Müsli mit Getreide wie Haferflocken und Cornflakes dazu mit Beeren und Trockenobst sind vermeintlich gesund, doch auch hier schnellt der Blutzucker nach oben.
Fokus auf Typ-1-Diabetes bei Kindern
Das Hauptaugenmerk der Forschung lag auf der Beziehung zwischen der Ernährung von Kindern und der Entwicklung von Typ-1-Diabetes (T1D). Diese lebenslang andauernde Erkrankung bezeichnet einen Zustand, bei dem das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise die insulinproduzierenden Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Experten prognostizieren, dass sich die Fälle von T1D in den nächsten 20 Jahren weltweit von 8,4 Millionen auf 17,4 Millionen nahezu verdoppeln werden. Besonders alarmierend ist die Situation in Finnland, wo die höchste Inzidenz weltweit verzeichnet wird. Hier sind 52,2 Kinder pro 100.000 unter fünf Jahren betroffen.
Studie mit detaillierten Ernährungsprotokollen
Die Forscher verfolgten 5.674 Kinder von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren. Während dieser Zeit führten die Eltern akribische Aufzeichnungen über die Nahrungsaufnahme. Ein wesentliches Merkmal der Studie war, dass alle Kinder genetisch prädisponiert waren, T1D zu entwickeln. Am Ende der sechs Jahre hatten 94 der Kinder die Krankheit entwickelt, während 206 eine Inselautoimmunität entwickelten, die als Vorstufe von T1D gilt.
"Wir sind uns bewusst, dass dies das erste Mal ist, dass die gesamte Ernährung eines Kindes gleichzeitg betrachtet wurde", erklärt Suvi Virtanen vom Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt in Helsinki.
Aufschlussreiche Ergebnisse zur Ernährung
Ein näherer Blick auf die Ernährung ergab, dass Kinder, die mehr Obst, Hafer und Roggen konsumierten, ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung von T1D aufwiesen. Der Verzehr von Bananen, Weizen und fermentierten Milcherzeugnissen wie Joghurt stand ebenfalls in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Inselautoimmunität.
Die Forscher erkannten jedoch auch positive Effekte bei denjenigen Kindern, die einen höheren Anteil an Beeren wie Himbeeren, Blaubeeren und Johannisbeeren in ihrer Ernährung hatten. Diese Gruppe zeigte ein verringertes Risiko für die Krankheit. Darüber hinaus wurde eine inverse Beziehung zwischen der Aufnahme von Kreuzblütlern wie Blumenkohl, Brokkoli und Kohl gefunden und dem Auftreten von Inselautoimmunität.
Die Rolle der Beeren
"Bären sind besonders reich an Polyphenolen – pflanzlichen Verbindungen, die Entzündungen reduzieren könnten", so Virtanen. "Auf der anderen Seite enthalten Früchte möglicherweise schädliche Stoffe, die in Beeren nicht vorkommen. Zum Beispiel können Beeren frei von Pestiziden sein, die auf anderen Früchten zu finden sind."
Wissenschaftliche Vorsicht bei Empfehlungen
Virtanen weist darauf hin, dass weitere Forschungen notwendig sind, um herauszufinden, welche Verbindungen in den Lebensmitteln entweder positive oder negative Auswirkungen auf die Entwicklung von T1D haben. Sie betont außerdem, dass die Forscher keine spezifischen Ernährungsempfehlungen aussprechen, da alle Lebensmittel, die mit negativen Folgen für T1D in Verbindung stehen, auch andere gesundheitliche Vorteile bieten.
"Viele der Lebensmittel, die wir mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes in Verbindung bringen konnten, werden allgemein als Teil einer gesunden Ernährung betrachtet. Unsere Ergebnisse sollten in anderen Studien bestätigt werden, bevor Änderungen an der Ernährung von Kindern in Betracht gezogen werden", warnt sie.
Kritik an der Studie und dem Vorgehen
Die Ergebnisse werden diese Woche auf der Jahrestagung der Europäischen Assoziation für Diabetesforschung (EASD) in Madrid präsentiert. Kevin McConway, emeritierter Professor für angewandte Statistik an der Open University, der nicht an der Studie beteiligt war, betont, dass die harten Daten zur Untermauerung der Ergebnisse in einer begutachteten Veröffentlichung fehlen. Zudem fehlen spezifische Zahlen, die die tatsächlichen Anstiege des T1D-Risikos beschreiben.
"Die untersuchte Population könnte Unterschiede aufweisen, die über die Ernährung hinausgehen. Diese Faktoren könnten für den Anstieg des T1D verantwortlich sein," sagt McConway. "Es ist unklar, ob die Korrelationen zwischen dem Verzehr verschiedener Lebensmittel und den gesundheitlichen Auswirkungen nicht vielmehr durch andere Unterschiede bedingt waren."
Fazit und Ausblick
Die Studie wirft einen bedeutsamen Schatten auf die gängige Sichtweise zu gesunden Lebensmitteln und hat weitreichende Implikationen für die Ernährung von Kindern. Unabdingbar bleibt jedoch die Validierung dieser Ergebnisse in weiteren Forschungsarbeiten. Die Erkenntnisse könnten uns neue Perspektiven auf die Rolle von Ernährung in der Prävention von typischen Erkrankungen wie T1D eröffnen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese wissenschaftlichen Diskussionen entwickeln und welche Wege zur Risiko-Reduktion bei der Ernährung eingeschlagen werden können.
Quelle: https://www.eurekalert.org/news-releases/1056949