VoIP erobert das Handy

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 8. Juli 2007 .

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  1. 8. Juli 2007
    Was in der Festnetztelefonie in den letzten Jahren für Furore sorgte, soll jetzt auch fürs Handy kommen: Telefonieren über das Internet-Protokoll IP, auch Voice-over-IP (VoIP) genannt. Dabei wird die Sprache digitalisiert und in kleinen Paketen durch das Internet geschickt – genauso wie die Inhalte von E-Mails oder Webseiten.

    DÜSSELDORF. Die Marktforscher von Analysys sagen voraus, dass VoIP über das Handy in fünf Jahren in den USA Umsätze von 18,6 Mrd. Dollar erwirtschaften wird. In Westeuropa sollen es dann 7,3 Mrd. Dollar sein.

    Noch wird VoIP nur selten mobil genutzt. Möglich ist das für Nutzer des Dienstes Skype, die in der Nähe eines WLAN-Hotspots mit ihrem PDA andere Skype-Nutzer oder – über ein kostenpflichtiges Zusatzangebot – beliebige Telefonnummern weltweit anrufen können. Die Firma Netgear hat für diesen Zweck eigens ein „Skype WiFi Phone“ entwickelt: Es sieht aus wie ein Handy, kommuniziert aber nicht mit den Funknetzen der Mobilfunkanbieter, sondern ausschließlich mit WLAN-Hotspots. Wenn VoIP über WLAN betrieben wird, spricht man auch von Voice-over-WLAN, abgekürzt VoWLAN.

    Auch moderne Handys werden heute oft mit einer eingebauten WLAN-Schnittstelle und einem Programm („SIP-Client“) für VoIP geliefert. Und diese Gerätekategorie verzeichnet ein großes Wachstum: Im Jahr 2011, so die Marktforscher von In-Stat, sollen weltweit mehr als 50 Millionen Mobiltelefone mit eingebautem WLAN und mit VoIP-Unterstützung verkauft werden. Kinderkrankheiten der ersten Gerätegeneration – zum Beispiel kurze Akkulaufzeiten – sollen bereits in den Modellen des Jahres 2007 geheilt sein.

    Bei Nokia beobachtet man ebenfalls ein steigendes Interesse an VoIP und verweist auf die Fähigkeiten, die bereits heute in den Mobilfunkgeräten stecken. So kann sich ein entsprechend ausgestattetes Handy automatisch bei einem ihm bekannten WLAN-Hotspot anmelden und Gespräche dann über VoIP abwickeln. „Die benötigte Technik ist schon heute in den Geräten enthalten“, so René Tischer, Produktmanager für Geschäftskundenlösungen. „Aber das Konfigurieren der Einstellungen muss noch vereinfacht werden.“

    WLAN ist aber nur eine mögliche Funktechnologie, mit deren Hilfe die Sprachpakete über das Internet-Protokoll drahtlos transportiert werden können. Auch die klassischen Mobilfunknetze sind dazu in der Lage, wenn ausreichend hohe Datenraten und kurze Verzögerungszeiten garantiert sind. Genau hier sehen die Marktforscher von Analysys die Chance für mobiles VoIP: Die Netzbetreiber investieren derzeit in die technische Weiterentwicklung ihrer Systeme. Neue Technologien wie LTE (Long Term Evolution) oder EV-DO (Evolution-Data Optimized) versprechen hohe Datenraten und eine effektivere Nutzung der Funkfrequenzen.

    Damit könnten dann auch die Mobilfunkbetreiber mobiles VoIP anbieten. Nach der Analysys-Prognose wird das in den USA Ende des Jahres der Fall sein. Dann werden die Telefongesellschaften Sprint Nextel und Verizon Wireless ihre Netze mit EV-DO ausgerüstet haben. In Westeuropa soll Handy-VoIP nach der flächendeckenden Einführung von LTE ab 2009 zulegen. 2015 sollen in den USA dann 28 Prozent der gesamten Gesprächsminuten via VoIP in Mobilfunknetzen abgewickelt werden, in Westeuropa 23 Prozent.

    Vor allem Geschäftskunden gelten als Zielgruppe. „VoIP mit dem Handy hat das größte Potenzial bei Unternehmenskunden, weil es neue Funktionen wie Rufweiterleitung oder Konferenzen ermöglicht“, so der Analyst Philipp Bohn von der Technologieberatung Berlecon Research. „Für Privatkunden wird VoIP über das Handy nicht so attraktiv sein“, sagt Bohn. Denn die Gesprächspreise werden in den Mobilnetzen ohnehin sinken, der Wechsel ist damit nicht unbedingt nötig. „Der Preis pro Minute für Sprache wird im Markt deutlich an Relevanz verlieren“, so T-Mobile-Sprecher Alexander von Schmettow. „Umsatzverluste durch VoIP wären in diesem wahrscheinlichen Marktszenario beherrschbar.“

    Für die Mobilfunkbetreiber könnte sich VoIP daher nicht als Preisbrecher, sondern gar als neue Einnahmequelle erweisen. Das wäre der Fall, wenn sie Geschäftskunden Premium-Dienste per Internet-Telefonie verkaufen könnten, zum Beispiel Präsenz-Informationen oder Multimedia-Dienste.

    Quelle: handelsblatt.com
     
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