#1 2. Oktober 2007 Wer Ubuntu mit allen Druckern und USB-Geräten versöhnt, hat ein kostenloses Betriebssystem, das Windows ebenbürtig ist. Ein Vergleich: Was Linux besser macht, wo Windows praktischer ist, wann beide Systeme versagen. Wunderbar: Totem, eine Art Windows Media Player für Linux, stellt sich zunächst quer und will ein Video im DivX-Format nicht abspielen. Doch dann die Überraschung: Ob es die benötigten Codecs eben selbst herunterladen und installieren soll, erkundigt sich das Programm plötzlich. Aber gerne doch! So viel Aufmerksamkeit hat Windows XP mir selten geschenkt. Dass Linux Anwendern Arbeit abnimmt, gefällt mir. Es scheint aber eine Ausnahme zu sein. Einer der größten Pluspunkte von Ubuntu ist die einfache Übersicht aller Programme, die installiert sind oder darauf warten installiert zu werden. Hier hilft der Gnome Application Installer, der die Software in einer Auswahlliste vorstellt. Die Liste ist in mehrere Kategorien unterteilt, wie Internet, Büro und Unterhaltung, und bietet für jedes einzelne Programm eine umfassende Beschreibung. Einfach in der Liste ein Häkchen neben dem gewünschten Programm setzen und auf "Anwenden" klicken, lädt die gewünschten Programme herunter und installiert sie. Software installieren leicht und umständlich Etwas komplizierter ist die Installation von Software, die nicht von der Open-Source-Gemeinde entwickelt wurde, sondern von kommerziellen Drittanbietern. Dazu gehört zum Beispiel die freie Telefonsoftware Skype, die im Gnome Application Installer nicht vorkommt. Man kann sie allerdings - wie von Windows gewohnt - von Hand herunterladen und dann mit einem Doppelklick installieren. Andere Anwendungen wie zum Beispiel Google Earth erfordern nach dem Download eine Befehlseingabe von Hand oder das Abändern einzelner Konfigurations-Dokumente. Es kommt ganz auf das Programm an. Ist das System erst einmal angepasst, bemerkt man selten Unterschiede zu Windows: Die Programme haben Symbolleisten, ein Doppelklick öffnet Anwendungen, und ein Klick auf die rechte Maustaste lässt ein Auswahlfenster erscheinen. Eine etwas gewöhnungsbedürftige linuxsche Eigenart ist der Auswahldialog beim Verändern von Einstellungen mancher Programme. Die Änderungen kann man oft nicht mit "Ok" bestätigen, wie man es von Windows kennt. Stattdessen muss man auf "Schließen" klicken - was bei Linux in diesem Fall aber so viel wie "Ok" bedeutet. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig, weil eben ganz anders, ist das Dateisystem unter Linux. Windows gibt den Laufwerken Buchstaben wie "C:\". Linux nennt das Hauptverzeichnis schlicht "/", verwendet dafür also den umgekehrten Schrägstrich. Die von Windows bekannten "Eigenen Dateien" finden sich unter Linux in einem persönlichen Verzeichnis, das bei mir zum Beispiel /home/jurgen heißt. Mit Umlauten tut sich das Dateisystem etwas schwer. Auch Linux kann abstürzen Manches ist bei Linux eben anders. Und nicht alles ist besser. Bis der Rechner hochgefahren ist, vergeht bei beiden Systemen in etwa gleich viel Zeit. Und ja: Auch Linux stürzt zuweilen ab. Als ich die Software eines Drittanbieters installieren wollte, reagierten zunächst das Programm und dann der ganze Rechner nicht mehr. Man könnte die Schuld auf den Drittanbieter schieben, aber dann muss man das bei Windows genauso machen. Beim Neustarten meines Rechners kommt es hin und wieder vor, dass Ubuntu einfach nicht mehr hochfahren mag, und nach dem Aufwecken aus dem "Stand-By-Betrieb" reagiert das Touch-Pad in meinem Laptop grundsätzlich nicht mehr, während der Mauszeiger auf die Bewegungen der Maus so reagiert, als wäre er noch nicht ganz wach. Wer sich bei Windows darüber aufregt, dass das