Langfristiges Stehen am Arbeitsplatz ist Schlecht für Blutdruck und Herzgesundheit

Eine aktuelle Studie zeigt interessante Erkenntnisse über die Auswirkungen von langem Stehen bei der Arbeit auf die Gesundheit. Forscher der Universität Turku in Finnland konnten nachweisen, dass das stundenlange Stehen am Arbeitsplatz negative Effekte auf den Blutdruck und die Herz-Kreislauf-Gesundheit haben kann. Die Ergebnisse werfen neue Fragen auf in Bezug auf unsere Arbeitsgewohnheiten und die Wichtigkeit von körperlicher Aktivität.

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Langfristiges Stehen am Arbeitsplatz ist Schlecht für Blutdruck und Herzgesundheit

2. Dezember 2024 von   Kategorie: Wissenschaft
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Die Rolle der körperlichen Aktivität und der Sitzgewohnheiten


Es ist seit langem bekannt, dass körperliche Aktivität den Blutdruck senkt. Menschen, die viel Zeit im Sitzen verbringen – sei es beim Arbeiten am Computer oder in anderen sedentären Tätigkeiten – haben oft einen höheren Blutdruck im Vergleich zu aktiveren Individuen. Doch die genauen Zusammenhänge waren bisher unzureichend erforscht. Nicht alle Bewegungen steigern den Energieverbrauch erheblich. Tätigkeiten, die nicht über das Ruhelevel hinausgehen, zählen zu den sedentären Verhaltensweisen.

Untersuchung der täglichen Blutdruckergebnisse


Die vorliegende Studie analysierte das Verhalten von 156 Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren. Diese trugen einen Beschleunigungssensor an den Oberschenkeln, um ihre körperliche Aktivität während der Arbeitszeit, der Freizeit und an arbeitsfreien Tagen zu messen. Die Aktivitäten wurden vier Kategorien zugeordnet: sedentär (sitzen und liegen), stehend, leichte körperliche Aktivität (langsame Bewegung) und moderate bis intensive körperliche Betätigung (schnelles Gehen, Laufen). Der Blutdruck der Probanden wurde alle 30 Minuten über 24 Stunden hinweg gemessen.

Blutdruck und seine Variablen


Die Ergebnisse waren aufschlussreich. Vor allem die langfristigen Effekte eines sedentären Verhaltens während der Arbeitszeit standen im Fokus der Analyse. Während sitzender Tätigkeiten wurde ein niedrigerer diastolischer Blutdruck festgestellt. Der diastolische Blutdruck ist der zweite Wert in einer Blutdruckmessung, der den Druck in den Arterien während der Entspannungsphase des Herzens anzeigt.

Die Forschung zeigte zudem, dass längeres Stehen am Arbeitsplatz mit einem höheren diastolischen Blutdruck über 24 Stunden assoziiert war – insbesondere tagsüber. Interessanterweise hatte das Stehen an arbeitsfreien Tagen keinen Einfluss auf den Blutdruck.

Mechanismen hinter den Ergebnissen


Die Studienautoren erläuterten, dass langes Stehen zu Blutstauungen in den unteren Extremitäten führt. Der zentrale Blutvolumen sinkt dann, was eine erhöhte sympathische Aktivität zur Folge hat – das Herz muss härter arbeiten, um das Blut durch den Körper zu pumpen.

Obwohl ein Stehschreibtisch eine willkommene Abwechslung zum Sitzen bietet, birgt zu viel Stehen gesundheitliche Risiken. Jooa Norha, die leitende Forscherin, empfiehlt regelmäßige Pausen, etwa alle halbe Stunde, um zu gehen oder sich hinzusetzen.

Die Einsicht hinter den Daten


Die Forscher betonen jedoch, dass die Ergebnisse nicht bedeuten, dass Sedentarität am Arbeitsplatz per se schlecht ist. Es bleibt klar, dass regelmäßige körperliche Aktivität außerhalb der Arbeit entscheidend ist, um die Fitness zu erhalten und den Belastungen des Berufslebens entgegenzuwirken.

„Es reicht nicht aus, bei der Arbeit aktiv zu sein“, so Norha. „Vielfältige körperliche Übungen in der Freizeit sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Fitness. Mitarbeiter mit vorwiegend sedentären Berufen sollten sicherstellen, dass sie genügend Bewegung in ihrer Freizeit haben.“

Fazit und Ausblick auf zukünftige Forschungen


Die Ergebnisse der Studie erscheinen zunächst paradox. Langfristige Dinge erwarten, die beobachten waren. Zukünftige, großangelegte Studien könnten die Erkenntnisse möglicherweise bestätigen oder widerlegen. Solche Forschungen könnten wertvolle Einblicke in die Gesundheit von Arbeitnehmenden weltweit bieten und zur Entwicklung besserer Arbeitsumgebungen und -praktiken beitragen.


Quelle: Norha, Jooa1; Suorsa, Kristin2,3; Heinonen, Olli J.4; Niiranen, Teemu5,6; Kalliokoski, Kari K.1; Heinonen, Ilkka H.A.1; Stenholm, Sari2,3,7. Associations between Leisure and Work Time Activity Behavior and 24 H Ambulatory Blood Pressure among Aging Workers. Medicine & Science in Sports & Exercise, November 6, 2024. | DOI: 10.1249/MSS.0000000000003594