Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?

Artikel von Tommy Weber am 14. September 2022 um 11:07 Uhr im Forum Wissenschaft & Forschung - Kategorie: Technik

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Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?

14. September 2022     Kategorie: Technik
Wie leben Menschen in 30 oder 50 Jahren? Wie sehen die Städte aus, in denen Menschen gerne leben? Auf diese Fragen haben nur wenige Experten eine Antwort. Die Mehrzahl stellt sich aber Städte mit Hochhäusern vor, die dicht nebeneinanderstehen und in denen es nur noch winzige Wohnungen gibt. Viele sehen in den Städten der Zukunft aber auch Nachhaltigkeit und Ökologie. Immer mehr dieser sogenannten Planstädte sollten weltweit verwirklicht werden. Das jüngste Beispiel ist die Planstadt „Telosa“, die ein Milliardär aus den USA bis 2030 bauen möchte.

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Immer mehr Planstädte
Rund um den Globus machen sich Menschen Gedanken darüber, wie das Leben in den Städten in der Zukunft aussehen wird. „Neom“ heißt eine solche Planstadt beispielsweise in Saudi-Arabien. Sie soll die längste Stadt der Welt mitten in der Wüste werden. In Südkorea wird an den Plänen für „Oceanix Busan“ gearbeitet, eine Planstadt, die auf dem Ozean schwimmt. Bereits weit fortgeschritten sind die Pläne für eine futuristische Stadt in den USA, die der Milliardär Marc Lore plant. Lore ist ein bekannter Unternehmer, der zwei seiner Unternehmen für Milliarden an Amazon und die Supermarktkette Walmart verkauft hat. Ein großer Teil dieses Vermögens soll jetzt in die Zukunftsstadt „Telosa“ fließen.

Ein gigantisches Projekt
Das Projekt wird insgesamt wohl mehr als 400 Milliarden Dollar kosten. Die Stadt selbst entsteht auf einem 150.000 Hektar großen Areal mitten in der Wüste. 36 Bezirke der Bundesstaaten Arizona, Nevada und Utah sollen ein Teil der neuen Stadt werden. Der Plan von Marc Lore hat bereits sehr konkrete Formen angenommen: Spätestens in acht Jahren soll die Stadt bezugsfertig sein und 50.000 Menschen sollen dann in „Telosa“ leben. Wer heute schon den Wunsch hat, Einwohner der Planstadt zu werden, kann sich registrieren lassen. Was genau erwartet diejenigen, die in „Telosa“ leben wollen?

Wie sehen die Pläne aus?
Das Wort „Telosa“ stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie „höchstes Ziel“. Dieses Ziel bezieht sich zum einen auf die Nachhaltigkeit und zum anderen auf die Vielfalt der Bevölkerung. In der Stadt der Zukunft wird auf erneuerbare Energien wie Solar, Wind und grüner Wasserstoff gesetzt. So sollen alle Gebäude mit Solarpaneelen ausgestattet werden, zudem sind mehrere Anlagen zur Wiederaufbereitung des Wassers geplant. Die Stadt ist außerdem so geplant, dass alle Bewohner die Geschäfte mit Waren für den täglichen Bedarf zu Fuß erreichen können. Auf diese Weise soll es gelingen, dass die Bewohner auf ein Auto weitgehend verzichten können. Fahrradfahrer und Fußgänger stehen im Mittelpunkt der Planung. Falls trotzdem ein Auto benötigt wird, dann fährt dieses mit elektrischem Antrieb und autonom.

In jeder Hinsicht eine moderne Stadt
Die aktuellen Pläne zeigen eine ultramoderne Stadt der Zukunft mit Hochhäusern, auf deren Dächern Bäume wachsen. Überall in „Telosa“ gibt es Landschaftsparks mit Spazierwegen, dazu kommen Gewächshäuser und jede Menge Windräder, die für sauberen Strom sorgen. Ein wichtiger Teil der Planstadt ist aber, dass die Bevölkerung ganz bewusst vielfältig ist . Daher sollen zunächst auch nur 50.000 „diverse“ Menschen in der Stadt eine neue Heimat finden. Was Marc Lore und die Planer von „Telosa“ unter dem Begriff „divers“ verstehen, ist allerdings nicht bekannt.