System ständig Sicherheits-Updates und Patches herunterladen muss, der wird mit Linux nicht viel glücklicher: Etwa jeden zweiten Tag sind Updates für das System oder einzelne Anwendungen verfügbar, die Ubuntu herunterladen will. Das System muss dann oft neu gestartet werden. Für den Laien besteht da kein großer Unterschied zu Windows. Software entfernen schwer gemacht Das Wiki auf Ubuntuusers.de wirbt damit, dass Linux immer gleich schnell läuft, egal wie viele Anwendungen installiert sind. Das scheint zu stimmen. Doch wenn man einige Anwendungen deinstallieren möchte, um Speicherplatz zu sparen, wird es kompliziert. In der Softwareliste einfach das Häkchen herauszunehmen, geht nicht. Ubuntu fordert stattdessen, einen gewissen Paketmanager zu öffnen und dort einzelne Programmteile, genannt Pakete, zu entfernen. Linux baut auf dieses mächtige und eigentlich sinnvolle Tool auf, mit der die Deinstallation oft sauberer funktioniert als bei Windows. Anwenderfreundlicher sind aber ganz klar die Uninstaller bei Windows, die mit einem einzelnen Klick die gewünschte Software von der Platte schmeißen. Leere Versprechungen vom Drucker Leicht erscheint zunächst das Einbinden meines Laserdruckers zu sein. Über System --> Administration --> Drucker gelange ich zu einem Dateimanager, bei dem sich ein Drucker leicht hinzufügen lässt. Ich wähle den richtigen Hersteller und Gerätenamen aus, woraufhin Ubuntu den Treiber pflichtschuldig installiert. Doch dann, beim Versuch eine Textdatei im OpenOffice-Writer, zu drucken, passiert nichts. Das Fenster schließt sich ohne eine Fehlermeldung. Nur: Der Drucker druckt nicht. Er bleibt stumm und scheint trotz bester Verkabelung auch nach mehrmaliger Aufforderung einfach keine Daten vom Rechner empfangen zu wollen. Hersteller haben Linux noch nicht entdeckt Linux hat einige weitere Nachteile für Anwender, an denen die Linux-Entwickler allerdings selten Schuld tragen. Im Laden ehrlich erworbene Film-DVDs lassen sich aus rechtlichen Gründen auf Ubuntu nicht abspielen. Zumindest nicht ohne eine käufliche Software oder einige illegale Tricks. Handy-Anbieter wie Nokia oder SonyEricsson liefern oft eine CD-ROM mit praktischer Software mit, um Daten zwischen Handy und Computer auszutauschen. Solche Software liefern die Hersteller für Windows mit und immer öfter auch für Apple-Rechner mit, aber so gut wie nie für Linux. Hier ist ganz einfach die von der Linux-Gemeinde oft bemängelte Trägheit der Hersteller Schuld: Einen Treiber für Linux zu entwickeln, ist ihnen meist zu aufwändig. Die neue Generation von Apples iPods funktioniert nur noch mit der Musik-Software iTunes, die es für Linux nicht gibt. Linux-Anwender können also die neuen iPods praktisch gar nicht nutzen. Die Schuld dafür ist natürlich bei Apple zu suchen, doch es offenbart das Dilemma der Linux-Nutzer: Weil es zu selten Treiber und Anwendungen gibt, ist man immer der Gelackmeierte. Die steigende Beliebtheit und die immer höhere Qualität von Ubuntu rücken das Linux-System erst langsam stärker ins Blickfeld der Hard- und Softwarehersteller. Ein paar Jahre werden deswegen noch ins Land ziehen, bis Ubuntu für Laien ähnlich umfassend funktioniert wie Windows. Fazit: Schon heute lohnt sich der Umstieg auf Ubuntu für Menschen mit Hartnäckigkeit, Tüftlerherz und grundlegenden Computerkenntnissen. Von der Bedienung her steht Ubuntu Windows in nichts nach. Es ist ein gleichwertiges System, das den großen Vorteil hat, kostenlos und leicht bedienbar zu sein - wenn erst einmal alles funktioniert. Grezz Ramset Quelle: http://portal.gmx.net/de/themen/digitale-welt/computer/software/4708206-Linux-ist-besser-und-schlechter-als-Windows,page=0.html + Multi-Zitat Zitieren