#1 16. November 2007 Olli Dittrich zeigt Härte im Media Markt Das aggressive Schwein ist passé. Statt dem Argument "saubillig" stellt die Elektronikkette Media Markt in ihrer neuen Werbung den Service heraus – ausprobiert an den härtesten Kunden überhaupt. Werbe-Experten bewerten die Fernsehspots für WELT ONLINE. {bild-down: http://www.welt.de/multimedia/archive/00435/dittsche_th_DW_Wirt_435719g.jpg} VIDEO Jeder Verkäufer im Einzelhandel kann ein Lied davon singen: Manche Kunden sind die Härte. Und dennoch gebieten es Anstand und Umsatzinteresse, freundlich und dabei überzeugend im Verkaufsgespräch zu bleiben. Das gilt natürlich insbesondere im Ausnahmezustand. Der tritt ein, wenn ein neues Mega-Einkaufszentrum in Deutschland eröffnet. Denn dann bläst Media Markt in ganzseitigen Anzeigen und farbigen Zeitungsbeilagen zum Angriff der Schnäppchenjäger auf Laptops, Fernseher und Handys. Zwischen den mit Hifi, Computern, CDs und DVDs vollgestopften Regalen kämpfen die Angestellten des Elektronikmarkts. Manche müssen dafür sogar bluten, wie kürzlich bei der Eröffnung des Kaufpalastes Alexa am Berliner Alexanderplatz. Dort gingen Glasscheiben zu Bruch und einige der Kunden ohnmächtig zu Boden. Die Bilanz: ein toller Umsatz zum Start dieses neuen Media Markts und mehrere Angestellte unter den Verletzten. Da kommt so ein Kunde wie Rick vergleichweise recht entspannt daher. Zwar wirkt der junge Mann mit den Rastalocken seltsam und wie unter dem Einfluss irgendwelcher Substanzen stehend. Aber er schubst nicht, sondern sucht das Gespräch mit dem Media-Markt-Verkäufer. „Du bist ja durchgeknallt“, sagt Rick, und dass er jetzt einen Flash braucht und das hier ja total hell sei. Für einen gelernten Fachverkäufer ist so einer kein Problem. Nach einem Beratungsgespräch sagt der zugedröhnte Rastamann begeistert Ja zum angebotenen Digitalfotoapparat mit eingebauter Flash-Speicherkarte und Blitzlicht: „Das kauf’ ich euch ab!“ Der harte Hans und ein aufmunterndes "Hallöche, Popöche!" Damit sich Millionen von Kunden diesen Satz hinter die Ohren schreiben, hat die Saturn-Media-Holding eine Menge Geld ausgegeben. Am 16. November abends startet das Unternehmen seine neue Werbekampagne mit Fernsehspots. Zu sehen sind neun Vorzeigekunden, die mit den unterschiedlichsten Vorstellungen ins Geschäft kommen. Manchmal scheint es dabei gefährlich zu werden. „Sie machen mir ein Angebot?... Aha“, haucht Ingrid, eine spießig in einer Karo-Strickjacke gekleidete Endvierzigerin. Ihr Mann Hans schreitet gleich ein: „Nu’ lass dich nich’ wieder anschnacken!“ Dr. „Hallöche Popöche“ Berger hingegen singt Karaoke, „Er gehört zu mir“, wie einst Marianne Rosenberg. Das ist für die Verkäufer nicht weiter dramatisch, denn der graumelierte Schönling mit Schmalzlocke und rosa Hemd weiß ja schließlich, dass es bei Media Markt „billisch“ ist, „un’ des isch auch gut so“. Vom aggressiven Schwein zum humorvollen Komiker Die härtesten Kunden sollen das sein. Gespielt hat die Charaktere allesamt der Komiker Olli Dittrich (50), bekannt unter anderem dank der preisgekrönten TV-Sendung „Dittsche“, in der er einen Verlierer am Imbissstand gibt, der uns die Welt erklärt. Dittrich ersetzt ab sofort das werbende Schwein Saubillig, gesprochen von Harald Schmidt, bei der Elektronikkette. Er tritt außerdem in die Fußstapfen von Oliver Pocher, der in Werbespots seinerzeit eine vollbusige Kundin zum Obst abwiegen zurück in die Abteilung schickte, und des früheren Media-Markt-Anwalts Joachim Steinhöfel, der auch in den TV-Spots aggressiv für die Billigprodukte der Kettenläden kämpfte. „Die neue Werbestrategie ist weniger aggressiv als die alte Strategie vom Media Markt“, sagte der Gießener Werbe-Professor Franz-Rudolf Esch. Esch hat sich die neuen Werbespots für WELT ONLINE angesehen. Er meint, dass die neue Werbung mit Dittrich wesentlich humorvoller als die vorigen Spots sei und dadurch insgesamt sympathischer wirke. Im Frühsommer 2007 hatte der Vorstand der Saturn-Media-Holding unter dem neuen Chef Roland beschlossen, künftig friedlicher im Markt aufzutreten. In diesem Zusammenhang ließ Weise auch die bisherige Werbestrategie überprüfen. Experten: Das "Saubillig"-Prinzip ist überholt Laut dem Gießener Professor kann es für den jetzt vollzogenen Wechsel von „Saubillig“ zur Humor-Variante mehrere Gründe geben. Zum einen könne ein klassischer Wear-out-Effekt eingesetzt haben, also eine Abnutzung der alten Kampagne, die „durch ihre