Vom Aushängeschild zum Krisenfall

Dieses Thema im Forum "Sport und Fitness" wurde erstellt von Darkstar., 9. November 2007 .

  1. 9. November 2007
    Vom Aushängeschild zum Krisenfall


    München - Der erfolgreichste deutsche Rennstall steht vor dem Aus.


    Erst sollte der Hauptsponsor Telekom die Entscheidung über einen Ausstieg schon in dieser Woche bekanntgeben. Doch jetzt lässt sich das Bonner Kommunikations-Unternehmen Zeit. Ein Grund ist die gewünschte Einsicht in die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft in Sachen Patrik Sinkewitz.
    Der ehemalige T-Mobile-Profi, der wegen Dopings suspendiert wurde, hatte die Anklagebehörde ausführlich über Doping-Praktiken im T-Mobile Team im Jahre 2006 informiert.Jetzt will sich Sponsor Telekom allerdings doch noch mit einer endgültigen Ausstiegs-Entscheidung Zeit lassen.


    Telekom-Konzern will noch abwarten


    Konzern-Sprecher Stefan Althoff am Donnerstag zu Sport1.de: "Es handelt sich hier je nicht um einen frischen Dopingfall, sondern um Enthüllungen aus früherer Zeit. Wir wollen die uns bekannten Fakten prüfen."
    Der Konzern will abwarten, ob aus den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch weitere belastende Fakten bekannt werden, die Sinkewitz bei seinen öffentlichen Auftritten nicht mitgeteilt hat.


    Juristische Prüfung muss noch erfolgen



    Althoff: "Erst wenn wir die Fakten kennen, werden wir uns entscheiden." Und dann müsse schließlich noch die juristische Prüfung des Vertrages mit dem T-Mobile Team erfolgen. Der Konzern-Sprecher ergänzt: "Es gilt aber unser klares Bekenntnis, dass wir unseren Teil beitragen wollen, dass der Radsport wieder sauber wird."
    Beenden die Bonner das Sponsoring, geht eine bewegte Ära zu Ende, die ihre Höhepunkte mit den Toursiegen von Bjarne Riis 1996 und von Jan Ullrich 1997 hatte, aber schon unmittelbar vorher am seidenen Faden hing.
    Sport1.de blickt auf den rasanten Aufstieg des Teams Telekom in den 90er-Jahren sowie den ungebremsten Fall nach 2005 zurück.
    Spätestens nach den EPO-Geständnissen von Erik Zabel und Co. und den Anschuldigungen des ehemaligen Masseurs Jef D’hont war der Lack endgültig ab.


    Pionier Bölts


    Der Beginn: Am Rande der Weltmeisterschaften in Stuttgart entstand 1991 aus dem Team Stuttgart das Team Telekom. Dazu zählte mit Udo Bölts nur ein Fahrer, der später auch zu den Tour-de-France-Siegen von Riis und Ullrich beitrug ("Quäl dich, du Sau!").
    Ein Jahr später wurde Walter Godefroot als Sportlicher Leiter angeworben. Bei der ersten Teilnahme des Teams bei der Frankreich-Rundfahrt war Jens Heppner als Zehnter in der Gesamtwertung bester Deutscher.
    1993 kam Olaf Ludwig von der Mannschaft Panasonic hinzu, holte auf der 14. Etappe den ersten Tour-Etappenerfolg für Magenta und im Oktober Bronze bei der Straßen-WM.
    Gerüchte über einen Ausstieg
    Nach einem dürftigen Frühling wurde erstmals über einen Ausstieg des Sponsors Telekom spekuliert. Doch 1994 gewann Ludwig den Klassiker Rund um den Henninger-Turm und Zabel bei Paris-Tours das erste Weltcup-Rennen für sein Team.
    Im Jahr darauf der Schock: Die Einladung für die Tour de France blieb aus. Doch nach hitzigen Verhandlungen durfte ein Telekom-Sextett gemeinsam mit drei Fahrern vom italienischen Rennstall "ZG Mobili" starten.
    Die beiden Sprintsiege von Zabel waren höchste Genugtuung für die Bonner.


    Riis schlägt voll ein


    In der Saison 1996 schlug der just verpflichtete Bjarne Riis voll ein. Der Vorjahres-Dritte löste den Spanier Miguel Indurain als Gesamtsieger der Großen Schleife ab.
    Ullrich wurde nach seinen Sieg im letzten Zeitfahren Gesamt-Zweiter, Zabel holte das erste von sieben Grünen Trikots.
    Kurz vor der Ankunft auf den Champs Elysees in Paris stand die Fortsetzung des Sponsorings immer noch in Frage, umso größer war der Jubel und der Empfang in Bonn nach dem historischen Erfolg: Zuvor war es in der Nachkriegsgeschichte nur dem Team La Vie Claire gelungen, die Plätze eins und zwei zu sichern.
    Der Konzern Telekom hatte erst kurz vor Ende der Schlussetappe in Paris das Weitermachen als Sponsor bekannt gegeben.


