Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Malena, 27. Oktober 2012 .

  1. 27. Oktober 2012
    Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2012
    Ein Problem könnte die Situation unklar erscheinen lassen, Ägypten, Tunesien usw. sind nicht total autoritär, aber vielleicht auch nicht demokratisch. Dies könnte zu der Illusion führen, dass das Problem nur einige lokale korrupte Antidemokraten waren. Dann müsste man nur diese Leute loswerden und schon hätte man eine funktionierende Demokratie und Wirtschaft.

    Brilliant und wichtig ist aber: Die gleiche Formel wird jetzt in europäischen Ländern wiederholt, in dennen wir doch eine formale Demokratie haben. Ich bin nicht der Meinung, dass die Demokratie abgeschafft werden sollte. Sondern, und das sollte speziell die aufrichtigen Demokraten beunruhigen, offensichtlich kann unser Mehrparteien-System das Niveau der sozialen Unzufriedenheit nicht mehr angemessen vertreten.

    Mein Lieblingsbeispiel passierte vor Jahren in England, 2 Wochen vor den Wahlen die New Labor gewann. Damals gab es eine große Show auf BBC, in der hunderttausende Zuschauer darüber abstimmten, wer die meist gehasste Person in Großbritannien sei. Tony Blair ,,gewann" in dieser Show mit großer Mehrheit! 2 Wochen später gewann er die Wahlen. Was bedeutet das?

    Es bedeutet, dass die Menschen eine gewisse Unzufriedenheit fühlten, die sich im Hass gegen Tony Blair kanalisierte. Aber irgendwie fühlten sie, dass diese Unzufriedenheit in der politischen Wahl nicht repräsentiert werden kann. Wir sollten damit nicht spielen. Denn als Ergebnis bekommen wir diese (scheinbar) irrationalen, Ausbrüche, wie Auto-Brände in Frankreich, dieser pure Protest, ohne klares Programm.

    Die zweite gefährliche Sache:

    Was jetzt gerade in China, in Singapor, usw. geschieht, sollte uns zu denken geben. In welchem Sinne? Als erstes muss man dem Teufel zugestehen, was dem Teufel gehört. Das Gute war, bis jetzt auch wenn der Kapitalismus hier und dort 20 Jahre Diktatur benötigte, langfristig, wenn die Dinge begannen sich zu bewegen, erzeugte der Kapitalismus in der Regel immer ein Bedürfnis nach Freiheit, Demokratie usw..

    Ich bring es auf den Punkt:

    Die Ereignisse weisen eindeutig in eine bestimmte Richtung, die uns Sorgen machen sollte. Denn diese ,,ewige Ehe" zwischen Demokratie und Kapitalismus geht auf die Scheidung zu. Die effizientesten Formen des heutigen Kapitalismus finden wir in: Singapur, Malaysia, China.

    Es ist ein Kapitalismus, der noch dynamischer funktioniert, produktiv-zerstörerisch in einem kapitalistischen Sinne. Als Kapitalismus funktioniert es perfekt - ohne Demokratie. Ich glaube nicht, wie einige meiner liberalen Bekannte - nicht Freunde, ich habe keine liberalen Freunde-, die denken: ,,Gib ihnen weitere 10 Jahre und ein erneutes Tian'anmen...". Nun, vielleicht, vielleicht auch nicht.

    Ich glaube, es ist hier ein viel ominöser Prozess im Gang, eben diese Scheidung von Kapitalismus und Demokratie. Wir sehen auch im Westen Anzeichen dafür. Aber man darf hier nicht naiv sein, es wird nicht der alte faschistische Autoritarismus. Ich denke, dass eine der Richtungen - nicht universalisierbar- wie das Phänomen Berlusconi sein könnte. Das ist für mich das faszinierende am "Berlusconi-System" Ein offen obszönes Funktionieren von Macht.

    Der Kerl macht lächerliche Witze, macht sich über sich selbst lustig. Aber das System, das ist die Wahrheit über Berlusconi, - vergesst dass Spektakel, ob er mit dieser Ruby ****te oder nicht.

