#1 16. Juli 2007 An Peinlichkeit überboten haben sich in der letzten Zeit einige Volksvertreter mit ihrem mangelhaften Wissen zu Rechnern und Internet. Die Lage ist jedoch nicht hoffnungslos, im Gegenteil: Hanno Zulla belegt, dass es viele höchst aufgeschlossene und lernwillige Parlamentarier gibt. Nerdlobbyismus funktioniert - und jeder kann mitmachen. Erste Erfolge von Hanno: mehrere Treffen und Gespräche mit Landes- und Bundespolitikern aus Hamburg. "Ich hatte geglaubt, der Plan sei zu naiv. War er aber nicht." beginnt Hanno seinen Bericht. Vorweg der Plan: Da zahlreiche Politiker wenig Kompetenz zu Internet- und Computerthemen aufweisen, liegt nahe, dass ihnen das Gespräch mit Experten hoch willkommen ist und so auch nebenbei Sensibilisierungen für Bürger- und Userbelange geschaffen werden können - Nerdlobbyismus, eben. Einen entsprechenden Aufruf startete Hanno vergangenen Mai und folgte ihm natürlich auch selbst: zahlreiche Politiker aus Hamburg schrieb er an und bot sich als Selbständiger im IT-Bereich zum Gespräch an, was die praktischen Folgen und Probleme aktueller politischer Planungen betreffe. Das Fazit: zahlreiche Treffen und Gespräche mit teilweise sehr gutem Erfolg. Wobei viel von guter Vorbereitung abhängt: je nach Expertise und Themen der Volksvertreter sollten Thesen, Themen und Argumente gut vorbereitet sein. So berichtet Hanno, im Verlauf der Gespräche natürlich routinierter und gewandter geworden zu sein, damit aber gelegentlich auch übers Ziel hinausgeschossen und die Gesprächspartner mit Informationen überhäuft zu haben. Nichtsdestoweniger verliefen die Mehrzahl der Gespräche erfolgreich: er "renne offenen Türen ein", wurde zur Gründung einer Gruppe von Selbständigen angeregt, die mit ihren Bedenken auch an die Presse gehen sollten, stieß auf offene Ohren, die sichtlich kompetente Stimmen aus der Praxis wertschätzten. Insofern: die Lage ist durchaus nicht hoffnungslos, und wer befürchtet, Gesetze zu Internet und Computern würden in paranoiden Ministerien erstellt und anschließend von technischen Laien im Parlament durchgewunken, kann zumindest an Letzterem aktiv etwas ändern. Bürgerbüros und Kontaktadressen haben alle Volksvertreter, Hannos Erfahrungen deuten darauf hin, dass ein guter Teil der Parlamentariern an einem Austausch mit Praktikern durchaus interessiert ist. Notwendig ist selbstverständlich gute eigene Vorbereitung, technische und inhaltliche Kompetenz, Vorabrecherche zu Positionen der Partei bzw. des jeweiligen Politikers und eine Einschätzung seines Wissensstands. Anschließend ein Schuss Hartnäckigkeit und ein wenig rhetorische Gewandtheit - und dem Lobbyismus in Nerdsachen steht nicht mehr viel im Wege. quelle: gulli untergrund news + Multi-Zitat Zitieren