Tagträume helfen bei Problemlösungen

Artikel von Carla Columna am 15. Mai 2017 um 22:23 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Wissenschaft

Tagträume helfen bei Problemlösungen

15. Mai 2017     Kategorie: Wissenschaft
Gedankliche Aussetzer am Tage sind nicht zwangsläufig als Fehler im System zu werten. Vielfach entscheiden wir uns bewusst dazu, unseren Gedanken freien Lauf zu lassen und, wie Forscher nun herausfanden, profitieren mitunter davon.

Dass uns Konzentration im Alltag sehr wichtig ist wird uns seit der Kindheit als Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Forscher belegen nun, dass auch das Abschweifen der Gedanken einen Nutzen hat. So hilft uns die Fähigkeit des Tagträumen bei der Vorbereitung auf zukünftige herausfordernde Situationen oder beim lösen aktueller Probleme. Voraussetzung hierfür ist ein bewusstes Lenken der Träume um die gedankliche Kreativität der möglichen oder aktuellen Probleme anzupassen.

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Im Rahmen einer Studie am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) wurden Menschen untersucht, welche bewusst ihre Gedanken auf Reisen schicken. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass diese Menschen im Stirnbereich über stärker ausgeprägte Hirnregionen verfügen und sich bei ihnen zwei entscheidende Hirn-Bereiche stärker als normal überlappen. Die stärker ausgebildete Verknüpfung zwischen Default-Mode-Netzwerk und dem sogenannten fronto-parietalen Kontrollnetzwerk lässt die losen Gedanken in eine kontrollierte Richtung arbeiten.

Aus dem Umstand, dass beim Träumen auch Areale aktiv sind, welche die Gedanken lenken und kontrollieren und damit für die Konzentration zuständig sind, erschließt sich, dass unser Gehirn kaum unterscheidet, ob wir unsere Aufmerksamkeit auf äußere Dinge oder auf unsere Gedanken richten. Daher sollten Tagträume nicht nur als etwas Negatives betrachtet werden. Sie können sogar sinnvoll sein, neue Lösungen zu finden (sofern die Gedanken nicht zu abstrakt abschweifen). Tagträume ermöglichen das aufrufen und verknüpfen von Wissen, welches bei direkter Konzentration nicht in dieser Form auftreten würde. Sie fungieren zudem als Überbrückung langweiliger Situationen. Ebenso kann die Fähigkeit zur gedanklichen Innenschau und Kreativität führen.

Aber auch negative Seiten des Tagtraum-Phänomens stehen dem gegenüber. So treten beim Autofahren oder Radfahren häufig ungewollt Tagträume auf welche gefährlich werden können. Das Gehirn ist gelangweilt, da nur bestimmte Areale arbeiten. Allerdings benötigen diese auch Konzentration und da der Mensch nicht wirklich Multitaskingfähig ist, sondern nur sehr schnell hin und her schaltet zwischen mehreren Aufgaben und damit Gehirnbereichen, bleibt die Aufmerksamkeit nur immer bei einem Denkprozess aktiv. Bei monotoner Hirnnutzung ist das Gehirn also sehr verlockt, und eigentlich sinnvollerweise, die Kapazität auszudehnen und dem Gehirn durch Kreatives abschweifen eine Vorbereitung zu ermöglichen. Das verarbeiten und verknüpfen von Informationen findet sonst nur in der Schlafphase statt.