    Der Punkt ist: ,,Was geschieht in der Machtstruktur?"

    Wenn es einen wirklich genialen Film der letzten Jahrzehnte gab, war es ,,Brazil", der vom Monty-Python vor dreißig Jahren gedreht wurde. Mit einer Art wirklich genialer Einsicht zeichnet er diese neue Art eines autoritären Regimes, was nicht mehr der alten faschistische Ordnung entspricht - dem "sich opfern".

    Sondern oberflächlich ist es eine Art halb-obszön, hedonistisches Regime, etwa als wäre Groucho Marx an der Macht.

    Aber der entscheidende Punkt ist folgender.

    Genau mit diesem neuen Übergewicht an geistigem Eigentum, was nicht funktioniert - das ist ein großes Problem für den Kapitalismus - und aus anderen Gründen ist klar, dass mit diesen neuen Arten von wirtschaftlichen Krisen, die wir erleben - wie die Finanzkrise von 2008. Wo es ganz plötzlich explodiert. Und um sich zu retten, braucht es schnelle, radikale staatliche Maßnahmen im großen Stil. Formale Demokratie funktioniert nicht. Das ist es, was mich schockierte.

    Sind wir uns bewusst, was im Herbst 2008 in den USA passiert ist? Ich erinnere mich, als Bush, noch als Präsident, die erste 750 Milliarden Dollar Hilfe für die Banken vorschlug. Heute sind das natürlich ,,peanuts". Damals war es eine große Geldsumme. Zunächst lehnte der Kongress es mit 2/3 ab. Und dann passierte was Mysteriöses. Die ganze politische Elite: Bush, McCain, Obama. Alle zusammen machten Druck auf den Kongress. Im Grunde sagten sie dem Kongress: "Hört mal, eure demokratische Debatte ist ganz nett, aber das muss in einer Woche erledigt sein. Verarscht uns nicht."

    Im Grunde setzten sie die Demokratie aus. Und typischerweise akzeptierte der Kongress das. In einer Woche setzten sie es um. Das hätte mich beunruhigt.

    Zur Angst der Europäer:

    Ich nenne euch ein Zeichen dieser Angst, eines welches ich für entscheidend halte:

    Ich meine, ihr wisst was sie tun. Dieses schreckliche Ding, was wir Bologna Schulreform nennen, die Reform des europäischen Hochschulwesens. In einigen Ländern radikaler als in anderen. In Deutschland ist es nicht mal so schlimm, wahre Katastrophen sind die Ex-Jugoslawischen Länder! aber auch in Frankreich, England und Italien ist es schrecklich.

    Jemand meinte, dass wir keine marxistische Soziologie brauchen, sondern Experten die uns sagen:

    a) psychologisch: Wie die Massen kontrolliert und wie sie adressiert werden können.

    Und b) urbanistisch: Wie Städte umzustrukturieren sind, um sie einfacher zu kontrollieren. Usw...."

    Ich denke, dass hinter der Maske dieser pragmatischen Haltung, dass "Sozialwissenschaften nicht oben in ihrem Elfenbeinturm sitzen sollten, sondern gesellschaftlichen Bedürfnissen dienen" dahinter verbirgt sich eine konzertierte Attacke gegen das, was Immanuel Kant den öffentlichen Gebrauch der Vernunft nennt.

    Diese Umwandlung des Hochschulwesens in Fabriken, um Experten zu produzieren,
    die dazu bestimmt sind, Probleme zu lösen. Und zwar Probleme wie sie von den Machthabern definiert werden.

    Das ist kein wahrhaft kritisches Denken.
     
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  2. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Das soll kein Trollpost sein, aber irgendwie finde ich deine Textstruktur doch ziemlich wirr und wir springen von einem Konzept zum nächsten, bevor du überhaupt deutlich gemacht hast, worum es dir eigentlich geht.

    Welches von deinen vielen angerempelten Themen möchtest du denn diskutieren?
     
