Logistep Data Management Too

Dieses Thema im Forum "Szene News" wurde erstellt von Access.X6, 9. August 2008 .

  1. 9. August 2008
    Massenabmahnungen auf Knopfdruck?

    Steinhausen, Schweiz. Die Arbeitsweise der Logistep AG ist eines der wohl bestgehütetsten Geheimnisse der Branche. Noch immer ist nicht bis ins letzte Detail geklärt, wie diese Firma die Beweiserhebung der Tauschbörsenbenutzer realisiert. Dennoch dringen zum Übel des Unternehmens immer wieder Informationen an die Oberfläche, an dessen Veröffentlichung die Geschäftsleitung kein Interesse haben kann. Die Berichterstattung über das "Data Management Tool" dürfte mehr Fragen aufwerfen, als dass wir diese klären könnten. Beantworten kann dies nur die Leitung von Logistep selber, wenn sie es denn wollte. Trotzdem: Für die überwiegende Mehrheit unserer Leser dürfte das uns zugespielte Material höchst interessant ausfallen.

    Die Logistep AG in der Schweiz dürfte eines der meist gefürchteten Anti-Piraterie Unternehmen sein, die es gibt. Eigenen Aussagen zufolge protokolliert die firmeneigene Software Urheberrechtsverstöße in Tauschbörsen absolut fehlerfrei und professionell. Wie professionell man dort arbeitet, verrät eine Website, die sich derzeit noch im Aufbau befindet. Die entsprechende URL sowie weiterführende Informationen wurden uns kürzlich zugespielt.


    Ein Besuch bei eparken.com offenbart einen schlichten Webauftritt, der den Charakter eines Rohentwurfs hat. Dieser Rohentwurf ist jedoch bis auf einige Ausnahmen beschriftet und scheint auch bereits funktionsfähig zu sein. Die Verknüpfungen zwischen der Website und den Peer-To-Peer-Jägern aus der Schweiz beschränken sich aber nicht nur auf das Banner am Kopfteil der Website. Der Who.is Eintrag der Domain lässt einen Hoax nach und nach ausschließen. Die Domain ist registriert auf: Joly Nkondo Zacharie, welcher in der Händelstraße 25 in Karlsruhe wohnhaft ist - laut Whois-Eintrag. An derselben Adresse ist auch die deutsche Tochterfirma der Schweizer Logistep AG gemeldet. In der Schweiz wie in Deutschland ist Leszek Oginski als Geschäftsführer benannt.

    Weitere Hinweise auf die Authentizität finden sich in einem Urteil der Kanzlei Schutt & Waetke. Wir haben auch erst an einen irreführenden Hinweis geglaubt, bis wir auf ein Urteil verwiesen wurden, welches auf dem Internetpiraterie-Portal der Kanzlei Schutt & Waetke zu finden ist. In dem Urteil gilt es, bis unter den Punkt "Tatbestand" zu scrollen. Auch hier wird die Adresse in Karlsruhe mehrfach erwähnt und bestätigt, dass sich dort eine Tochterfirma der Logistep AG befindet.

    "[...] Die Klägerin beauftragte die Antipiracy Firma Logistep AG, vertreten durch den Geschäftsführer Herrn Leszek Oginski, im Rötel 23, CH-6300 Zug (Schweiz), bzw. deren deutsche Tochterfirma Logistep Germany, Händelstraße 25, 76185 Karlsruhe, [...]." Eine Suche in diversen Branchensuchdiensten führte lediglich zu einem einzigen Ergebnis. An genannter Adresse sind nur zwei Parteien gemeldet. Zum einen Logistep, andererseits wohnt dort Herr Joly Nkondo Zacharie. Dieser Name findet sich auf eparken.com sowie in dessen Whois-Eintrag auch wieder.

    Alles in allem, bis jetzt noch keine Sensationsmeldung, wären dort nicht einige interessante Elemente zu finden, wenngleich im Entwurfszustand. Einige Kostproben des verbalen Austauschs: (siehe Bild)

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    Screenshot: Ausschnitt von eparken.com - Copyright: 2008 by "Logistep AG"



    Also soll nach der eigentlichen Abmahnung und zwei Erinnerungen, oder wenn der Betroffene die Tat bestreitet, das Gericht bemüht werden. Zudem denkt man grundsätzlich darüber nach, die Raten der Abgemahnten zu reduzieren. Vielleicht um weniger Fälle gerichtlich behandeln lassen zu müssen? Allemal interessant. Insbesondere weil die Logistep AG an sich als Logfirma auftritt. Nicht als Abmahnende und Prozesse führende Partei.

    Mindestens genauso spannend ist der Bereich "Statistic - Täter", in dem die Täter fein säuberlich nach Städten, Raten, Providern und einer Blacklist einsortiert werden können. Der Bereich "Statistic - Projekt" verdienst noch mehr Aufmerksamkeit. Besonders interessant ist hier insbesondere die Tatsache, dass man dort vor allem nach Zahlern auswerten kann. Von einer Statistik, die die abgegeben Unterlassungserklärung aufzeigen könnte, sieht man indes nichts. Dies liegt wohl im Charakter des Rohentwurfs. Das sogenannte Webinterface der Firma scheint indes mit einem WYSIWYG-Editor erzeugt worden zu sein. Professionalität also doch nicht auf allen Ebenen? Auch scheint man an alle Eventualitäten gedacht zu haben. Beim Menüpunkt "Call Center" kann ein Zahlungseingang, eine Unterlassungserklärung (UE), eine Fristverlängerung, die Veränderung der Zahlungskonditionen und viele weitere Punkte angewählt werden. Ein Portal für alle Fälle also, der den Besitzern allen erdenklichen Komfort bieten soll.

    Riecht ein solcher Entwurf etwa nach einer professionellen Massenabfertigung von P2P-Abmahnungen? Oder möchte man zukünftig alles "aus einer Hand" anbieten. Also als Logger & Abmahner? Wir haben Rechtsanwalt Dr. Alexander Wachs zu dieser These befragt.

    "Es ist schwer möglich zu beurteilen, ob die Logistep AG nun tatsächlich ihr Geschäftsfeld erweitert. Abstrakt gesprochen wäre es interessant für Logg-Firmen mit entsprechendem Know-how eine Lösung "aus einer Hand" den Rechteinhabern anzubieten. Es wäre betriebswirtschaftlich die logische Konsequenz aus den bevorstehenden Gesetzesänderungen, nach denen "nur noch" 100 Euro Anwaltskosten zuzüglich Schadensersatz geltend gemacht werden dürfen, eine Lösung aus einem Haus anzubieten. Möglicherweise wird sogar auf Anwälte verzichtet. Ob sich eine solche Lösung aber in Deutschland durchsetzt, darf bezweifelt werden", so Rechtsanwalt Dr. Wachs.

    Wir überlassen die Antwort lieber unseren Lesern, sonst ist die nächste Abmahnung unsere.

    Unsere Anfrage an den Betreiber der Domain blieb bislang unbeantwortet. Wir wollten dem Unternehmen im Vorfeld die Chance geben, eine Klärung herbeizuführen.

    (Firebird77 & Lars "Ghandy" Sobiraj)

    Quelle: gulli.com
     
  2. Video Script

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