Macht die Zeitumstellung dümmer und dicker?

Artikel von Tommy Weber am 9. April 2022 um 13:09 Uhr im Forum Alltagsprobleme - Kategorie: Wissenschaft

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Macht die Zeitumstellung dümmer und dicker?

9. April 2022     Kategorie: Wissenschaft
Seit einigen Tagen stehen die Uhren wieder auf Sommerzeit, aber sehr viele Menschen sind dort immer noch nicht richtig angekommen. Sie leiden unter diesem Mini-Jetlag und nicht selten auch unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen. In jedem Jahr zweimal das gleiche Spiel, dabei hatte die EU nach einer Befragung der Bürger schon 2019 beschlossen, die Umstellung einzustellen. Passiert ist, wie viele vielleicht schon geahnt haben, nichts. Angeblich können sich die einzelnen Staaten nicht einigen, die einen wollen die Sommerzeit das ganze Jahr über, die anderen lieber die Winterzeit.

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Studien haben jetzt nachgewiesen, dass die Umstellung der Zeit nicht nur dicker und unzufriedener, sondern auch dümmer macht.

Große Probleme
Stehen die Uhren das ganze Jahr über auf Sommerzeit, dann wird dies sehr große Probleme verursachen, sagt zumindest das Institut für Medizinische Psychologie der Universität in München. Gewarnt wird vor dem sogenannten „Cloxit“ und dazu noch vor Diabetes, Schlafstörungen und Depressionen. Bei Kindern kann es sogar zu Problemen beim Lernen kommen. Die Europäer werden damit also dicker und auch dümmer. Noch schlimmer sind die Aussichten eines Chronobiologen, der jedes Land davor warnt, die ständige Sommerzeit einzuführen. Dieses Land werde dann früher oder später, aus akademischer Sicht gesehen, von den anderen Ländern in Europa überholt.

Wen trifft es besonders?
Die Schüler und die Studenten sind es, die die ewige Sommerzeit ausbaden müssen. Sie werden das, was sie gelernt haben, schneller wieder vergessen, da sie durch zu wenig Schlaf stark eingeschränkt sind. Dazu kommt, dass Menschen im Alter von 20 Jahren das größte Schlafbedürfnis überhaupt haben. Länder, die versucht haben, die ständige Sommerzeit einzuführen, sind daran gescheitert. Wenn immer Sommerzeit herrscht, müssen die Menschen mehr Tage im Dunkeln aufstehen und je nach Wohnort sind es sechs Wochen, die die Kinder in Dunkelheit zur Schule gehen müssen.

Mehr Unfälle im Job
Die Wissenschaftler der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin sprechen sich für eine ständige „Normalzeit“ aus. Im Winter sind die Menschen am Morgen länger der Dunkelheit ausgesetzt, was bedeutet, dass sie nicht mehr so gut wach werden. Dies wiederum ist nicht nur schädlich für die Konzentration und beeinträchtigt die Aufmerksamkeit, es führt ebenso zu Fehlern in der Schule und kann im Beruf sogar Unfälle nach sich ziehen. Das Fazit der Forscher ist daher: Die Winterzeit entspricht den Verhältnissen, die unserem Schlaf-Wach-Rhythmus besonders entgegenkommt.

Was ist ein sozialer Jetlag?
Dunkelheit und Licht bestimmen die sogenannte innere Uhr bei Mensch und Tier. Sie bestimmt darüber, wann die Menschen und Tiere wach und wann sie müde werden. Der Winterschlaf der Tiere ist dafür ein klares Beispiel . Das Ganze klingt zwar plausibel und bekannt, aber es gibt dabei ein Problem, was gerne übersehen wird: Anders als viele Tiere, können sich nur wenige Menschen nach diesem natürlichen Rhythmus richten, denn den Tagesablauf bestimmt nicht die innere Uhr, sondern vielmehr die soziale Zeit. Die Mehrzahl der Deutschen braucht am Morgen einen Wecker, um pünktlich aus dem Bett und in die Arbeit oder Schule zu kommen. Dieses Verhalten bezeichnen Wissenschaftler als den sozialen Jetlag.

