"Raubkopierer sind Verbrecher": Filmindustrie und eBay gemeinsam auf der Jagd

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 2. Mai 2005 .

  1. 2. Mai 2005
    Die umstrittene Kampagne "Raubkopierer sind Verbrecher", mit der die Filmwirtschaft Nutzer, die urheberrechtlich geschütztes Material illegal kopieren, an den Pranger stellen will, hat einen Ableger unter dem Titel "Respe©t" erhalten. "Wir wollen den informativen Ansatz stärker in den Mittelpunkt stellen", erläuterte Elke Esser, Geschäftsführerin der Zukunft Kino Marketing GmbH (ZKM), das Hauptziel der "zweiten Kommunikationslinie" am heutigen Montag bei einem Rück- und Ausblick der "Initiative zum Schutz des Originals" in Berlin. Im Rahmen der neuen Kampagne sollen Unterrichtsmaterialien entwickelt werden und "zahlreiche Aktionen in Videotheken oder Kinos" stattfinden. "Dabei wollen wir auch dem zahlenden Zuschauer Respekt erweisen und ihm unseren Dank abstatten", betonte Esser. Unterstützung erhält ihre im Auftrag der Filmindustrie tätige Vermarktungsfirma dabei von eBay. "Wir wollen den Nutzer vor illegalen Filmkopien schützen", erklärte die Sprecherin des Auktionshauses, Maike Fuest. Daher habe man die Zusammenarbeit mit der Filmwirtschaft intensiviert.

    Im Rahmen der Kooperation hat eBay eine Aufklärungsseite zum Thema "Handel mit Film-Raubkopien" in sein Angebot integriert. "Der elektronische Handel kann nur erfolgreich sein, wenn die Nutzer wissen, was sie unbedingt beachten müssen, was erlaubt ist und was nicht", erläuterte Fuest. So gebe es etwa Hinweise darauf, wie man illegale Filmkopien erkennen könne. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, "fragwürdige Angebote" sowohl an die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) als auch an eBay zu melden. Abgerundet wird das Angebot mit Auktionsofferten: So wird momentan ein Kampagnen-T-Shirt versteigert, dessen Erwerb mit dem Besuch der VIP-Premiere von "Star Wars Episode III" Mitte Mai in Berlin nebst Hotelkostenübernahme gekoppelt ist. Schon seit längerem arbeitet eBay im Rahmen des "Verifizierte Rechte Inhaber Programm" (VeRI) eng mit der Filmindustrie zusammen: Die mehreren hundert dafür registrierten Firmen können gegen ihre Rechte verstoßende Inhalte auf der Versteigerungsplattform damit rasch löschen lassen.

    Die seit anderthalb Jahren laufende Reihe "Raubkopierer sind Verbrecher" wird ebenfalls mit einem neuen Plakat fortgesetzt. Es zeigt einen jungen Mann, der gleichsam von zwei schwarzen Filmbalken in die Zange genommen wird. "Langsam wird's eng" ist der Hingucker überschrieben. Weiter wird an das Inkrafttreten des neuen Urheberrechts im September 2003 erinnert -- obwohl darin die digitale Privatkopie prinzipiell weiter aufrecht erhalten und allein das Vervielfältigen "einer offensichtlich rechtswidrig hergestellten Vorlage" verboten wird. Gleichzeitig macht die ZKM auf die verstärkte Verfolgung durch die GVU aufmerksam: So wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres hierzulande bereits 532 Verfahren im Film- sowie 171 im Softwarebereich eingeleitet. 2004 waren es insgesamt 2122 im Kino- und DVD-Sektor. Von Januar bis März konnte die GVU zudem bereits 158.615 Raubkopien sicherstellen lassen.

    Esser ist vom Erfolg der Kampagne insgesamt nach wie vor überzeugt: "Das Thema ist so stark diskutiert worden, dass in den Medien ein Begriffswechsel von Filmpiraten zu Raubkopierern stattgefunden hat", freut sie sich. Die Leistungen der GVU wollte sie aber nicht schmälern. So begrüßte die ZKM-Chefin insbesondere, dass kürzlich die deutsche Release Group Flatline ausgehoben werden konnte. Ferner erklärte sie, dass die Filmwirtschaft inzwischen auch verstärkt auf der "zivilrechtlichen Seite zuschlägt". In diesem Zusammenhang nannte sie das Vorgehen gegen Portalseiten wie Sharesville.org oder Burningboard.net mit Links zu Film-Raubkopien. So wurde der aus Dormagen stammende Betreiber von Sharesville bereits zur Zahlung von 5500 Euro verurteilt.

    Noch Nachbesserungsbedarf beim Schutz vor illegalen Filmkopien sieht Esser bei der Kontrolle der eigenen Vertriebskette, also in den Kinos. Codes und Wasserzeichen in den Bild- und Tonspuren hätten zwar etwa schon den Nachweis erbracht, dass der deutsche Ton der Flatline-"Produkte" im Vorführraum eines Kinos in Gifhorn abgenommen worden sei. Doch "das Kino ist ein Ort, den man möglicherweise noch weiter sichern muss", gab die ZKM-Geschäftsführerin als Parole aus. Mehrere Betreiber würden daher momentan die Bestellung von rund 600 portablen Nachtsichtgeräten prüfen, mit denen "in unregelmäßigen Intervallen und in begründeten Einzelfällen kontrolliert" werden solle. Bisher kommen derlei Überwachungsmaßnahmen höchstens bei Filmpremieren zum Einsatz. Esser gab zwar zu, dass sich diese Strategie mit der Einrichtung von "Kuschelplätzen" in Kinos nicht gerade vertrage und dass der Schutz der Intimsphäre der Nutzer natürlich ein Thema sei. An den Einsatz der Geräte sei aber nur in "Verdachtsfällen" gedacht. Es werde keine fest installierten Apparate geben, "wo jemand seinem Voyeurismus nachgehen kann."

    Auch das Sommer-Intermezzo der ZKM, die "Knast on Tour"-Reihe, wird dieses Jahr fortgesetzt. Hier haben dieses Jahr Interessenten die Gelegenheit, sich auf eBay einen Tag in der Zelle zu ersteigern. "Der Knast wird an einem von ihnen gewünschten Ort aufgebaut, sie können ihre Freunde einladen und werden mit Wasser und Brot, aber auch mit Kinokarten versorgt", hofft Esser auf einen Erfolg der Aktion. Zusätzliches Schmankerl: Schauspieler aus der RTL-Fernsehserie "Hinter Gittern" sollen als Aufseherpersonal fungieren. Ferner will die ZKM "Promotion-Teams" an "Szeneplätze" der jungen Zielgruppe schicken unter dem Aufhänger "Sie finden dich".


    quelle: heise news

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