Aggressivität möglicherweise ihren Wirkungszenit überschritten“ habe. Der Wissenschaftler vermutet, dass die ältere Werbung unter einer abnehmenden Akzeptanz bei der Zielgruppe gelitten haben könnte. Daraus konnte laut dem Fachmann für Werbung und Marketing die Notwendigkeit erwachsen, die Marke „hinsichtlich der Wirkungsgrößen Sympathie und Akzeptanz nochmals stärker aufzuladen“. „Ähnlich wie der Wechsel beim Schwesterunternehmen Saturn ist die Argumentation 'saubillig' heute überholt", sagt Volker Nickel vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft, der Lobby für Unternehmen, Medien und Werbefachleute. Dies gilt laut Nickel insbesondere, nachdem sich die Kauflust zumindest in einzelnen Käuferschichten gelockert habe – mit anderenr Worten: Die Nachfrage nach den Elektroschnäppchen hat nachgelassen. Was dem Werbeforscher Esch besonders aufgefallen ist: Zumindest in den ersten TV-Spots werde das Argument mit den billigen Preisen anders als bisher stark in den Hintergrund gerückt. Dass dieser Imagewechsel notwendig geworden ist, will im Unternehmen niemand offiziell bestätigen. „Olli Dittrich passt sehr gut zu uns“, sagt eine Sprecherin der Holding. Es gehe um die humorige Werbung, und das habe keinen tieferen Hintergrund. Die „härtesten Kunden“ bedeute jedenfalls nicht, dass man sich über solche Menschen lustig machen wolle. „Wir wollen niemanden erziehen“, sagt die Sprecherin. Laut dem Unternehmen ist es das erste Mal, dass der Comedian Dittrich für eine Werbekampagne sein Gesicht hergibt. Sein Auftrag lautet, mit den überspitzten Sketchen den Kundenservice von Media Markt in den Vordergrund zu stellen. „Die Mitarbeiter lösen die Probleme der Kunden immer“, erläutert die Sprecherin. Dittrich selbst möchte zu seiner neuen Marketingrolle nichts sagen. „Es macht ihm halt einfach Spaß“, sagt seine Managerin. Und das merkt man den Werbespots durchaus an – wenn der Schauspieler als schnurrbärtiger, braun gebrannter Toni zwischen den Marktregalen steht und brüllt: „Du bisse eine Ascheloche!“ Aber das gilt keinem Mitarbeiter, sondern einem imaginären Gesprächspartner am Handy. Quelle Was haltet ihr davon? Ich persönlich denke, dass es der Wirtschaft und dem Einzelhandel sehr gut tut, wenn die Medien das Saubilligprinzip endlich über Bord werfen und mehr Wert auf Service legen. Wird sicherlich positive Auswirkungen für kleinere Betriebe haben, da sie nun nicht mehr um jeden Preis die günstigsten sein müssen! Endlich mal eine positive Meldung vom Mediamarkt - WURDE ABER AUCH LANGSAM MAL ZEIT, MENSCH! Was meint ihr? + Multi-Zitat Zitieren
#2 16. November 2007 AW: Mediamarkt - Strategieänderung - Werbespot mit Olli Dittrich Tjoa, da bin ich mal gespannt, ob diese Änderung fruchtet. Die Strategieänderung ist natürlich auch nicht schlecht für Mediamarkt, immerhin hatten die Discounter generell mit dem Vorwurf mangelnder Beratung ( Service ) zu kämpfen. Das führte dahin, dass viele Kunden nicht zu "Mediamarkt" ( nur als Bsp. ) sondern eben zu kleineren, aber teueren Fachhändlern gingen aber in Kauf nahmen, mehr zu bezahlen. Die vorherige Kampagne war so penetrant, das viele tatsächlich meinen, das Mediamarkt extrem billig sei. Diese Annahme ist falsch. Mediamarkt hat Angebote, wie jedes andere Geschäft auch, welche dann "günstig" erscheinen. In den restlichen Sachen ist "Mediamarkt" auch nicht billiger als andere Elektromärkte. Vll. ist die Zeit der aggressiven Werbung vorbei á la "Geiz ist Geil" Kampagne oder eben der "Sau billig" Denn diese Werbung war schrill, laut, penetrant und somit wirksam, weil man es irgendwann einfach glaubt was die sagen, wenn in jeder Werbepause dieser Mediamarkt-Slogan kam. Ich bin aber mal gepsannt wie "Deutschland" wirklichen/echten Kundenservice annimmt, denn viele wissen garnicht wirklich was das ist ( Beratung ist nur ein Teil des Kundenservices ) Viele wollen auch keinen Service.... das kann man auch oft aus eigener Erfahrung sagen, oder habt ihr nicht mal im Mediamarkt, einem Beratungsgespräch zum Kauf eines PCs mitgehört ? "Telling and selling" ist halt schon lange vorbei, darum muss jetzt neues Marketingpotenzial her und Deutschland hat im vgl. zu den USA noch einiges zu tun. MfG F. + Multi-Zitat Zitieren
#3 24. Januar 2008 AW: Mediamarkt - Strategieänderung - Werbespot mit Olli Dittrich du hast vollkommen recht (Fakerblade).. ich gehöre zu den ROTEN ^^ xD und muss sagen es ist so wie du es beschreibst ... + Multi-Zitat Zitieren