Die Limes-Mauer als historische Bühne
Die Wahl des Standorts ist kein Zufall. Zwischen Weißenburg und Gunzenhausen erstreckt sich ein bedeutender Teil der Limes-Mauer. Vor 2.000 Jahren stand exakt hier das Römercastell bei Theilenhofen. Ein beeindruckendes Militärlager, das mit Therme und Theater aufwarten konnte. Dort waren 500 Soldaten stationiert. Wenn Fanfarenklänge durch die Mauer hallten – wie klang dieser akustische Slalom der alten Römer?
Zwei engagierte Cicerones planen die Aktion, ihre Namen sind Roland Starigk und Josef Taubeneder. Sie haben sich der Forschung zum Limes verschrieben und wollen beweisen, dass die alten Römer mit Musik kommunizierten. Vor zwei Jahren versuchte man es bereits, doch die Geräusche der Natur dämpften viele Klänge. Ein schiefer Windstoß, eine herausfordernde Orchesterdynamik.
Die Wissenschaft hinter den Klängen
Josef Taubeneder erläutert: "Die Instrumente haben unterschiedliche Schalldruckpegel und somit auch verschiedene Reichweiten." Dies ist besonders wichtig für die Klangübertragung über lange Distanzen. Der Musikwissenschaftler Hagen Pätzold hat sich mit der Klangausbreitung beschäftigt. Er betrachtet die Katastrophe von Pompeji als Glücksfall für die Forschung. Originalinstrumente waren für neue Erkenntnisse zugänglich, und das Cornu wurde detailreich nachgebaut. "Akustische Expertise", so nennt Pätzold, fließt in seine Lehrtätigkeit an der Universität Frankfurt ein.
Der Limes: Ein technisches Meisterwerk
Der Limes gilt als das zweitgrößte Bauwerk der Welt. Die Chinesische Mauer führt noch die Liste an. Mit einer Höhe von drei Metern trennte die Limes-Mauer das römische Reich vom barbarischen Norden. Es handelte sich um eine gewaltige Ingenieursleistung, betont Simon Sulk, Leiter des Weißenburger Römermuseums. „Ein Zeichen der Überlegenheit“, sagt er. "Wir sind überlegen, wir machen uns die Natur untertan." Viele Grenzen und Wege folgen noch heute diesem Teil historischer Geografie.
Dieses Jahr wird das Limes-Weltkulturerbe 20 Jahre alt. Hunderte von Veranstaltungen erstrecken sich über Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Aktionen laden dazu ein, das römische Erbe hautnah zu erleben. Im Römer und Bajuwaren Museum in Kipfenberg kann man historische Techniken mitverfolgen. Und auf dem Altmühlsee werden im Juni nachgebaute Römerboote sichtbar sein, die einst am Donauufer verkehrten.
Der Klang des Experiments: Rückkehr zu den Ursprüngen
Zurück zum bemerkenswerten Klangexperiment am Limes. Vier unterschiedliche Instrumente kommen zum Einsatz. Darunter die Fanfare, das Cornu, das Lituus und ein Rinderhorn. Ein akustisches Spektakel. Der Schall benötigt sieben Sekunden für die Strecke von 2,1 Kilometern. Die heutige Geräuschkulisse beeinflusst den Test. Hubschrauber und landwirtschaftliche Maschinen stören die akustische Klarheit.
Doch nach verschiedenen Versuchen kommt Ruhe auf. Roland Starigk zeigt sich zufrieden – das Aufnahmegerät dokumentiert die Klangkurven deutlich. Josef Taubeneder bescheinigt den Forschungen: "Damit ist praktisch nachgewiesen, dass unter den heutigen Bedingungen eine hervorragende akustische Verbindung zwischen der Mauer und dem Lager besteht." Sieben Sekunden. Ein zeitlicher Rahmen, der an moderne Kommunikationsmethoden erinnert. Praktisch in seinen Möglichkeiten.
Schlussfolgerungen und Ausblick auf die Akustik der Antike
Die Experimentatoren haben bewiesen, dass die akustischen Möglichkeiten der Römer weitreichend waren. Musik als Kommunikationsmittel ist heute immer noch von sentimentaler Bedeutung. Die Resultate könnten in die zeitgenössische Forschung münden. Vielleicht lernen wir noch mehr über die Geselligkeit der Römer und deren soziale Strukturen. Ein Blick in die Musikinstrumente von einst öffnet die Pforte zur antiken Welt.
Die Klangwelt der Römer – sie lebt weiter.
Bild und Quelle: BR