Ratten - die heimlichen Herrscher in Washington

Artikel von Tommy Weber am 15. August 2017 um 08:04 Uhr im Forum Urlaub und Reisen

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Ratten - die heimlichen Herrscher in Washington

15. August 2017    
Wenn die Sonne untergeht und es auf den Straßen von Washington ruhiger wird, dann beginnt die Zeit der heimlichen Herrscher der amerikanischen Hauptstadt. Die Millionenstadt erwacht zu neuem Leben, es raschelt und knistert, es fiept und es schabt überall dort, wo Mülltonnen und Papierkörbe zu finden sind, die Ratten haben das Kommando übernommen. Washington wird von einer wahren Rattenplage heimgesucht und die Kammerjäger haben fast keine Hoffnung mehr, dass sie diese Plage in den Griff bekommen.

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Es werden immer mehr

Zwischen 2015 und 2016 sind die Einsätze der Kammerjäger, die auf den Straßen von Washington unterwegs sind, um 65 % gestiegen. Mussten sie vor 2015 nur rund 2300 Mal ausrücken, sind es mittlerweile 3500 Einsätze in Privat- und in Geschäftshäusern. Ein wirksames Mittel gegen die Nagetiere, die zum Teil die Größe einer ausgewachsenen Katze haben, scheint es nicht zu geben, denn alle Mittel, die bereits im Einsatz sind, helfen nur temporär, die Ratten zu bekämpfen. Washington hat New York und Chicago überholt, in keiner anderen Stadt der USA sind die Nager so präsent wie im Zentrum der politischen Macht.

Kluge Überlebenskünstler

„Schoßhunde des Teufels“, so hat das National Geographic Magazine die Ratten genannt, die sich als sehr geschickte und kluge Überlebenskünstler erweisen. Sie zwängen sich durch Löcher, die nicht größer sind als eine Münze, sie nagen sich durch Rohre jeder Art, sie klettern an Backsteinwänden nach oben, sie finden zielsicher die Abwasserkanäle in die Häuser und selbst ein Sturz aus großer Höhe kann ihnen nichts anhaben. Ratten sind sozial eingestellte Tiere, die in großen „Familien“ leben, die sich gegenseitig schützen und schwächere Familienmitglieder schon mal als „Vorkoster“ nach vorne schicken, wenn sie nicht sicher sind, ob es sich um einen Giftköder handelt. Dieses Verhalten macht es den Kammerjägern noch schwerer, der Rattenplage Herr zu werden.

Wer ist schuld an der Plage?

In Washington geht man sehr energisch gegen die Heere von Nagern vor und die Stadtverwaltung hat die Zuschüsse für einige Geschäfte und Unternehmen auf 13.500 Dollar aufgestockt. Von diesem Geld werden keine Rattenfallen, aber industrielle Abfallpressen für den täglich anfallenden Müll entweder gekauft oder gemietet. Sie sollen rund 60 Betriebe dabei helfen, die Straßen der Stadt sauberer zu halten. Der Müll dient den Ratten als Haupternährungsquelle und je weniger Müll auf den Straßen zu finden, umso weniger Ratten gibt es, hofft zumindest die Stadtverwaltung. Zusätzlich wurden noch 25 solarbetriebene Abfalleimer und 400 Behälter an den sogenannten „Ratten-Hot-Spots“ aufgestellt, die per Sensor die Stadtreinigung informieren, wenn sie voll sind. Experten sind jedoch eher skeptisch, denn die Vorkehrungen reichen nicht aus, um das Fehlverhalten der Menschen aufzuwiegen.

Warum sind Ratten so gefährlich?

Viele Einwohner Washingtons haben mittlerweile Angst, in der Dunkelheit durch die Stadt zu gehen, denn sie fürchten die „Ratten-Community“. Die Angst vor den Nagern ist begründet, denn Ratten sind die Überträger gefährlicher Krankheiten, die jedes Jahr in den USA viele Todesopfer fordern. So übertragen die Tiere unter anderem durch ihren Urin Hanta-Viren und das führt laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC immer wieder zu tödlich verlaufenden Infektionen. Die Ratten machen aber auch den Obdachlosen schwer zu schaffen. Sie können sich oft nicht gegen die Bisse der Tiere wehren und die Ratten essen die Reste aus den Mülleimern, von denen die Obdachlosen leben. Ratten gelten zwar nicht als aggressiv, aber wenn sie sich in die Enge gedrängt oder bedroht fühlen, dann zögern sie nicht und greifen an. Trotzdem ist den Bewohnern der Hauptstadt die nächtliche Präsenz der eloquenten Nagetiere unheimlich, viele verstehen jedoch nicht, dass sie mit ihrem Verhalten erst den Nährboden für die Fressnomaden schaffen. Das Fehlverhalten eines einzigen Anwohners reicht in der Regel schon aus, um Hunderte und sogar Tausende von Ratten anzuziehen. Wenn die Ratten einmal eine Nahrungsquelle gefunden haben, dann werden sie so lange weitersuchen, bis sie noch mehr Quellen erschlossen haben, was in einer so großen Stadt wie Washington nicht allzu schwer ist.

Hoffen auf den Winter

Die Stadtverwaltung, die Kammerjäger und auch die Bewohner der amerikanischen Hauptstadt warten ungeduldig darauf, dass der Sommer zu Ende geht und es draußen kälter wird. Mit den fallenden Temperaturen ziehen sich auch die Ratten zurück und sind nicht mehr omnipräsent, wie das in den Sommermonaten der Fall ist. Ein kalter schneereicher Winter sorgt außerdem dafür, dass die Population auf natürliche Art und Weise reduziert wird.

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Bildquelle: © Depositphotos.com / xload
 

Kommentare

#2 15. August 2017
Nicht nur in Washington auch in den Großstädten Deutschlands übernehmen sie bald die Regierung/Herrschaft. - Wenn die Gesellschaft müffelt kommen die Ratten.
 
#4 6. September 2017
Früher wurden die Kanalnetzte auch in kürzeren Zeitabständen saniert und die Menschen haben nicht so viel in den Ausguss gekippt...heute kocht man für 6, obwohl nur 4 am Mittagstisch essen und kippt den Rest ins Klo. Überflussgesellschaft halt.... da freuen sich die Raten in der Kanalisation...