Paradise Papers - paradiesische Zeiten für Steuersünder

Artikel von Tommy Weber am 8. November 2017 um 12:14 Uhr im Forum Finanzen & Versicherung - Kategorie: Politik & Recht

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Paradise Papers - paradiesische Zeiten für Steuersünder

8. November 2017     Kategorie: Politik & Recht
Ein Jahr nach Veröffentlichung der „Panama Papers“ gibt es jetzt die „Paradise Papers“. Wieder haben sich investigative Journalisten auf die Suche nach Steuersündern gemacht und die Ergebnisse ihrer Recherchen online gestellt. Das Datenleck offenbart die milliardenschweren Aktivitäten von Unternehmen, Politikern und gekrönten Häuptern in den Steueroasen dieser Welt. Die „Paradise Papers“ enthüllen illegale Geschäfte und sie zeigen, dass es inzwischen zum guten Ton gehört, Schlupflöcher zu nutzen, um Steuerzahlungen zu vermeiden.

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Wer hat geplaudert?

Die Journalisten sind sehr gut miteinander vernetzt, aber die Daten für die „Paradise Papers“ stammen von der Anwaltskanzlei Appleby, dem Marktführer bei Offshore-Geschäften. Die Kanzlei hat ihren Sitz auf den Bermudas und sie wirbt sehr offen für professionelle Briefkastenfirmen. Die Kunden der Kanzlei Appleby kommen aus dem Showbusiness ebenso wie aus der Politik, aber auch russische Oligarchen und eine Königin sind dabei. Die „Paradise Papers“ sind die bisher größte Quelle an Daten aus dem weltweiten Offshore-Finanzgeschäft. Sie benennen 120 Politiker aus 50 Ländern, Hollywoodstars und andere berühmte Persönlichkeiten, die jeder kennt.

Wer ist betroffen?

Ein Name führt in die höchsten Kreise der amerikanischen Politik. Der Handelsminister der USA, Wilbur Ross, profitiert den veröffentlichten Daten zufolge als Privatmann von den Geschäften einer Firma, die unter anderem dem Schwiegersohn des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehört. In den Papieren tauchen aber auch die Namen von vielen Beratern und Spendern von US-Präsident Donald Trump auf. Besonders diese Verbindungen sind sehr brisant, denn die US-Regierung muss sich mit Vorwürfen auseinandersetzen, dass es während des Wahlkampfes Kontakte zu Moskau gegeben hat. Auch ein enger Vertrauter des kanadischen Premierministers Justin Trudeau ist in den Papieren zu finden. Er soll einige fragwürdige Geschäfte gemacht und dem Staat mehrere Millionen Dollar an Steuern vorenthalten haben.

Was macht die Queen in den Papieren?

Offenbar ist auch das britische Königshaus in nicht ganz saubere Geschäfte verwickelt. Zwar kam es nicht zu Steuerhinterziehungen, wohl aber zu dubiosen Geschäften. Da gibt es eine insolvente Spirituosenkette, die nichts hat außer Schulden. Auch ein Handelsunternehmen ist in den Papieren zu finden, das mit mehr als fragwürdigen Methoden arbeitet. In beide Unternehmen hat das britische Königshaus offenbar Geld investiert. 2005 pumpte das Königshaus 7,5 Millionen Pfund aus ihrem Vermögen in einige Unternehmen, die wiederum mit der Getränkefirma und dem Handelsunternehmen in enger Verbindung stehen. Diese komplexen Vorgänge sind ein Hinweis darauf, um letztendlich Steuern zu vermeiden. Belege gibt es dafür allerdings nicht, denn die Investitionen liefen offenbar über die Duchy of Lancaster, die Vermögensverwaltung der Königin. Die Duchy ist von der Steuer befreit, aber die Queen zahlt freiwillig Steuern auf alle Einkünfte, die sie daraus bezieht.

Welche Unternehmen finden sich in den Papieren?

In den „Paradise Papers“ sind auch einige internationale Unternehmen zu finden. Diese Konzerne haben sich zwar nicht strafbar gemacht, aber sie bewegen sich, was die Steuern angeht, in einer Grauzone. Der amerikanische Sportartikelhersteller Nike soll angeblich zuerst auf den Bermudas und später auch in den Niederlanden ein System aufgebaut haben, mit dem sich effektiv Steuern sparen lassen. In den Papieren tauchen zudem die Namen Facebook, Uber und Whirlpool auf, der Hersteller von Haushaltsgeräten. Keine allzu große Überraschung ist, dass auch Apple dabei ist. Der wertvollste Konzern der Welt suchte über die Kanzlei Appleby nach einem Standort, an dem es möglichst niedrige Steuersätze gibt. Wichtig war Apple, dass auch ein möglicher Regierungswechsel in diesem Land an den günstigen Steuern nichts ändert.

Insgesamt gibt es 13,4 Millionen „Paradise Papers“ aus vielen verschiedenen Steueroasen. Alle Datensätze, die die Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“, des „Guardian“, der BBC, der New York Times und der „Le Monde“ gesammelt haben, stammen aus der Kanzlei Appleby und aus den Unternehmensregistern von 19 Steueroasen wie Malta und der Isle of Man.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / stokkete
 

Kommentare

#2 8. November 2017
War es denn jemals anders?

Mich wundert dieser Leak solcher Dokumente überhaupt nicht.

Auch nicht die ganzen Verstrickungen.
 
#3 9. September 2020
Ich bin der Meinung es ist schon lange überfällig diese Steuerbetrüger zur Verantwortung zu ziehen ! !
Sie nutzen unsere Infrastrukturen ,beziehen teils staatliche Förderungen um dann äusserst Asozial Ihre Gewinne zu verstecken.
Unsere Politiker müssen das sofort abstellen,es kommt der Allgemeinheit zugute.