    Mit Ullrich auf dem Zenit


    Die kaum erhoffte Steigerung machte ein Jahr später Ullrich möglich. Als Riis-Adjutant in die Frankreich-Rundfahrt geschickt, triumphierte der damals 23-Jährige.
    Das Team Telekom fuhr auch in der Mannschaftswertung ganz nach vorne und wurde mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt.
    Die Popularität des Radsports in Deutschland war auf dem Zenit.


    Hinter den Erwartungen


    Zu einem weiteren Tour-Sieg langte es trotz anhaltender Topleistungen wegen der Dominanz von Lance Armstrong nicht mehr.
    Ullrich wurde 1998, 2000 und 2001 Zweiter, gewann die Vuelta 1999, Olympia-Gold in Sydney 2000, die Zeitfahr-WM 1999 und 2001 – und doch erwartete die Öffentlichkeit noch mehr.
    Zabel, der mit dem Merdinger eine Doppelspitze bildete, streifte sich derweil fleißig Grüne Trikots über.


    Ohne Ullrich kein Rampenlicht


    Ullrich demontierte sich 2002 selbst. Erst wurde er nach Frust wegen der Knieverletzung mit Alkohol am Steuer, dann bei einem Reha-Aufenthalt am Tegernsee mit Amphetaminen im Urin überführt und für sechs Monate gesperrt. Telekom trennte sich daraufhin von seiner Gallionsfigur.
    Während Ullrich nach seinem Comeback 2003 und dem Erfolg bei "Rund um Köln" im Team Bianchi weit mehr zustande brachte (Zeitfahr-Sieg über Armstrong bei der Tour) als eiligst von Magenta eingekaufte Ausländer, holte das Team den Superstar im Spätherbst zurück.
    Seit 2004 firmiert die Equipe als T-Mobile Team. Ullrich gewann die Tour de Suisse und wurde Vierter der Tour de France - sein Teamkollege Andreas Klöden stahl dem Kapitän als Zweiter die Show.
    Super-GAU vor der Tour 2006
    Vor der Frankreich-Rundfahrt 2006 kam es zum Super-GAU: Am Tag vor dem Prolog in Straßburg suspendierte das Team Sieganwärter und dessen Betreuer Rudy Pevenage.
    Die beiden standen wie der ebenfalls entlassene Spanier Oscar Sevilla unter Verdacht, in die Doping-Affäre um den spanischen Arzt Dr. Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein.
    Pevenage wurde kurz danach endgültig gekündigt, da die Beweislast gegen den Belgier immer schwerer wurde.


    Klödens Toursieg verspielt


    Auch der Fahrer Jörg Ludewig geriet unter Dopingverdacht und soll seit 1998 Dopingmittel beschafft haben.
    Zwar gewannen die sieben verbliebenen T-Mobile-Profis die Gesamtwertung, aber ein möglicher Tour-Sieg Klödens wurde verschenkt, da Floyd Landis auf der vorletzten Bergetappe nicht ernsthaft verfolgt wurde.
    Am Ende des Jahres beendete Hauptsponsor T-Mobile die Zusammenarbeit mit der bisherigen Betreiber-Gesellschaft des Teammanagers Olaf Ludwig.
    Ein neuer Versuch
    2007 nahm Magenta mit dem amerikanischen Multimilliardär Bob Stapleton als Teammanager einen neuen Versuch.
    Ohne den zu Astana gewechselten Klöden und mit geringerem Budget ging das T-Mobile Team bei der "Tour de Farce" bis auf Jungstar Linus Gerdemann unter. Gerdemann gewann sensationell die Alpen-Etappe nach Le Grand-Bornand. Kapitän Michael Rogers stieg auf der achten Etappe aus.
    Und auch als Vorreiter im Antidoping-Kampf scheiterte der Rennstall. Schon im April 2007 hatte Jef d'Hont, von 1992 bis 1996 als Masseur für das Team Telekom tätig, der Mannschaft systematisches Doping vorgeworfen.


    Einer nach dem anderen


    Im Mai gestanden dann einige ehemalige Fahrer die EPO-Einnahme: Bert Dietz, Christian Henn, Brian Holm, Udo Bölts, Riis und Rolf Aldag. Auch der zum Team Milram gewechselte Zabel schloss sich an.
    Die Teamärzte Dr. Lothar Heinrich und Prof. Dr. Andreas Schmid gaben zu, die Fahrer beim Doping in den 90er-Jahren unterstützt zu haben.
    Die positive Doping-Probe bei Patrik Sinkewitz im Juli und dessen jüngste Enthüllungen stürzten das Team auf den vorläufigen Tiefpunkt. Demnach ging das umfassende Doping selbst noch im Jahr 2006 weiter.
    Michael Spandern/Wolfgang Kleine


    Quelle: Sport1.de
     
  2. 9. November 2007
    AW: Vom Aushängeschild zum Krisenfall

    früher als kleiner junge fand ich den fahrrad sport noch toll... heutzutage..zum kotzen
     
  3. 9. November 2007
    AW: Vom Aushängeschild zum Krisenfall

    Soll das Team doch gehen!
    Naja, viele Fahrer werden dann sowieso ein neues Team finden,
    und da ich T-Mobile Team sowieso nicht mag,
    wäre es kein großer Verlust!^^

    @Vorsposter: Früher war Radsport ganz klar besser...

    MfG
    F4br3g4s
     
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