Studie zeigt: Über 87 Prozent der Spiele sind ohne Piraterie unspielbar

Eine neue Studie der Video Game History Foundation zeigt, dass die meisten antiken Spiele für Fans heutzutage unerreichbar sind, es sei denn, sie greifen zu illegalen Kopien oder machen intensive Recherchen.

Studie zeigt: Über 87 Prozent der Spiele sind ohne Piraterie unspielbar

11. Juli 2023    
mega-drive-alte-videospiele.jpg

Die Liste der Online-Spielautomaten wird immer länger und die Vielfalt an Videospielen auf dem Markt scheint schier endlos. Doch was ist mit den Klassikern vergangener Zeiten? Die Video Game History Foundation ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Geschichte der Videospiele zu bewahren, zu feiern und zu lehren. Ihre Studie zeigt, dass ganze 87 Prozent der klassischen Videospielen in den Vereinigten Staaten heute als "kritisch gefährdet" gelten. Nur 13 Prozent der Videospielgeschichte sind im aktuellen Markt vertreten. Keine einzige Ära der Videospielgeschichte hat es laut der Studie geschafft, auch nur 20 Prozent des aktuellen Marktes zu beanspruchen.

Für die Studie wurden 1.500 zufällig ausgewählte Spiele vor dem Jahr 2010 analysiert, was grob dem Zeitpunkt entspricht, an dem der digitale Vertrieb von Spielen an Fahrt aufnahm. Zusätzlich wurden gezielte Daten zu verschiedenen Konsolen oder "Ökosystemen" gesammelt, wie dem Commodore 64, dem Game Boy und der PS2. Insgesamt wurden über 4.000 Spiele in die Studie einbezogen.

Ob ein neu aufgelegtes Spiel als "zugänglich" galt, hing davon ab, wie viel vom Original bewahrt wurde. So wurde beispielsweise der Remaster des Spiels Jinxster von 1987 als "verfügbar" eingestuft, während Yakuza Kiwami, ein Remake des actionreichen Klassikers Yakuza aus dem Jahr 2005, als zu unterschiedlich betrachtet wurde, um das Original als "im Handel erhältlich" zu qualifizieren.

Die Studie erklärt auch, dass Bibliotheken und Archive Spiele zwar digital bewahren können, sie aber nicht digital teilen dürfen. Der Zugang zu diesen Spielen ist daher auf die jeweiligen Orte beschränkt. Technisch gesehen ist es also möglich, viele der als "gefährdet" eingestuften Spiele zu spielen, sofern man in der Nähe eines Archivs wohnt.

Die Studie vergleicht den Zustand klassischer Spiele sogar mit dem Film Titanic: "Stellen Sie sich vor, der einzige Weg, Titanic anzuschauen, wäre das Finden einer gebrauchten VHS-Kassette und das Erhalten eigener Vintage-Geräte, um sie anzuschauen. Und was ist, wenn keine Bibliothek, nicht einmal die Kongressbibliothek, etwas Besseres tun könnte – sie könnten diese VHS von Titanic aufbewahren und digitalisieren, aber Sie müssten dorthin gehen, um sie anzuschauen."

Diese Erkenntnisse kommen vor dem Hintergrund zunehmend komplexer Diskussionen über Urheberrecht und die Bewahrung von Spielen. In einer Zeit, in der die Plattformen selbst mit ihren Titeln verschwinden, müssen selbst Videospielforscher und Historiker reisen, nur um Spiele zu spielen, die sonst unmöglich zu kaufen sind.

Laut der Video Game History Foundation hat sich die Hauptlobbygruppe der Videospielindustrie erfolgreich dafür eingesetzt, dass Video Spiele in den remote-access Ausnahmeregelungen des US Copyright Office ausgeschlossen werden. Die Industrie habe bereits genug getan, um ihre eigene Geschichte kommerziell zu bewahren, so die Lobbygruppe.

Die Foundation nennt mehrere Beispiele, in denen die Industrie sich gegen Bewahrungsbemühungen ausgesprochen hat. 2015 argumentierte die Entertainment Software Association (ESA), dass es keine veralteten Spiele gebe. Auch im Jahr 2021 behauptete die ESA erneut, dass die Bewahrung von Videospielen durch die aktuellen Ausnahmeregelungen "ausreichend" abgedeckt sei – etwas, an dem die Video Game History Foundation mit ihrer Studie stark zweifelt. Die Automatenspiele wurde hier nicht berücksichtigt, da diese meist zu ähnlich und simple Spiele wie Big Bamboo slot auf den Markt bringen, und selten alte Spiele ausmustern.

Die Debatte um die Bewahrung von Videospielen betrifft die meisten Spieler persönlich. Allein in diesem Monat habe ich bereits über die Spiele Wildstar und A Realm Online geschrieben. Ersteres kann nicht mehr gespielt werden, und bei letzterem wurden durch die Inhaber der geistigen Eigentumsrechte alle Fortschritte in Bezug auf die Lebensqualität der Spieler zurückgesetzt.

Auch viele meiner Lieblingsspiele die Serverbasiert laufen, sind nicht mehr spielbar, zumindest bis dann ein privater Server öffentlich zugänglich gemacht wird. Die Tatsache, dass wir nun konkrete Zahlen über die prekäre Lage der Spiele haben, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um sicherzustellen, dass kein Spiel verloren geht.