Kinder in der Trotzphase und was Eltern tun können

Artikel von Tommy Weber am 12. April 2021 um 11:33 Uhr im Forum Alltagsprobleme - Kategorie: Ratgeber & Wissen

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Kinder in der Trotzphase und was Eltern tun können

12. April 2021     Kategorie: Ratgeber & Wissen
Wenn Kinder klein sind, sind sie niedlich, neugierig und sie lassen sich leicht in die richtigen Bahnen lenken. Allerdings hört das auf, wenn Kinder das zweite Lebensjahr erreicht haben. Dann beginnt das, was Experten die sogenannte Autonomiephase nennen und entnervte Eltern als Trotzphase kennen. Zwei Worte prägen diese Phase, die für alle Beteiligten sehr anstrengend sein kann: ICH WILL. Kinder werden in der Trotzphase zu Neinsagern, zu Nihilisten, vor allem aber zu Egoisten. Aus dem anschmiegsamen lieben Kind wird quasi über Nacht ein Kind, was seinen Willen durchsetzen möchte, und zwar um jeden Preis.

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Heftige Reaktionen
Beginnt für ein Kind die Trotzphase, dann können Eltern diese Entwicklung nur schwer übersehen. Stößt ein Kind in dieser Phase nur auf den geringsten Widerstand oder läuft etwas nicht so wie gewünscht, kann dies eine sehr heftige Reaktion auslösen. In dieser Situation müssen Eltern gute Nerven haben, aber viele Eltern sind eher unsicher, wie sie sich richtig verhalten sollen. Die Trotzphase ist wie die Pubertät , ein Teil des kindlichen Entwicklungsprozesses, also etwas ganz Natürliches. Nicht jedes Kind reagiert in der Autonomiephase gleichermaßen heftig, für die Eltern ist es aber trotzdem schwierig, mit der angespannten Situation fertig zu werden.

Die eigene Identität entdecken
Was Eltern und Geschwister verzweifeln lässt, ist für Kinder ein ganz normaler Schritt im Rahmen ihrer Entwicklung. Wann die Trotzphase einsetzt, ist jedoch individuell verschieden. In den meisten Fällen beginnt das Trotzalter mit dem zweiten Lebensjahr, manche Kinder lassen sich auch bis zu ihrem dritten Geburtstag Zeit. Wie lange diese Phase dauert, lässt sich ebenfalls schwer vorhersagen. Die Trotzphase endet aber immer, wenn das Kind in der Lage ist, seine eigenen Gefühle besser zu kanalisieren und zu kontrollieren. Gelingt das, dann geht diese schwierige Zeit zu Ende.

Die Länge und Heftigkeit der Trotzphase hat natürlich auch etwas mit der Erziehung durch die Eltern zu tun. Sie sollten ihren Kindern viel Wertschätzung entgegenbringen, ihnen aber auf der anderen Seite auch klare Grenzen aufzeigen. Wird das Selbstvertrauen der Kinder in dieser Phase gestärkt, dann hat das einen großen Einfluss auf die Dauer und den Verlauf der Trotzphase. Die Sprachentwicklung sowie die soziale und emotionale Entwicklung sind ebenfalls wichtige Kriterien, wann ein Kind lernt, auch die negativen Gefühle zu beherrschen.

Warum werden Kinder trotzig?
Handelt es sich um eine extreme Trotzphase, dann wollen Kinder mit dem Kopf durch die Wand. Sie werden es so lange versuchen, bis sie feststellen müssen, dass die Wand gewinnt, so wie immer. Warum sind Kinder zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr eigentlich so? Der Grund ist tatsächlich sehr einfach: Weil sie immer wieder merken, wo ihre Grenzen sind, sie aber diese Grenzen (noch) nicht akzeptieren können. Die Mehrzahl der Kinder unter drei Jahren sind gnadenlose Egoisten und können das, was sie tun, weder einordnen noch abschätzen. Sie verstehen einfach nicht, warum ihnen einen Wunsch abgeschlagen wird. Zugleich reicht ihr Wortschatz noch nicht aus, um dem Wunsch noch mehr Nachdruck zu verleihen. Da in diesem Alter Ausdauer und Kraft noch sehr zu wünschen übrig lassen, fallen Kinder eben aus der Rolle.

Es gibt Kinder, die in dieser für sie so verzweifelten Situation um sich schlagen, mit Spielzeug werfen oder sich schreiend auf dem Boden wälzen. Sie steigern sich in diesen Momenten in einem wahren Rausch der Gefühle hinein. Für die Eltern ist es sehr schwer, in diesen extremen Situationen Zugang zu ihrem Kind zu finden.