  3. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Du solltest dir zunächst folgende Ausführungen genauer anschauen

    Demokratie als Religion?

    Über die erschreckenden Hintergründe eines Dogmas


    http://www.wissensmanufaktur.net/media/pdf/Demokratie_als_Religion.pdf
     
  4. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Die USA war zu ihrer Gründung keine Demokratie, sondern eigentlich eine Republik.

    Demokratie hat klar erkennbar religiöse Züge und ist eigentlich eine Diskriminierung der Minderheit. Demokratie und Kapitalismus ist kein Ehepaar mehr und das ist schockierend.
     
  5. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Worauf willst du eigentlich hinaus Malena? Dein OP ist ziemlich konfus. Du springst ständig hin und her. Stammt der Text aus deiner Feder?

    Du mußt dich erstmal mit den Begrifflichkeiten auseinandersetzen. Meine Quelle hast du in der Kürze der Zeit sicherlich nicht durchlesen können.
     
  6. 27. Oktober 2012
    Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Der Anfangspost schweift an einigen stellen ab, aber es geht mir im Kern darum, dass die Demokratie am scheitern ist.

    Kapitalismus führte ab einem bestimmten Zeitpunkt zu einem Wunsch von Freiheit und daraus resultierte die Demokratie.

    Kapitalistische Regime wie China jedoch, funktionieren viel besser und dynamischer als der Zusammenschluss von Demokratie und Kapitalismus.

    In Staaten wie den USA und in Deutschland wird die Demokratie auch zeitweise ausgesetzt, weil sie sich nicht mehr für die Probleme die aus dem Kapitalismus resultieren eignen.

    Fukuyama hatte dies übrigens vor 20 Jahren vorhergesagt.

    Die Demokratie ist nicht mehr in der Lage die soziale Unzufriedenheit zu bekämpfen.

    Die westlichen Staaten bewegen sich in eine antidemokratische Richtung.

    http://www.time.com/time/world/article/0,8599,2043235,00.html
     
  7. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Kapitalismus gehört abgeschafft.

    Allerdings frage ich mich, was das Gegenteil vom Kapitalismus ist.

    Vielleicht gibt es eine Mitte zwischen dem Gegenteil vom Kapitalismus und dem Kapitalismus.
     
  8. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Wie wärs mit sozialer Marktwirtschaft? Denn reiner Kapitalismus vergisst die Menschen. Und letztendlich geht es aber um die. Natürlich kann man effektive Wirtschaftssysteme ohne Demokratie besser durchsetzen. Politiker sehen sich dem Problem ausgesetzt, dass es solche Systeme gibt, die mit unseren in Konkurrenz stehen, also dementsprechend einen wirtschaftlichen Vorteil besitzen. Nur machen sie den Fehler, indem sie denken, dass unser System angepasst werden muss.

    Dazu kommt das Problem, dass manche Firmen/Menschen zuviel Einfluss auf Politik und Staaten haben. Es liegt letztendlich immer noch an uns selbst, was wir daraus machen.
     
  9. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Stimmt schon, - sieht völlig nach einem Hollywood verdrehtem Kopf aus,
    das Geschreibsel

    Hier geht einer Tief und möchte wohl etwas mehr Struktur in seinen Gedankengängen haben.

    Doch jetzt zurück zum TE und Topic :

    mMn ist es nicht die Politik, sondern eher das Vertrauen in seine Mitmenschen.
    Unzufriedenheit ist etwas, das gesäät wird, wenn sich etwas drehen soll und somit
    kann man sich eigentlich nur an die eigene Nase fassen und zusehen, das "Mensch"
    nach bestem Gewissen und Kräften seine Taten tut.

    Wenn du Kopf sein möchtest (ja auch Denken darf ruhig als Tätigkeit angesehen werden)
    Dann schicke gute Gedanken raus und jetzt dein Universeller ....
    Das Universum wird es dir Danken.

