Mit neuer VR-App die Höhenangst überwinden

Artikel von Tommy Weber am 25. Februar 2021 um 11:21 Uhr im Forum Handy & Smartphone - Kategorie: Technik

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Mit neuer VR-App die Höhenangst überwinden

25. Februar 2021 von   Kategorie: Technik
Aus rein medizinischer Sicht ist Höhenangst oder Akrophobie die Angst vor „einer bestimmten Entfernung vom Boden“. Diese Angst ist unterschiedlich stark ausgeprägt, sodass manche Menschen nicht einmal in der Lage sind, auf eine Leiter zu steigen. Höhenangst gehört zu den sogenannten spezifischen Phobien, also zu den Angsterkrankungen, die sich nur auf eine bestimmte Situation oder ein Objekt beziehen. Selten ist die Angst vor der Höhe auf keinen Fall. Jetzt gibt es mit einer neuen VR-App die Möglichkeit, die Höhenangst zu überwinden.

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Die Angst vor Abgründen
Ein gewisses Maß an Angst oder Respekt vor Höhen ist angeboren und stellt, wie fast jede andere Form der Angst, einen natürlichen Schutz dar. Schon Babys haben eine natürliche Angst vor dem Abgrund, die sich dann im Laufe des Lebens zu einer regelrechten Phobie entwickeln kann. Das Besteigen eines Aussichtsturms, die Fahrt mit bestimmten Karussells oder sogar der Sprung vom drei Meter Brett im Schwimmbad ist für die Betroffenen nicht möglich. Damit nimmt ihnen die Höhenangst einen großen Teil der Lebensqualität. Viele finden sich resigniert damit ab und versuchen, einfach auf dem Boden zu bleiben, andere ergreifen Maßnahmen gegen das unangenehme Gefühl der weichen Knie und der Schweißausbrüche beim Erklimmen einer Leiter. Sie suchen Hilfe bei einem Therapeuten, der sie mit der Angst konfrontiert, um sie so zu besiegen.

Das Ganze geht jetzt auch einfacher, und zwar mit einer neuen App für die VR-Brille. Hier müssen sich die Betroffenen ebenfalls mit ihrer Angst auseinandersetzen. Experten, die diese Form der Selbstbehandlung getestet haben, sind davon überzeugt, dass sie tatsächlich wirkt.

Sich den Ängsten stellen
Aus rein evolutionärer Sicht ist die Angst vor der Höhe eine Strategie, die dabei hilft, zu überleben. Wer hingegen aus lauter Angst nicht mehr in der Lage ist, eine Brücke zu überqueren, muss etwas unternehmen, um die Lebensqualität nicht noch mehr einzuschränken. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist Höhenangst krankhaft und sollte behandelt werden. So etwas ist immer der Fall, wenn die Betroffenen schon bei der Aussicht darauf, sich ein Stück vom Boden wegzubewegen, mit Beklemmungsgefühlen in der Brust, starkem Schwitzen, Herzklopfen, Zittern und Mundtrockenheit reagieren. Die beste Therapie ist immer noch, sich den Ängsten zu stellen und zu lernen, sie auszuhalten.

Eine verhaltenstherapeutische Behandlung ist eine gute Wahl, aber auch die App für die VR-Brille kann effektiv dabei helfen, sich seinen Ängsten zu stellen. Easyheights heißt die neue Software, die Menschen, die unter Höhenangst leiden, in luftige Höhen entführt.

Langsam vortasten
Alles, was für die neue Form der Therapie benötigt wird, ist ein Smartphone, die App und eine VR-Brille. Die App ist kostenlos und geht das Problem Höhenangst sehr vorsichtig und behutsam an. Diejenigen, die ihre Höhenangst mithilfe der VR-Brille überwinden wollen, sehen 360-Grad-Bilder von tatsächlich existierenden Orten, aber eben aus der Vogelperspektive. Gestartet wird einen Meter über dem Boden und dann tasten sich die Betroffenen vor, und zwar bis zu ihrer persönlichen Angsthöhe oder darüber hinaus. Die App macht im Grunde nichts anderes als ein Therapeut. Sie setzt die Menschen, die Angst vor der Höhe haben, dieser Angst aus und die Betroffenen gewöhnen sich nach und nach an den Gegenstand ihrer Angst.

