#1 25. Oktober 2007 Wer braucht noch Liebe, wer braucht Freunde, wenn es doch das Web gibt? Klingt beknackt, aber so scheinen viele US-Jugendliche wirklich zu denken, glaubt man einer aktuellen Studie. Muss man aber nicht. Zogby International ist unter Amerikas Meinungsforschungsinstituten durchaus keine kleine Nummer. Das Stammgeschäft der Firma ist die politische Meinungsforschung, ein Saisongeschäft, wenn man so will. Doch Öffentlichkeitsprofis wissen natürlich genau, wie man sich auch mit anderen Themen in die Diskussion bringt: Man muss nur die richtigen Fragen stellen. In einer aktuellen Umfrage, von Nachrichtenagenturen tatsächlich als Studie bezeichnet, erfasste Zogby das Meinungsklima unter jungen Amerikanern in Bezug auf ihre Beziehung zum Web - und zwar anstelle von Beziehungen zu realen Personen. Mit bemerkenswerten Ergebnissen: Einer wachsenden Zahl amerikanischer Heranwachsender reicht demnach offenbar das Web mit seinen social-networking-Angeboten als Ersatz für echte Beziehungen im realen Leben. Für eine gewisse Zeit, sagten demnach 24 Prozent der 9743 Befragten, könne das Web eine echte Beziehung zu einem Lebenspartner ersetzen - Surfen statt Liebe. Diese Meinung vertraten vor allem Singles besonders oft. 31 Prozent sprachen da offenbar aus Erfahrung. So weit, sich den Online-Zugang ins Gehirn pflanzen zu lassen, sobald das technisch möglich wäre, wollten aber nur 11 Prozent gehen. Größer fiel allerdings die Bereitschaft aus, den eigenen Nachwuchs zwecks Überwachung direkt zu verdrahten - immerhin 20 Prozent hielten das für eine gute Idee. Freundschafts-Plazebos finden junge Amerikaner laut Zogby vor allem in den social networks wie MySpace oder Facebook. 78 Prozent der Befragten in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren verfügten dort über ein Profil. Der Durchschnittswert liegt hier bei nur rund 25 Prozent, gehoben von den Jungen, gesenkt durch die offenbar weitgehend social-network-abstinenten Alten, die dann wahrscheinlich eher noch den althergebrachten physischen Kontaktmöglichkeiten frönen. Grundsätzlich der Seriösität verpflichtet enthält der Zogby-Poll durchaus auch sachliche Themen. So plädierten mehr als die Hälfte der Befragten dafür, TV-ähnliche Internet-Angebote in irgendeiner Form durch die Regierung regulieren zu lassen. Unter dem Strich jedoch ist die Umfrage allein wegen ihrer Methodik fragwürdig. Repräsentativ ist sie natürlich nicht, basiert vielmehr auf einer Web-Umfrage. Zu diesen Umfragen bekommt man Zugang, wenn man sich aus eigener Initiative dafür anmeldet. Ein repräsentatives Sample sieht deutlich anders aus. Dafür versammelt die Umfrage höchst wirksam attraktive Reizwörter und prominente In-Markennamen (Myspace) und bringt es so heute zu einer weltweiten Verbreitung per Nachrichtenagentur. Manchmal ist die Info dem Tainment eben näher, als man denkt. Grezz Ramset Quelle: http://portal.gmx.net/de/themen/digitale-welt/internet/aktuell/4840440-Web-statt-Liebe,page=0.html + Multi-Zitat Zitieren