    Achja, und keine Sorge, wenn du mal einen Zweifel im Kopf haben solltest -
    dafür hamwaja PC oder ein Kopfkissen .


    lg
    KK
     
  10. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Geht es dir jetzt um eine Kritik der Sozialwissenschaften (s. Fazit) oder um die Überschrift?
    Ich gehe jetzt mal von zweiterem aus. ;-)

    -> Um von einer "Scheidung" sprechen zu können braucht man gezwungenermaßen eine Heirat. Wo und wann würdest du diese lokalisieren?

    Die Entstehung des (westl.) Kapitalismus ist keineswegs unumstritten, die Literatur bietet viele Ansatzmöglichkeiten...ein Auszug:

    Max Weber verortet die Entstehung des Kapitalismus nach der Reformation in der Arbeitsmoral der Calvinisten (s. "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus")

    Karl Marx wiederum sieht ihn als notwendige Entwicklungsstufe hin zum Kommunismus.

    Die Modernisierungstheorie(n) (z.B. S.P. Huntington) sieht den Kapitalismus als notwendige Entwicklungsstufe aus einer evolutionären Perspektive.

    Die Theorie der Weltgesellschaft, v.a. in Person von Immanuel Wallerstein, verortet die Entstehung des Kapitalismus schon um das 15te Jahrhundert und beschreibt die Trennung der Welt in Zentrum(der Westen) und Peripherie(Lateinamerika und Afrika). Die Ausbeutung der Peripherie durch das Zentrum ist somit bestimmend für die heutige Welt.

    (Alles so kurz wie möglich geschrieben;-) Und es gibt natürlich noch viele weitere Ansätze.)

    Eine streng historische Analyse der Welt ist leider wenig hilfreich, da immer nur deskriptiv gearbeitet wird, jedoch muss man sich schon Gedanken über die Gegenstände der Diskussion machen.

    Ich für meinen Teil bezweifle, dass es jemals eine Heirat gab.

    MfG
     
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  11. 27. Oktober 2012
    Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Muss dem Eröffnungspost widersprechen, da ich keinerlei Anzeichen für eine Scheidung zwischen Kapitalismus und Demokratie sehe; das, was bemängelt wird, sind meiner Meinung nach die Folgen der Subsumtion der Menschen unter das Kapitalverhältnis.

    Der Etablierung der kapitalistischen Produktionsweise waren mehrere Faktoren als Voraussetzung vorangestellt: die ursrpüngliche Akkumulation, welche zur Bildung der Klassengesellschaft geführt hat, sowie die Zementierung der Klassengesellschaft durch das demokratische Recht.

    Innerhalb des ursprünglichen Akkumulationsprozesses hat sich ein Teil der Gesellschaft die Macht über die Produktionsmittel verschafft und konnte den produktionsmittelfreien Rest für sich arbeiten lassen. Mit dem Ende des Feudalismus verschwand zwar die Leibeigenschaft, doch die materiellen Unterscheide innerhalb der Gesellschaft blieben bestehen; die Klasse der Produktionsmittelbesitzer behielt ihren Reichtum, während die Arbeiter nun frei waren - im formellen Sinn und frei von Produktionsmitteln. An der Situation der Arbeiter änderte sich nur wenig.

    Die Frage danach, wer eigentlich herrscht, wenn das demokratische Recht herrscht, lässt sich folgendermaßen beantworten: die Produktionsmittelbesitzer. Zum einen werden Versuche der Arbeiter, die materiellen Unterschiede zu beseitigen bzw. die Produktionsmittel an sich zu reißen, rechtlich sanktioniert*, zum anderen erfüllt das demokratische Recht eine weitere Funktion unter den Produktionsmittelbesitzern: es sichert die langfristige Ausbeutung der Arbeiter, indem der Akkumulationsprozess nach Regeln erfolgt, an die sich alle Produktionsmittelbesitzer halten müssen.

    Der Staat kann konsequenterweise auch keine Appellationsinstanz für die vermeintliche wahre Demokratie sein, sondern sichert durch seine Funktion bei der Reproduktion der Produktionsbedingungen die Aufrechterhaltung des Kapitalverhältnisses:

    Ich hoffe, ich konnte bei der Problematik weiterhelfen.