Wenn es bedingt durch die Sommerzeit am Abend länger hell ist, setzt logischerweise die Produktion des Schlafbotenstoffs Melatonin erst viel später ein. In der Folge wird der Mensch nicht mehr rechtzeitig müde, muss aber trotzdem am anderen Morgen früh aus den Federn, wie er es gewohnt ist. Mit der Zeit droht dann ein gefährlicher Mangel an Schlaf und genau das macht nicht nur aus den Deutschen eine chronisch unausgeschlafene und ständig übermüdete Gesellschaft.

Gesundheitliche Probleme
Das ständige Hin und Her der Uhr bringt für immer mehr Menschen gesundheitliche Probleme mit sich. Wie lange die anhalten, ist immer individuell verschieden, manche Menschen merken von der Zeitumstellung gar nichts. Ein Drittel der Deutschen schläft gut bis sehr gut, ein Drittel schläft schlecht und ein weiteres Drittel gehört zu den sensiblen Schläfern. Dieses Drittel hat große Probleme mit der Zeitumstellung und braucht mehrere Tage, um sich daran zu gewöhnen. Zu den Schlafstörungen gesellen sich nicht selten noch Probleme mit dem Magen und dem Darm sowie Unwohlsein am Tag. Ernsthaft krank wurde nach der Zeitumstellung aber bisher noch niemand.

Viele Schlafforscher sind gegen die Umstellung der Zeit, da der menschliche Biorhythmus dem Dunkel-Hell-Wechsel angepasst ist. Wird dieser jedoch künstlich manipuliert, was bei der Zeitumstellung ja der Fall ist, dann ergibt dies keinen Sinn und der Körper kann es zudem auch nicht verstehen.

Der Organismus im Dauerstress
Die ersten Tage der Zeitumstellung bedeuten für den ganzen Organismus eine Art Dauerstress. In diesem Zeitraum steigt nachweislich die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle. Vor allem kleine Kinder leiden darunter, sie benötigen oftmals mehr als eine Woche, bis sich der Schlaf-Wach-Rhythmus wieder eingespielt hat. Ärzte gehen davon aus, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung große Schwierigkeiten mit der Zeitumstellung hat. Im Frühling ist es sogar noch schwerer, denn es kommt zu einem Schlafdefizit, da eine Stunde weggenommen wird. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass es viele psychische Faktoren gibt, die beim Ein- sowie beim Durchschlafen eine wichtige Rolle spielen.

Gerade wenn der Körper im Stressmodus ist, verschlechtert sich nicht nur der Schlaf, sondern zugleich die allgemeine Stimmung. Wer im Alltag ständig unter Stress steht, ist auf guten Schlaf angewiesen, um sich erholen und den Stress bewältigen zu können. Wer diesen so wichtigen Schlaf nicht bekommt, vergrößert den Stresslevel.

Die Lebensfreude sinkt
Nach einer Studie der Universität Erlangen-Nürnberg senkt die Umstellung der Zeit sogar die Freude am Leben. Der Grund ist einfach: Neben einem körperlich spürbaren Jetlag fühlt sich die Mehrzahl der Menschen in ihrer Souveränität bevormundet, also ihrer Selbstbestimmung im Umgang mit ihrer Zeit. Erst in der zweiten Woche nach der Umstellung erreicht die Lebensfreude wieder das alte Niveau. Das Ganze betrifft aber wieder nur die Umstellung im Frühjahr, die Umstellung der Uhr im Herbst hingegen hat keine messbaren Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit.

Was helfen könnte, wären flexible Arbeitszeiten und nicht die starren Zeiten von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Dank der Digitalisierung sind sie in sehr vielen Branchen bereits heute nicht mehr notwendig. Eine solche Regelung ist nach Meinung vieler Mediziner besser als der „Schnellschuss“, das ganze Jahr über die Sommerzeit einzuführen.

Die EU hat zwar versichert, dass sie sich um das Problem kümmern wird, aber leider wurde kein fixes Datum genannt.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / Fokussiert
 

Kommentare

#2 9. April 2022
ob die zeitumstellung überhaupt noch jemals kommt? erst war corona, jetzt krieg und sowieso alles *****. die länder kommen bestimmt nicht überein.