#1 18. Juli 2007 Japans größter Energiekonzern Tepco hat zugegeben, falsche Angaben über die Erdbebenschäden im Atomkraftwerk Kashiwazaki Kariwa gemacht zu haben. Mindestens 50 Funktionsstörungen räumte der Tepco-Chef jetzt ein. Zudem sei wesentlich mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangt. So seien die 1200 Liter Wasser, die in Folge des Bebens ins Meer gespült worden waren, nicht mit 60.000 Becquerel, sondern mit 90.000 Becquerel belastet gewesen - eine Menge immer noch unter dem gesetzlichen Grenzwert. Ein Rechenfehler, räumte Tokyo Electric Power (Tepco) ein und entschuldigte sich dafür. Japans größter Energiekonzern Tepco steht am Pranger, weil er zahlreiche Erdbebenschäden in der größten Atomanlage der Welt heruntergespielt haben soll. Mit mehr als eintägiger Verzögerung musste der Betreiber des Kraftwerks Kashiwazaki zugeben, die Erdstöße vom Montagvormittag hätten mindestens 50 Funktionsstörungen verursacht, darunter Feuer, Lecks, gerissene Leitungen, ausgetretene Radioaktivität sowie ausgelaufenes Pumpenöl. Ein Feuer in einem Transformator habe man erst nach zwei Stunden mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr löschen können, weil nicht genug Löschwasser und eigene Feuerwehrleute zur Verfügung gestanden hätten. Tepco-Präsident Tsunehisa Katsumata räumte kleinlaut ein: "Die Feuerbekämpfung im Reaktor war möglicherweise nicht gut genug vorbereitet. Wir werden über Verbesserungen nachdenken." 1200 Liter radioaktives Wasser ins Meer gespült Aus dem Hauptlüftungssystem im Reaktor Nummer sieben traten radioaktive Isotope von Iod, Chrom und Kobalt aus. Diese Spurenelemente habe man in einem Ventilationsfilter gefunden. 100 Fässer mit radioaktivem Müll, darunter verstrahlte Leitungsrohre, seien umgekippt und hätten teilweise ihren Deckel verloren. Aus einem Kühltank für Brennelemente unmittelbar neben einem Reaktorgebäude seien etwa 1200 Liter schwach radioaktives Wasser geschwappt und in die Abflüsse von nicht abgesicherten Räumen und Fluren gelangt und von dort dann ins Meer. Ein Tepco-Techniker berichtet: "Alle drei Sekunden tropfte es, aber wir wissen nicht warum." Das Wirtschaftsministerium und die Stadt Kashiwazaki ordneten einen Betriebsstopp für die sieben Reaktoren der Atomanlage an, bis die Sicherheit wieder gewährleistet ist. Der Betreiberkonzern hatte zuvor eingeräumt, dass das Erdbeben am Reaktor Nummer sieben Beschleunigungen verursacht habe, die zweieinhalb Mal stärker gewesen seien als die Beschleunigungen, für die der Atommeiler konstruiert wurde. Die Bevölkerung in der Nachbarschaft reagierte empört. Ein Mann meinte, solche Lecks dürfe es niemals geben. Eine Frau sagte: "Tepco muss für die Sicherheit sorgen und jedes Problem sofort mitteilen." Informationspolitik von Tepco in der Kritik Auch Premierminister Shinzo Abe sowie der Gouverneur der Erdbebenprovinz und der Bürgermeister von Kashiwazaki kritisierten die Informationspolitik von Tepco. Dennoch scheint die Regierung in Tokio weiter auf die Selbstkontrolle der Betreiberunternehmen zu setzen. Bereits im vergangenen Herbst hatte man die Atomfirmen aufgefordert, die Sicherheit der Uranmeiler zu überprüfen, nachdem ein anderes Beben ein Kraftwerk stärker als erwartet erschüttert hatte. Die Betreiber müssen jetzt auch ältere, inaktive Störungszonen im Untergrund bei der Planung mit berücksichtigen. Nach eigenen Angaben hatte der Tepco-Konzern jene Erdbeben-Linie vor der Küste, die die Erdstöße vom Montag verursachte, nicht in die Statikberechnungen für den Atommeiler Kashiwazaki einbezogen. Das Ganze ist kein Einzelfall: Im Sommer 2002 hatte Tepco zugeben müssen, mehr als anderthalb Jahrzehnte lang Unfälle in seinen Atommeilern nicht gemeldet und Reparaturen verschleppt zu haben. Quelle: tagesschau.de + Multi-Zitat Zitieren