    -
    * Die Produktionsmittelbesitzer kalkulieren stets so, dass es den Arbeitern unmöglich ist, selbst Kapital in entsprechendem Umfang anzuhäufen und sich aus dem ökonomischen Diktat zu befreien; der Umfang der Entlohnung tendiert stets dazu, lediglich die Reproduktion der Arbeitskraft zu gewährleisten.
     
  12. 27. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    guter post!! hauptsache mal gesagt der kapitalismus gehört abgeschafft, weil es uns hier in deutschland ja so schlecht geht... wir werden alle von unseren arbeitgebern ausgebeutet.. menschenrechte ist der politik ein fremdwort und die gewaltenteilung ist keines wegs gegeben
    Wir brauchen aufjedenfall so ein regmie wie in china da stimm ich dir zu, dann könnte ich diesen thread sofort dem regime melden und der politik,umwelt,gesellschafts-bereich wir zum Propagande-bereich in der die gleiche meinung hoch und runter gelabert wird (jaja ich weiss dass ist reines Wunschdenken von mir, so etwas schönes wird es nie geben)
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    Kritik ist immer gut, aber du kannst einen Staat nicht nur an wirtschaftsleistung beurteilen.. klar funktioniert das Konstrukt-China gut, allerdings in einem Staat von > 1 Mrd Einwohner kann man so ein system eben perfekt einsetzten... arbeitskräfte ohne ende, von denen der grossteil davor arme reisbauern waren.
    Ich warte auf den Tag an dem sie merken wie sehr sie ausgenutzt werden und die Demonstrationen wieder mal auf die Strasse gehen!! und wenn dann aber richtig
    Spätestens wenn sich eine breite Mittelschicht in diesem Land herausentwickelt wird die unterschicht mehr soziales fordern... wenn nicht sogar eine demokratie

    Hier in deutschland sind unsere größten probleme übergewicht, chemie-verseuchte nahrung und klimaerwärmung... reg dich doch über solche "schwerwiegenden" probleme auf
    Ich sehe aufjedenfall keinen Grund anzunehmen, dass sich Kapitalismus und Demokratie von einander entfernen
     
  13. 27. Oktober 2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Die Formulierung halte ich für problematisch. Michael Heinrich schreibt das leider auch ähnlich. Der einzelne Kapitalist überlegt sich weniger was er dem arbeiter zahlen muss, damit dieser kein Kapitalist wird, sondern schlicht wie man am meisten Leistung bei möglichst geringem Lohn herauspressen kann. Der Lohn ist neben dem Reproduktionskosten der Ware arbeitskraft durch ein "historisches und moralisches Moment" bestimmt und wesentlich durch den Klassenkampf:
    "Es findet hier also eine antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmässig durch das Gesetz des Warenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt" (Karl Marx, MEW 23 249)

    Zum fundamental ambivalenten Verhältnis von Kapitalismus & Demokratie hatte ich hier schon etwas geschrieben. Der Fall China & co ist allerdings ein anderer als jener der entwickelten westlichen Industriestaaten. Ich sehe China in direkter Tradition des Realsozialismus, verstanden als nachholende Entwicklungsdiktatur. Ob diese nun wie unter Stalin oder Mao per zentraler Planung oder heute per Staatskapitalismus unter ausnutzung des globalen Kostengefälles realisiert wird, ist im Grunde nebensächlich. Hier wird alles dem nationalen Interesse untergeordnet, definiert durch die Partei. Es ist aber abzusehen, dass sobald die Wachstumsraten weniger werden die Proteste enorm zunehmen werden, denn ohne hohes Wachstum fehlt die entscheidende Legitimation für die Gewaltherrschaft, die auch China nötig hat.

