Weniger Tätowierfarbe im Körper als vermutet
Die gute Nachricht zuerst: Der Körper nimmt bei einer Tätowierung weniger von der speziellen Farbe auf, als viele annehmen. Ein Großteil der Farbstoffe wird während der Wundheilung ausgeschieden. Mithilfe von 24 Freiwilligen dokumentierte das BfR die verwendete Menge an Tattoo-Farbe während des Tätowierens exakt. Vor, während und nach dem Stechen wurden Urin- und Blutproben entnommen. Diese Proben ermöglichten es dem Forschungsteam, die Menge an flüssigen Farbbestandteilen zu prüfen, die tatsächlich im Körper verbleibt. Das wird von Michael Giulbudagian, Chemiker am BfR, hervorgehoben: "In Zukunft können wir die Gesundheitsrisiken besser und genauer abschätzen."
Feste Farbpigmente – eine Herausforderung
Was dann im Körper bleibt – etwa ein Fünftel der verwendeten Tattoo-Farbe – sind feste Farbpigmente. "Die lösen sich nicht auf," sagt Milena Förster von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon. Diese Pigmente landen oft in den Lymphknoten. Somit coloriert die Tätowierfarbe nicht nur die Haut, sondern auch die Lymphknoten.
Inhaltsstoffe von Tattoo-Farbe und Krebsrisiko
Die Schattenseite dieses Prozesses wird von Signe Clemmensen von der Universität in Odense, Dänemark, weiter untersucht. In ihrer Studie wurden fast 6.000 dänische Zwillinge berücksichtigt. Das Ergebnis? Tätowierte Zwillinge haben häufiger Hautkrebs und Lymphdrüsenkrebs als ihre nicht tätowierten Geschwister. So ist die Rate von Lymphomen bei Tätowierten fast dreimal so hoch, vor allem bei großen Tattoos. Damit ist die Studie ein bedeutender Hinweis auf genetische und umweltbedingte Faktoren.
Ein früheres Forschungsergebnis aus dem Jahr 2024, veröffentlicht von der Universität Lund in Schweden, bekräftigt dies. Laut dieser Studie erhöht sich das Risiko, an Lymphomen zu erkranken, in der tätowierten Gruppe um ein Fünftel. Weitere Studien sind nötig, um die Vorgänge in den Lymphknoten genau zu verstehen. Die Krebsforscherin Milena Förster äußert sich kritisch gegenüber den Farbstoffen und Metallen in der Tattoo-Tinte. Auch die Pigmente werden von Immunzellen nicht als Bedrohung wahrgenommen. "Sie können das Immunsystem ununterbrochen stimulieren – das führt zu chronischen Entzündungen," erklärt sie. Chronische Entzündungen sind oft Ursache für diverse Krebserkrankungen.
Weitere gesundheitliche Risiken von Tattoos
Es gibt zusätzliche Risiken, die bei einem Tattoo berücksichtigt werden sollten. Durch das Stechen wird die Hautbarriere beschädigt, was Erregern den Eintritt in den Körper erleichtert. Hygiene spielt daher eine entscheidende Rolle beim Tätowieren. Laut Milena Förster kommt es bei etwa fünf Prozent der tätowierten Personen zu Komplikationen. Allergische Reaktionen, Unverträglichkeiten gegenüber den Pigmenten und sogar Knotenbildungen sind mögliche Folgen.
Krebserregende Abbauprodukte nach Tattoo-Entfernung
Das Entfernen von Tattoos birgt ebenfalls gesundheitliche Risiken. Michael Giulbudagian vom BfR warnt vor den krebserregenden Abbauprodukten, die beim Lasern entstehen, wenn Farbpartikel zerkleinert werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass Vorsicht geboten ist, auch nach dem Entfernen eines Tattoos.
Tipps für angehende Tattoo-Träger
Wer sich trotz aller Risiken für ein Tattoo entscheidet, dem seien einige Hinweise ans Herz gelegt. Wichtig ist die Wahl eines seriösen Tattoo-Studios. Ein ausführliches Vorgespräch ist unerlässlich, ebenso die Verwendung von Farben, die mit der EU-Verordnung REACH konform sind. So lassen sich viele potenzielle Risiken minimieren.
Zwei Audiobeiträge des BR:
Mit diesen neuen Erkenntnissen in Bezug auf Tattoos werden die gesundheitlichen Auswirkungen klarer. Die Frage bleibt, wie hoch das individuelle Risiko tatsächlich ist.
Quelle und Bild: BR // picture alliance / blickwinkel / E. Teister