Was plant der Architekt?
Damit seine Pläne in die Tat umgesetzt werden können, hat Marc Lore den Star-Architekten Bjarke Ingels mit ins Boot geholt. Der Däne Ingels wird als der erfolgreichste Architekt weltweit gefeiert und zeichnet sich vor allem durch seine klaren, pragmatischen, aber oftmals plakativen Entwürfe aus. Ingels hat bereits einige seiner Ideen vorgestellt. So soll in der Mitte von „Telosa“ ein großer Aussichtsturm errichtet werden, der den Namen „Equitism“ erhält. Er ist als eine Art Leuchtturm für die Stadt gedacht. Geplant sind dazu noch mehrere Areale, an denen sich Menschen treffen können. Bewohner und Besucher sollen dort die Gelegenheit bekommen, sich besser kennenzulernen.

Eine neue Gesellschaft
Lore sagte zu diesem Thema auf einer Versammlung, er baue nicht einfach nur eine Stadt, sondern vielmehr ein neues Gesellschaftsmodell. In seiner Stadt soll die „Gleichheit“ regieren, private Eigentümer gibt es nicht mehr. Vielmehr wird es eine Stiftung geben, die das Geld aus den Pachtverträgen in viele unterschiedliche soziale Leistungen investiert. Die Bewohner von „Telosa“ bekommen zugleich die Möglichkeit, direkt auf die politischen Entscheidungen Einfluss nehmen zu können. Geht es nach Marc Lore, dann wird seine Planstadt ein Vorbild für viele andere Städte sein. Dieses futuristische Vorbild scheint aber nicht jedem zu gefallen.

Böse Kritiken
Was sich nach einer perfekten Welt im Kleinformat anhört, ruft natürlich auch Kritiker auf den Plan. So schrieb eine Journalistin, dass die Ultrareichen angesichts der sich stetig verschlechternden Weltlage zunehmend daran interessiert sind, dem Rest der Bevölkerung vorzuschreiben, wie sie zu leben haben. Diesen sehr reichen Menschen reicht es einfach nicht mehr aus, von ihren Privatjets auf die anderen herabzuschauen, sie übernehmen auch noch deren Häuser, die Städte und schließlich die komplette Gesellschaft. Der Gründer Marc Lore hingegen ist von seinem Projekt vollkommen begeistert. Vor dem Beginn des Baus wird allerdings infrage gestellt, ob das Projekt jemals fertiggestellt werden kann. Viele Medien berichten, dass „Telosa“ mehr eine Utopie als ein reales Vorhaben darstellt.

Sind Planstädte zum Scheitern verurteilt?
Viele Planstädte scheitern an der Versorgung mit ausreichend Wasser, und wahrscheinlich wird es in „Telosa“ nicht anders sein. Besonders im Westen der USA ist Wassermangel bereits heute ein Problem, was sich kaum lösen lässt. Der Klimawandel wird diese Situation im Laufe der Zeit noch weiter verschärfen. Marc Lore sieht darin aber kein Problem, was sich nicht lösen lässt. Die Lösung des Wasserproblems, so Lore, braucht Innovation, viel Geld, die Unterstützung der Öffentlichkeit und vor allem Entschlossenheit vonseiten der Politik. Städteplaner sehen anhand dieser „Details“, dass Projekte sehr schnell scheitern können, was schon die Vergangenheit gezeigt hat.

Google plante ebenfalls
Auch Google hat im kanadischen Toronto ein datengesteuertes Projekt entwickelt, es trug den Namen „Sidewalk“. Dieses Projekt sah die Installation von Sensoren in jedem einzelnen Haus vor, um die Temperatur genau zu regulieren und den Verbrauch an Energie zu minimieren. Des Weiteren war geplant, dass Kameras, in einer Kombination mit künstlicher Intelligenz, den Straßenverkehr analysieren und regeln. Das Ganze endete jedoch mit einer Pleite für Google, da der Plan von der Stadt Toronto aus Datenschutzbedenken abgelehnt wurde. Ebenso scheiterte der Plan, die Innenstadt von Las Vegas neu zu beleben. Bis heute sind dort aber immer noch Casinos und alte Regierungsbauten zu finden.

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