Der Vorteil der App Easyheights
Ein Psychotherapeut kann in seiner Praxis die angstauslösende Situation nicht nachstellen, dazu muss er mit seinem Patienten an einen Ort gehen, an dem der Patient dann mit seiner Angst konfrontiert wird. Eine solche sogenannte Expositionstherapie ist in den meisten Fällen sehr aufwendig und auch teuer. Die App hingegen ist kostenlos und erzielt den gleichen Effekt. Der Betroffene kann natürlich die Übung sofort abbrechen, wenn er sich unsicher fühlt. Er muss dazu einfach nur die Brille abnehmen. Ist die Angst allerdings stark ausgeprägt, dann sollte immer jemand dabei sein, wenn die VR-Brille mit der entsprechenden App zum Einsatz kommt. Wissenschaftler der Universität in Basel, die die App entwickelt haben, können sich jetzt über ihren Erfolg freuen: Eine klinische Studie mit 50 Angstpatienten hat die Wirksamkeit der App bestätigt.

Eine erfolgreiche Studie
Für die Studie hat die Hälfte der 50 Probanden einen Aussichtsturm bestiegen, und zwar so hoch, wie es sich jeder Einzelne zugetraut hat. Anschließend gaben sie die dabei empfundenen Ängste zu Protokoll. Anschließend trainierte die Hälfte der Studienteilnehmer mit der Easyheights App in der VR-Brille und die andere Hälfte nicht. Im Anschluss stellte sich heraus, dass diejenigen, die bereits durch die VR-Brille virtuell „abgehärtet“ waren, deutlich höher steigen konnten als die Gruppe, die nicht mit der App trainiert hatte. Die Probanden dieser Gruppe verharrten beim Anstieg auf den Turm immer noch auf dem gleichen Level wie zu Beginn der Studie.

Kann die App den Therapeuten ersetzen?
Ob eine App und eine VR-Brille den Angstpatienten wirklich dabei helfen können, ihre Ängste auf Dauer zu überwinden, wird sich in der Zukunft zeigen. Die App Easyheights ist ein Anfang. Menschen, die vielleicht allein mit ihrer Angst fertig werden wollen, können mit der App erste Versuche machen. Die Brille kann der Patient jederzeit absetzen, wenn er merkt, dass er sich unsicher fühlt. Bei einer Therapie verläuft es ganz ähnlich, denn auch hier bricht der Therapeut ab, wenn die Angst des Patienten zu groß wird. Die Gefahr der App besteht jedoch darin, dass sie, anders als der Therapeut, nicht merkt, wenn sich der Patient zu viel zumutet. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass bei Betroffenen, die eine stark ausgeprägte Phobie haben, stets jemand dabei sein sollte, der die Übung rechtzeitig stoppen kann.

Nicht zu lange warten
Wer unter Höhenangst leidet, sollte nicht zu lange damit warten, sich helfen zu lassen. Das Leben mit der Phobie ist nicht einfach und von selbst tritt keine Besserung ein. Eher ist das Gegenteil der Fall, je länger gewartet wird, umso größer ist im späteren Verlauf der Aufwand, die Angst endgültig zu überwinden. Die App Easyheights ist ein guter Anfang, um sich langsam und behutsam an das Thema Höhenangst heranzuwagen. Wer merkt, dass er mit der App und der VR-Brille nicht wie erhofft zurechtkommt, sollte nicht versuchen, den Erfolg zu erzwingen. In diesem Fall ist es immer die bessere Wahl, zu einem erfahrenen Therapeuten zu gehen und sich gegen die Angst behandeln zu lassen.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / Alexander_Safonov
 
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Kommentare

25. Februar 2021
Einfach eine größere Leiter aufbauen und dann langsam Stück für Stück hochklettern und das täglich bis es weg ist. Hatte ich vor der Ausbildung auch und war schnell weg.