#1 15. September 2007 Die australische Forschungseinrichtung CSIRO hält ein US-Patent, das die Verwendung bestimmter Techniken bei WLAN abdeckt, etwa die Mehrträgertechnik OFDM und Vorwärtsfehlerkorrektur (FEC). Ansprüche auf Lizenzgebühren daraus meldete sie schon 2005 gerichtlich an, was mehrere WLAN-Hersteller zu einer Gegenklage bewegte. Im folgenden Jahr setzte sich die CSIRO in einem Verfahren durch, der Richter erkannte das Patent dabei grundsätzlich als gültig an. Das erweist sich nun als Hemmschuh für die Entwicklung des nächsten WLAN-Standards 802.11n. Nach jahrelangen Querelen hat sich die IEEE-Arbeitsgruppe TGn im März dieses Jahres auf den Entwurf 2.0 geeinigt. Draft 2.0 gilt als so weit gereift, dass selbst konservative Netzwerkausrüster wie Cisco danach konstruierte Produkte herausbringen und die Herstellervereinigung Wi-Fi Alliance Draft-N-Produkte zertifiziert. In der kommenden Woche findet auf Hawaii das nächste TGn-Turnustreffen statt, bei dem man zur Abstimmung über die Version 3.0 gelangen und noch strittige Punkte klären will. Den endgültigen Standard hofft die Arbeitsgruppe Ende 2008 fertig zu haben. Daraus könnte jedoch auf absehbare Zeit nichts werden, wenn die CSIRO nicht den vom Arbeitsgruppenvorsitzenden erbetenen Letter of Assurance (LOA) abgibt. Darin soll die Forschungseinrichtung ihre Position erklären, um Rechtssicherheit zu schaffen. Die Antwortoptionen reichen dabei von der Aussage, dass man keine einschlägigen Patente hält über die Absicht, gratis oder gegen angemessene Gebühren eine Lizenz zu erteilen bis zur Erklärung, dass man seine Patente nicht freigebe. Bislang hat die CSIRO auf die Bitte zur Abgabe des LOA nicht reagiert. In einem Schreiben, das heise Netze vorliegt, erinnert das IEEE-SA Standards Board nun die Arbeitsgruppe an den ungeklärten Status und die vorgeschriebene Vorgehensweise. Ein Patentinhaber hat keine Verpflichtung, den LOA abzugeben. Umgekehrt ist natürlich auch die Arbeitsgruppe nicht gezwungen, die strittigen Techniken in ihrem Standard zu verwenden. Allerdings ist OFDM allein schon für die Rückwärtskompatibilität zu den etablierten WLAN-Standards 802.11g und 802.11a unerlässlich. Sollte die Arbeitsgruppe trotz fehlendem LOA an der Ratifizierung von 802.11n festhalten, droht das Standards Board damit, seine Zustimmung zu verweigern. Dann müsste die nächste WLAN-Generation längerfristig mit dem Entwurfsstatus auskommen. Das könnte die Rolle der Wi-Fi Alliance stärken, die durch ihre Kompatibilitätstests und das Wi-Fi-Siegel sicherstellen will, dass WLAN-Produkte verschiedener Hersteller gut zusammenarbeiten. (ea/c't) Quelle: Schnelles WLAN: Platzt der Standard? [Update] | heise online + Multi-Zitat Zitieren