Wie verhalten Eltern sich richtig?
Kommen Kinder in die Trotzphase, beginnt für die Eltern eine sehr stressige Zeit. Kinder interessiert es nicht, ob sie zu Hause oder in der Öffentlichkeit ihren Willen durchsetzen. Dass sich ein kleiner „Trotzkopf“ im Supermarkt auf den Boden wirft und schreit, oder sich weigert, weiterzugehen, kann durchaus passieren. Solche Situationen sind ohne Frage peinlich, aber leider gibt es kein Patentrezept, um solche Gefühlsausbrüche zu verhindern. Die Eltern müssen ausprobieren, was helfen kann und was eher nicht. Die Kinder einfach gewähren lassen ist die falsche Reaktion, Kinder brauchen ein klares, unmissverständliches Nein. Werden keine Grenzen gesetzt, dann lernen Kinder auch nicht, mit ihrem Frust und den negativen Gefühlen umzugehen.

Wichtig ist zudem, dass Eltern die heftigen Reaktionen ihrer Kinder auf keinen Fall persönlich nehmen. Der Zorn der Kinder ist nicht gegen eine bestimmte Person gerichtet, sondern immer von der jeweiligen Situation abhängig. Ist die Wut verraucht, sind die Kinder in der Regel tieftraurig und sehr hilflos. Jetzt brauchen sie die Liebe und die Zuneigung der Eltern. Sie müssen dem Kind vermitteln, dass es von ganzem Herzen geliebt wird.

So wichtig ist es, Kompromisse zu machen
In der Trotzphase setzen Eltern ihre Kinder gewaltig unter Druck, beide Seiten finden sich plötzlich in Machtkämpfen wieder. Hier sind es Kompromisse, die helfen können. Kompromisse, aber auch klare Ansagen sind Signale, die Kinder verstehen und das tägliche Zusammenleben deutlich einfacher machen. Schon vor dem Einkauf sollte feststehen, dass sich das Kind eine Süßigkeit aussuchen darf, mehr aber nicht. Das Gleiche sollte für die Auswahl der Kleidung gelten. Kinder haben schon ihre eigenen Vorstellungen, was sie anziehen möchten und was nicht. Am besten ist es, sie am Abend vorher aussuchen zu lassen, was am nächsten Tag angezogen wird, vorausgesetzt, das Wetter lässt es auch zu.

Kinder, die merken, dass Eltern sie ernst nehmen, entwickeln schneller Selbstvertrauen und sind weniger von heftigen Trotzreaktionen betroffen. Lieber am Morgen eine halbe Stunde früher aufstehen, damit der Nachwuchs sich allein anziehen kann. So kann das Kind beweisen, dass es schon selbstständig ist. Selbst wenn nicht alles perfekt sitzt und die Knöpfe nicht richtig geschlossen sind, für das Kind ist es enorm wichtig, seine Selbstständigkeit unter Beweis zu stellen.

Nicht nachgeben
Das Trotzalter ist zweifellos sehr anstrengend, vor allem für die Eltern, und es ist nur ein schwacher Trost, dass die Trotzphase einmal vorbeigeht. Aus Mitleid nachzugeben, weil die Situation peinlich ist, oder um seine Ruhe zu haben, ist jedoch der falsche Weg. Dieses Vorgehen wird den Konflikt nicht entschärfen, damit erreichen Eltern eher das Gegenteil. Kinder, die nie aufgezeigt bekommen, wo ihre Grenzen sind, werden wahrscheinlich ihr Leben lang Egoisten bleiben. Sie werden sich später als Erwachsene einfach ohne Rücksicht alles nehmen, was ihnen gerade gefällt.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / Sharomka
 
raid-rush und mirfan104 gefällt das.

Kommentare

#2 12. April 2021
Mein Gefühl ist, dass Kinder ihre Selbständigkeit beweisen wollen und alles was Erwachsene machen auch tun wollen. Dazu kommt auch eine gewisse Aufmerksamkeit und das erwartete Lob darf nicht fehlen.
Wenn ich mich so zurück erinnere, es gibt wohl auch Menschen bei denen die Trozphase nie geendet hat Ursache könnte eine Laissez-faire Erziehung sein, die häufig aus einer Überforderung heraus resultiert. Nicht selten sterben aber einige Eltern auch eine solche Erziehung an, da sie glauben das stärke die Willenskraft der Kinder damit sie später Erfolgreich werden. Das halte ich für Unsinn. Das endet eher in Konflikten und geringerer Kompromissbereitschaft.