Proxima Fusion tritt mit einem 7 Mio. Euro Zuschuss der Energiekrise entgegen

Dass die Energiekrise auch in den folgenden Jahren unseren Alltag bestimmen wird, das kann man leider nicht ignorieren. Allerdings wird auf dem Gebiet der umweltfreundlichen Energiegewinnung viel gearbeitet und investiert und schon sieht man das Licht am Ende des Tunnels. Bereits im vorigen Jahrhundert haben sich Wissenschaftler aus aller Welt zum Ziel gesetzt, eine revolutionäre Methode zu entwickeln, mit der man durch Verschmelzung von Atomkernen emissionsfrei Strom gewinnen kann. Es geht hier um die sogenannte Kernfusion, die höchstwahrscheinlich die Energiequelle der Zukunft sein wird.

Proxima Fusion tritt mit einem 7 Mio. Euro Zuschuss der Energiekrise entgegen

7. Juni 2023    
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik kooperiert mit deutschem Fusions-Start-up Proxima Fusion.jpg
Auch in Deutschland wird in das neue Konzept viel Arbeit gesteckt. Das bezeugt die aktuelle Finanzierung von Proxima Fusion, einem Unternehmen, das an der Vorfront der revolutionären Entwicklung im Energiesektor steht.

Vom Max-Planck Spin-Off zum Game Changer


Wenn der Name Proxima Fusion vielen immer noch unbekannt ist, liegt das vor allem daran, dass das deutsche Start-up-Unternehmen erst im Januar dieses Jahres gegründet wurde. Dabei ist das Unternehmen aus dem bekannten Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) hervorgegangen. Es wundert also nicht, dass auch die erste Kooperation, die das in München ansässige Unternehmen eingegangen ist, mit der weltweit bekannten wissenschaftlichen Institution ist. Genau wie die Anleitung zum Glücksspiel eindeutig zeigt, muss man auf Erfahrung bauen, um erfolgreich in jeder Tätigkeit zu sein. Und diese sammelt man auf dem Gebiet der Kernfusion-Forschung schon seit mehr als einem halben Jahrhundert.

Stellator gegen Tokamak – das ewige Duell scheint ein Ende zu nehmen


Die Kernfusion unter Kontrolle zu kriegen und als Energiequelle zu benutzen, war schon immer der Traum der Menschen, zumindest dieser, die sich professionell mit Physik beschäftigen. Dabei forscht man in wissenschaftlichen Einrichtungen auf der ganzen Welt intensiv an zwei Konzepten, denen des Tokamaks und des Stellators.

Tatsächlich ist das Tokamak-Gerät den Wissenschaftlern schon seit den 1950er Jahren bekannt. Damals entwickelte man das vielversprechende Experiment in der ehemaligen Sowjetunion. Es war auch die Vorzeigetafel der sowjetischen Wissenschaft. Trotz seines fortgeschrittenen Alters tüftelt man am Tokamak weiter. Das IPP betreibt zum Beispiel in Garching bei München ein Tokamak ASDEX Upgrade. Bis vor Kurzem flossen Riesensummen auch in andere Tokamak-Experimente, wie in den Joint European Torus in Oxford. Und die Commonwealth Fusion Systems an dem bekannten Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde sogar mit der Rekordsumme von 2 Milliarden US-Dollar finanziert, wobei hier auch Bill Gates höchstpersönlich mit mischt.

Da auch weiterhin zahlreiche Probleme den Tokamak plagen, hat man auch das andere Konzept entwickelt, das vom Stellator. Auch hier leistet das IPP Pionierarbeit. Das Institut betreibt in Greifswald im Osten Deutschlands den Stellator Wendelstein 7-X. In den letzten 27 Jahren förderte man hier die wissenschaftlichen Experimente staatlich, wobei man das Gerät selbst mithilfe von Supercomputern entwarf und durch den Einsatz modernster Technik baute. Dabei lassen sich die Energieexperten von der Alternative zum Tokamak viel versprechen. Das beweist auch die aktuelle Public-Private-Partnerschaft, welche die Kooperation des privaten Unternehmens Proxima Fusion mit dem Max-Planck-Institut darstellt.

Doch wo liegen eigentlich die Unterschiede beider Technologien


Tatsächlich ist bei beiden konkurrierenden Systemen das Grundprinzip gleich. Man erhitzt Wasserstoffplasma auf Millionen Grad Celsius, um die Atomkerne näherzubringen und die Fusion zu ermöglichen. Dabei ist es offensichtlich, dass das Plasma berührungsfrei im Gerät eingeschlossen werden muss. Das geschieht mithilfe von Magnetfeldern und genau in deren Erzeugung bestehen auch die Unterschiede zwischen Tokamak und Stellator.

Tokamaks verwenden externe Elektromagneten, die zusammen mit einem großen Plasmastrom einen sogenannten magnetischen Käfig in Donut-Form erzeugen. Das elektromagnetische Feld eines Stellators ist hingegen viel komplizierter und hat eine verdrehte Struktur. Das löst die Stabilitätsprobleme, die der hohe Strom im Plasma verursacht. Deshalb ist ein kontinuierlicher Betrieb eines Stellators möglich und nicht gepulst wie beim Tokamak. Das gegenwärtige Ziel, das sich Proxima Fusion setzt, ist, die Dauer der Plasmaentladung auf 30 Minuten zu erhöhen. Erst dann wird es möglich sein, die Kernfusion als effiziente Energiequelle zu betrachten.

Werden die 7 Millionen Euro reichen?


Die erste Finanzierungsrunde von Proxima Fusion ist schon abgeschlossen und man erwartet, dass die Gelder in die Forschung der neuartigen Stellator-Reaktoren einfließen werden. Dabei kommt die Investition in die zukunftsweisende Technologie von Plural und UVC Partners. Unterstützt werden beide Unternehmen auch vom High-Tech Gründerfonds und der Wilbe Gruppe. Die Erwartungen sind groß, denn wenn die Forschung erfolgreich ist, wird man sie in den Kraftwerken der Zukunft benutzen.

Verglichen mit den Milliarden-Investitionen in Tokamaks, scheint die 7 Millionen Euro Investition winzig klein. Hier muss man allerdings beachten, dass obwohl ein Tokamak einfach zu entwerfen ist, ist danach seine Bedienung viel komplizierter und kostspieliger. Ein Stellator ist im Gegensatz schwerer zu entwerfen, doch einmal entworfen, ist er viel einfacher zu bedienen. Deshalb verspricht man sich auch mit kleineren Investitionen bahnbrechende Erfolge. Und das wird bestimmt auch in Zukunft für neue Kooperationsmöglichkeiten für Proxima Fusion sorgen.