Nackmull: Fit ohne Sauerstoff

Artikel von Jonas Hubertus am 21. April 2017 um 17:09 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Wissenschaft

Nackmull: Fit ohne Sauerstoff

21. April 2017     Kategorie: Wissenschaft
Fit ohne Sauerstoff: Der Nacktmull hat ungewöhnliche Eigenschaft entwickelt
Nacktmulle können laut neuen Erkenntnissen bis zu 18 Minuten ohne, Sauerstoff überleben. Extremen Sauerstoffmangel überstehen die Tiere mehrere Stunden, wie Forscher im Fachblatt Science berichten. Ihr Trick: Sie stellen ihren Stoffwechsel um. Fehlt ihnen der Sauerstoff, um lebenswichtige Organe wie Herz und Gehirn mittels Glukose am Laufen zu halten, nutzen sie stattdessen Fruchtzucker.

Die Arbeit sei der erste Nachweis für einen solchen -Vorgang bei einem Säugetier, schreiben die Forscher. Der weithin wenig bekannte Nacktmull erstaunt die Forscher mit ungeahnten Fähigkeiten und werten die Eigenschaft als Anpassung der unbehaarten Nagetiere an das Leben in unterirdischen Höhlen in der afrikanischen Wüste.
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Weil bis zu 280 von ihnen zusammenleben und sich die Tiere oft kilometerweit zu Wurzeln von Wüstenpflarızen graben, müssen sie stickige Luft ertragen können. Wie ihnen das gelingt, wollten die Forscher genau wissen. Sie setzten die Tiere daher zunächst Luft mit einem sehr geringen Sauerstoffgehalt von nur fünf Prozent aus. Während Mäuse dabei in weniger als 15 Minuten starben, hielten es Nacktmulle fünf Stunden ohne ersichtliche Probleme aus.

Selbst ganz ohne Sauerstoff erwiesen sich diese ungewöhnlichen Tiere als hartnäckige Überlebenskünstler: Sie schafften es bis zu 18 Minuten am Leben zu bleiben. Die Nacktmulle verloren das Bewusstsein, ihr Puls verringerte sich stark von 200 auf 50 Herzschläge pro Minute, und sie fielen in einen winterschlafähnlichen Zustand. Sobald aber sauerstoffhaltige Luft an ihre Nasen gelangte, wachten sie wieder auf und gingen unbeschadet ihrer Wege.

Es zeigte sich, dass Nacktmulle anstatt des üblichen Blutzuckers Glukose andere Zuckerstoffe im Blut haben, wenn sie die Luft anhielten: vor allem den Fruchtzucker (Fruktose) und sogar Saccharose, eigentlich nur bei Pflanzen bekannt. Generell sind die kleinen Tiere sehr widerstandsfähig, so erkranken sie scheinbar nicht an Krebs, was den unmengen an Hyaluronsäure in ihrem Körper zu verdanken ist.

Forscher hoffen jetzt, diese Tricks auch beim Menschen "einschalten" zu können.

dpa
 
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