RTL baut Fernsehproduktion aus

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 29. August 2007 .

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  1. 29. August 2007
    Europas größter Fernsehkonzern, RTL-Group, will unabhängiger vom Werbemarkt werden und plant den Ausbau seines internationalen TV-Produktionsgeschäftes. Schwierige Märkte in Asien sollen erschlossen werden, zudem verhandelt die Sendergruppe des Bertelsmann Konzerns über Zukäufe in der Türkei.

    BERLIN Europas größter Fernsehkonzern, RTL Group, plant den Ausbau seines internationalen TV-Produktionsgeschäft. „Weltweit setzen sich neue Fernsehformate immer schneller durch. Daran wollen wir künftig stärker teilhaben“, sagte Vorstandschef Gerhard Zeiler. Innerhalb von drei bis fünf Jahren wolle er das Geschäft verdoppeln. Zeiler schließt auch Zukäufe von Filmfirmen nicht aus, wenn das Preisniveau wieder stimme.

    Derzeit läuft im Produktionsgeschäft eine Konsolidierungswelle. Kürzlich hat der italienische Medienkonzern Mediaset den zweitgrößten TV-Produzenten in Europa, Endemol, übernommen. Zuvor hat der Finanzinvestor Permira, einer der beiden Hauptaktionäre des RTL-Konkurrenten Pro Sieben Sat 1, den Berliner Fernsehproduzenten MME gekauft.

    Mit dem geplanten Ausbau des Produktionsgeschäfts will die Sendergruppe des Medienkonzerns Bertelsmann unabhängiger vom volatilen Werbemarkt werden. Der RTL-Produktionskonzern Fremantle Media gehört zu den Wachstumstreibern. Im vergangenen Halbjahr stieg der Umsatz auf 603 Mill. Euro (Vorjahreszeitraum 559 Mill.). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) stieg um 8,3 Prozent auf 91 Mill. Euro.

    In Deutschland ist RTL mit seinem Potsdamer Produktionskonzern Ufa („Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Dresden“) vertreten. Doch das Tochterunternehmen verliert an Bedeutung. „Ufa ist stabil, aber längst nicht mehr der größte Gewinnbringer“, heißt es in Konzernkreisen. Mittlerweile haben die Töchter in den USA und in den Großbritannien Ufa abgelöst. Vor allem der Erfolg der Musiktaltentshow „American Idol“ (in Deutschland als „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt) sorgt in den Vereinigten Staaten für ein rasantes Wachstum. Hinzu kommen neu entwickelte Fernsehshows wie „Got talent“, das bisher schon in 13 Ländern verkauft wurde.

    Zeiler beobachtet bei der internationalen Expansion auch die Wachstumsmärkte in Asien. Doch China und Indien seien extrem schwierige Märkte. In China gibt es aber bereits konkrete Pläne. „Wir wollen dort mit Shows in den Markt gehen, die nicht einfach zu kopieren sind“, sage Fremantle-Chef Tony Cohen, der auch Vorstandsmitglied bei der RTL Group ist, zuletzt dem Handelsblatt.

    An Geld für Zukäufe fehlt es der RTL Group nicht. Der Branchenprimus hat nach Unternehmensangaben 832 Mill. Euro auf der hohen Kante. Derzeit verhandelt der Luxemburger Konzern über eine Medienbeteiligung in der Türkei. Die Gespräche zwischen RTL und dem türkischen Medienunternehmen Cukurova seien weit gediehen, berichtete die türkische Zeitung „Dunya“. Cukurova gehören die türkischen Sender Show und Skyturk. Außerdem besitzt das Unternehmen den Fußball-Sender Lig TV und den Radiosender Lig Radyo. Zuletzt ist der Medienkonzern Axel Springer durch eine Beteiligung an Dogan TV in den türkischen Fernsehmarkt eingestiegen.

    Die RTL Group wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Doch Zeiler macht gestern in einer Telefonkonferenz klar, dass der Konzern auch durch Zukäufe wachsen werde. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Zentral- und Osteuropa. Bisher ist die RTL Group dort nur in Ungarn, Kroatien und Russland vertreten. Europaweit besitzt der Marktführer 39 TV-und 29 Radiossender in zehn Ländern.

    Während sich die Fernseh- und Radiotöchter in Frankreich, Benelux und Deutschland gut entwickeln, bleibt der britische Fernsehmarkt für RTL eine Baustelle. Die hohen Erwartungen an den teuer eingekauften Sender Five haben sich bisher nicht erfüllt. RTL nahm gestern eine umfangreiche Wertberichtigung des Senders vor. Die Nummer fünf im britischen Fernsehmarkt ist 123 Mill. Euro weniger wert, als bislang in den Büchern der Senderkette stand. Zeiler nannte als Gründe die wachsende Zersplitterung durch die Digitalisierung. Zudem seien die Kosten beim Film- und Serieneinkauf in Großbritannien explodiert. Der britische Werbemarkt erhole sich nach einem Absturz 2006 zudem nur langsam. Die britische Senderfamilie erzielte zuletzt Erlöse von 242 Mill. Euro (Vorjahreszeitraum: 223 Mill.). Das Ebita sank wegen der Anlaufverluste für zwei neue Digitalkanäle von 15 auf fünf Mill. Euro.

    Quelle: handelsblatt.com
     
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