Warum der echte Gentleman nie aus der Mode kommt

Artikel von Tommy Weber am 15. Juni 2017 um 08:29 Uhr im Forum Politik, Umwelt, Gesellschaft - Kategorie: Trend & Lifestyle

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Warum der echte Gentleman nie aus der Mode kommt

15. Juni 2017     Kategorie: Trend & Lifestyle
Laut Duden ist ein Gentleman ein Ehrenmann, also ein Mann, der sich durch seinen hohen sozialen Stand, seinen Charakter und sein Geschäftsgebaren von anderen Männern abhebt. Ein Gentleman hat bestimmte moralisch-ethische Standards, er ist immer bestrebt, Gutes zu tun, er ist freigiebig, geduldig, ehrlich und Frauen gegenüber immer tugendhaft. Das klingt nach einem echten Langweiler, aber komischerweise ist der Ehrenmann heute wieder im Trend. Viele Frauen wollen offenbar keine Machos mehr, sie schätzen die Vorzüge eines „Nobleman“. Aber was macht einen Mann zu einem Gentleman?

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Was macht einen Gentleman aus?


Männer, die sich im richtigen Moment auch richtig verhalten – das ist eines der Geheimnisse, warum ein Mann ein Ehrenmann ist. Er reagiert immer und in jeder Situation souverän, er kennt die Regeln. Er würde niemals einfach eine schnöde Mail verschicken, sondern nur einen Brief versenden, der mit der Hand und mit einem Füllfederhalter geschrieben wurde. Diese Ehrenmänner sprechen Männer wie Frauen immer selbstsicher an und sie verstehen sich auf den Small Talk, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Im Restaurant wird ein Gentleman immer links neben der Frau sitzen, ein Relikt aus uralten Zeiten, als die Männer noch Uniformen und die dazu gehörigen Waffen an der linken Seite getragen haben.

Ein kulinarischer Kenner

Gentleman sind in der Regel Gourmets, die eine Speisekarte auf Französisch lesen und die beim Ober die Bestellung in perfektem italienisch aufgeben können. Sie verstehen sich aber auch aufs Kochen und haben mindestens drei Rezepte auf Lager. Selbstverständlich ist der Ehrenmann auch ein Wein- und Spirituosenkenner. Er weiß, welcher Wein zu welchem Gericht getrunken wird, wie man einen alten Cognac richtig schwenkt und welche Gläser für den Sherry benutzt werden. In Gesellschaft kann ein Gentleman mit seinen Kenntnissen über Cocktails glänzen, er kann eine Champagnerflasche perfekt öffnen und weiß, dass ein Martini immer gerührt und niemals geschüttelt wird.

Vollendete Manieren

Es versteht sich von selbst, dass ein Gentleman weiß, wie man sich bei Tisch benimmt. Er ist nie mit der Vielzahl an Besteck überfordert, er weiß, was ein Messerbänkchen ist und wann das Fischmesser zum Einsatz kommt. Diesen so gut erzogenen Männern ist natürlich nicht fremd, dass Austern geschlürft werden dürfen und müssen. Über Essen wird nicht gesprochen, aber ein Danke an die Köchin oder den Koch ist selbstverständlich, schließlich ist das ein Gebot der Höflichkeit. Private Einladungen werden Besuchen im Restaurant vorgezogen, wenn ein Gentleman aber in einem Restaurant isst, dann ist ein freundlicher Umgangston mit dem Servicepersonal Pflicht.

Der Könner, wenn es um die Unterhaltung geht

Gelassen plaudern, sich unterhalten, ohne dabei etwas Grundlegendes zu sagen, das ist eine hohe Kunst, die jeder Ehrenmann beherrschen sollte. Das Geheimnis hinter dem Small Talk ist der englische Grundsatz „Never complain, never explain“, niemals klagen und nie etwas erklären, nichts ist so schrecklich langweilig wie die Schilderung der persönlichen Befindlichkeiten. Ein kleiner Witz auf eigene Kosten zu Beginn der Unterhaltung ist Pflicht, aber ein umständlicher Satzbau, viele Adjektive und eine gespreizte Wortwahl sind tabu und nur etwas für Menschen, die sich wichtig machen wollen. Ein absolutes No-Go ist es auch, jeden Satz mit dem Wörtchen „Ich“ zu beginnen, Fragen an den Gesprächspartner sind hier die deutlich bessere Wahl als eine Selbstdarstellung, die nur ermüdet. Jeder Gentleman sollte Englisch sprechen und als Entschuldigung, warum er es nicht spricht, gilt nur, dass er Franzose ist.

Keine Politik und ein gepflegtes Halbwissen

Ein „Nobleman“ hat grundsätzlich keine Weltanschauung, er ist liberal. Selbstverständlich ist er auch Sozialist, aber auch konservativ und zugleich fortschrittlich. Über Details seiner politischen Einstellung wird er aber niemals debattieren, genauso wenig wie er auf Menschen herabsehen würde, die andere politische Ansichten haben. Geschichte kann ein interessantes Gesprächsthema sein und es ist immer hilfreich, wenn man Friedrich den Großen von Bismarck unterscheiden kann. Jahreszahlen oder das Wissen um große Schlachten sind allerdings nicht notwendig. In der Kunst kennt sich der Ehrenmann aus, er weiß, wer was in welchem Stil gemalt hat und ist ein wunderbarer Begleiter, wenn es ins Kunstmuseum geht. Natürlich kann ein Gentleman auch aus den berühmten Klassikern der Weltliteratur zitieren, aber er hat kein persönliches Lieblingsbuch. In der Musik bewegen sich Ehrenmänner ebenso leichtfüßig, sie wissen, warum Mozart seine „Zauberflöte“ geschrieben hat und wissen, wie man mit Kenntnissen in mindestens drei verschiedenen Musikstilen glänzen kann.

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