#1 6. August 2007 Die US-Firma Tacoda sammelt und nutzt im Dienst der Onlinewerbung Milliarden Daten von Usern. Nichts nervt Fernsehzuschauer mehr als Werbung. In einer jüngst publizierten Umfrage nannten zwei Drittel der Befragten diese als Hauptärgernis. Kein Wunder, dass viele währenddessen den Gang auf die Toilette dem TV vorziehen. Für das Internet glaubt nun ein Mann aus New York einen Weg gefunden zu haben, dass Kunden Werbung sogar mögen. Dave Morgan, 43, Vorstandsvorsitzender der Firma Tacoda, die gerade von AOL für (offiziell nicht bestätigte) 250 bis 300 Millionen Dollar übernommen wurde, betreibt eines der weltweit größten Online-Anzeigennetzwerke. Ein Traum für die Werbebranche Dessen Clou: Es basiert auf sogenanntem Behavioral Targeting, einer Strategie, die dem Internetnutzer nur die Reklame zeigt, die ihn interessiert. Die Umsätze damit sollen künftig regelrecht explodieren (s. Grafik). Eine grauenhafte Vorstellung für viele Deutsche, für die Werbung ein Traum: Das System basiert darauf, dass eine Software Milliarden von Daten der Internetsurfer sammelt und daraus Verhaltensmuster generiert. Das Programm analysiert das Klickverhalten, registriert, was und wie lange jemand etwas online liest, welche Seiten er in welcher Reihenfolge besucht, erfasst aber auch Daten wie den Ort des Netzzugangs. „So können wir dem Internetbesucher genau das Produkt oder Angebot zeigen, das ihn gerade interessiert“, erläutert Morgan. Der promovierte Jurist weiß, dass so etwas „Menschen um ihre Privatsphäre bangen lässt“, und versichert, „nur anonyme, nicht personenbezogene Daten“ zu verwenden. Reisewillige Flachbild-TV-Käufer Cookies, die jeder der insgesamt rund 4500 Tacoda-Partner im Web – wie die „New York Times“, das „Wall Street Journal“ oder der „Drudge Report“ – ihren Besuchern setzt, erlauben es den Tacoda-Servern, die Vorlieben von rund 125 Millionen Usern zu ermitteln. Elf Milliarden einzelner Verhaltensdetails werden täglich eingesammelt. Dabei kommt Überraschendes heraus: So finden beispielsweise die Hersteller von Flachbildfernsehern ihre besten Kunden unter den Reisewilligen. Und Autovermietungen vermarkten ihre Dienste effektiver, wenn sie sich an Leute wenden, die sich für romantische Filme interessieren, als wenn sie Werbung auf Reiseseiten schalten. „Warum das so ist, weiß ich auch nicht“, sagt Morgan, „aber es funktioniert.“ Quelle: focus.de + Multi-Zitat Zitieren