigen Monaten von 4 auf 2,5 Mrd. Dollar gekürzt.

    Obwohl der Gottesstaat zu den größten Erdölförderern gehört, muss das Land aufgrund fehlender Raffineriekapazitäten mehr als 40 Prozent seines Benzinverbrauchs importieren. Das neue Gesetz könnte noch in diesem Monat in Kraft treten. Vor der Abstimmung gab es eine erbitterte Diskussion. Befürworter halten eine Rationierung angesichts drohender Sanktionen der Vereinten Nationen wegen des Atomstreits für notwendig. Gegner befürchten ein Anheizen der ohnehin schon starken Inflation. Präsident Mahmud Ahmadinejad dürfte im Fall einer Rationierung oder bei steigenden Preisen ein weiterer Popularitätsverlust drohen.

    Die Autofahrer im Iran verbrauchen 73 Mio. Liter Benzin täglich, 250.000 Liter werden durch fehlende Portioniereinrichtungen daneben geschüttet. Im vergangenen Jahr wurde Treibstoff für fast 4 Mrd. Euro importiert. Experten halten eine Senkung des Treibstoff-Verbrauchs im Iran für unumgänglich, wenn das Land von Importen unabhängiger werden will.
    Fahren auf zwei Rädern keine Alternative

    "Eine Million Fahrräder machen weniger Dreck als ein einziges Auto", steht mahnend, aber wirkungslos auf einem Transparent über einer Tankstelle im Teheraner Zentrum. Die Autofahrer an den Zapfsäulen, die hoch subventioniertes Benzin achtlos an ihren Fahrzeugen herunterrinnen lassen, denken nicht an den Umstieg aufs Zweirad. Im zweitgrößten Ölausfuhrland der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gilt billiges Benzin als Grundrecht.

    Die Autofahrer haben daher verärgert auf die Warnung der Regierung reagiert, dass Rationierungen angeordnet werden könnten. "Rationierungen wären schlecht. Warum bauen die nicht ein paar neue Raffinerien?" fragt der Taxifahrer Vahid Bagheri. Eine solche Bewirtschaftung des Treibstoffs öffne nur dem Schwarzmarkt Tür und Tor, weil die Menschen Bezugsscheine kaufen und verkaufen würden.

    Doch die hohen Subventionen auf importiertes Benzin bereiten dem Iran erhebliche Probleme: Die Luft in den Städten ist gefährlich verpestet. Nicht umsonst bezeichnet man Teheran als die Smoghauptstadt des Orients. Wirtschaftsexperten sehen in dem großen Maß der Staatszuschüsse zudem einen Hauptgrund für die geringe Konkurrenzfähigkeit der Industrie. Der ungezügelte Umgang mit Benzin geht mit einem Autoboom einher. Unter anderem produzieren im Iran Renault, Peugeot und Hyundai.

    quelle: Tageszeitung für Österreich - Wiener Zeitung Online
     
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