    Die aktuelle autoritäre Tendenz im Westen ist hingegen ein klassisches Phänomen der Krisenbearbeitungsstrategie herrschender Klassen, dass Nicos Poulantzas schon anfang der 70er beobachten konnte und mit dem Begriff "autoritärer Etatismus" analysiert hat. Darunter versteht er folgendes:
    "(1) Machtverschiebung vom Parlament zur Exekutive, die mit Verschiebungen der Dominanzen in den Staatsapparaten einhergeht (aufwertung von Finanzministerium und Notenbank), (2) zunehmende Verschmelzung von Legislative, Exekutive und Jurisdiktion bei gleichzeitigem Verfall der Funktion des Gesetzes, (3) Funktionsverlust der politischen Parteien als Vermittlungsglieder des politischen Dialogs zwischen Verwaltung, Regierung und Wahlvolk und (4) die Verlagerung dieser Vermittlung in parallele informelle Netzwerke" (Quelle)
    Das hängt damit zusammen, dass in Krisenzeiten schnell reagiert werden muss. Wenn die Hegemonie des herrschenden akkumulationsregimes bröckelt, verschiebt sich das Verhältnis von Zwang und Konsens zugunstem des ersteren. Eine genauere analyse der aktuellen Situation findet sich bei Lukas Oberndorfer, der in anschluss an Poulantzas vom "autoritären Wettbewerbsetatismus" in der EU redet.
     
  14. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Demokratie, wie wir sie kennen, ist eine Illusion Malena. Bitte setze dich mit meiner Quelle auseinander.

    Das wir uns mit großen Schritten in eine um es in deinen höflichen Worten zu formulieren "antidemokratische Richtung" bewegen, bestreiten wohl nur noch die größten Ignoranten.
     
  15. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Es gibt die Planwirtschaft die eine Alternative waere, momentan bewegen wir uns aber auf die freie Marktwirtschaft hinzu.
     
  16. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Die Systeme auf der Welt sind momentan ein offenes Feld. Die Bevölkerungen sind weder mit Demokratie, noch mit Planwirtschaft zufrieden.

    Dieses Vakuum muss und wird gefüllt werden und ich hoffe nicht, dass es wie 1930 ausgeht. Damals haben die Nazis dieses Vakuum gefüllt.
     
  17. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Die Menschen sind mit Diktatur zufrieden?
     
  18. 28. Oktober 2012
    Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Ich kann bei deiner Quelle beim besten Willen keine konsistente Argumentation erkennen. Was sollte denn genau der Erkenntnisgewinn aus diesem Text sein?
    Der oberflächliche Vergleich von griechischer Polis und heutiger Demokratie verfehlt den wesentlichen Unterschied. Damals waren landwirtschaftliche Subsistenzproduktion & Sklaverei dominant, während Warentausch nur am Rande existent war, von Kapital ganz zu schweigen. Dem entspricht die nur in Ansätzen entwickelte politische Demokratie.
    Erst der Kapitalismus mit universeller Warenproduktion und daher Geltung des Wertgesetzes, unpersönlicher Herrschaft des Kapitals und doppelt freien Arbeitern (rechtlich frei und frei von Produktionsmitteln), schaffte die Grundlage für Ideen und Umsetzung umfassender politischer Freiheit, Gleichheit und Demokratie.
    Der Text suggeriert es gäbe auch in der Demokratie eine tendenziell persönliche Herrschaft, womit die konstitutive Differenz zwischen antiker & bürgerlicher Gesellschaft ausgeblendet wird, nämlich die Wandlung von direkt-personaler zu indirekt-sachlicher Herrschaft des Kapitalismus. Der ökonomischen Herrschaft der "Sachen" ist die politische Herrschaft des Gesetzes adäquat. Dies ist keine bloße Ideologie, sondern Realität.
     
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  19. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Mir ging es zunächst nur um eine Klärung des Begriffes Demokratie und das wird im Text verständlich kommuniziert.
     
  20. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    nja generell ist demorkatie eher ein werkzeug das missbrauch einer regierung verhindern soll.

    gäbe es keinen missbrauch an der spitze bräuchte man die demorkatie nicht, aber wie man an einigen noch existierenden regimen (diktaturen) erkennen kann, ist demokratie ein dringendes und nötiges system.

    kapitalismus und demokratie lassen sich kombienieren, sozialismus und demokratie funktioniert nicht... die demokratie würde dafür sorgen das der kapitalismus sich wieder entwickelt.

    technokratie, sog. herrschaft der intellektuellen... das funktioniert aber auch nur gut wenn die verbindung zum restlichen volk gut gepflegt wird und beidseitiges vertrauen besteht.

    letztendlich wäre es die beste lösung, es ist auch die pflicht der klugen die verantwortung zu übernehmen.

    das problem ist in kriesen wollen die leute natürlich sozial abgesichert sein und keine "kürzungen" akzeptieren... was persönlich ja völlig normal und richtig ist.

    dummerweise funktioniert das nicht so einfach das man sich was wünschen kann... deshalb ist es wichtig das kluge köpfe die richtigen entscheidungen fällen und zwar NICHT die die das volk will sondern die die dazu führen das es dem volk wieder besser geht!

    deshalb ist es wichtig das die legislaturperioden auf mindestens 10 jahre erhöht werden.
     
  21. 28. Oktober 2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Die erwähnten Fehler und die mangelnde Differenzierung sind einer Klärung des Begriffes nicht gerade zuträglich.
    Zum Kapitalismus passt die bürgerliche, repräsentative Demokratie, die aus hier genannten Gründen stats prekär bleibt. Der Sozialismus ist damit tatsächlich unvereinbar. Dieser benötigt vielmehr eine sozialistische Demokratie, welche sich auch auf den wirtschaftlich-sozialen Sektor bezieht und die Menschen von der bewusstlosen Herrschaft des Kapitals befreit. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der Menschen dann noch zurück in die Herrschaft & ausbeutung des Kapitalismus möchten. also auch hier: begriffliche Differenzierung bitte.
     
  22. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Na das funktioniert ja hervorragend, so hervorragend, daß unsere Regierung nicht mal ein UN Anti-Korruptionsgesetz ratifizieren kann und sich Gesetze von Lobbyisten schreiben läßt. Wie man also anhand unserer "Demokratie" sehen kann braucht es keine faktische Diktatur für Mißbrauch.

    Wie gut Kapitalismus und Demokratie funktionieren erleben wir gerade. Drohungen mit Militär gegen Abspaltungsversuche Kataloniens, Armut und Hunger in Europa, usw. Aber Hauptsache, der Friedensnobelpreis ist in der Tasche.

    Das fehlte auch noch. Warum nicht gleiche lebenslang Merkel. Dann haben wir Zustände wie in arabischen Staaten.
     
  23. 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Das wollte ich auch gerade schreiben. Die Regierung rühmt sich stets mit dem Wort "Demokratie" sie sollten sich eher mit dem Begrif Plutokratie und korruption "rühmen"
    Leider haben die wenigsten Bürger diese miese Masche durschaut, hier wird auf Diktatorische Regierungen herrumgereitet! Doch ist unsere Regierung besser?
    A: ..wir leben in einem Land welches eine moderne und verstecke Diktatur ausführt!
     
  24. 28. Oktober 2012
    Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2012
    AW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    In der DDR waren viele auch nicht wirklich von der Planwirtschaft hellauf begeistert.
     
  25. 28. Oktober 2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Scheidung zwischen Demokratie und Kapitalismus?

    Zentralistische Kommandowirtschaft ist auch das Gegenteil einer demokratischen auf kollektiver Selbstverwaltung (z.B. Rätesystem) beruhenden Planung der Produktion & Distribution. Wirkliche arbeiterkontrolle suchte man in der DDR vergebens. Libertäre Formen des Kommunismus/Sozialismus gab es bisher schlicht nicht bzw. die wenigen Versuche, Ukraine 1918-21 und Spanien 1936-39 wurden relativ bald militärisch zerschlagen, entweder durch den ML-"Kommunismus" oder durch Faschisten & Kapitalisten. Venezuela könnte aktuell auf dem Weg dorthin sein. Siehe diesen Thread.
     
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