#1 31. Oktober 2007 Mit "jugendschutz.net kontrolliert das Internet..." beginnt die Selbstdarstellung einer der wohl überflüssigsten Institutionen Deutschlands, und damit ist das Problem an sich auch umfassend beschrieben. Seit zehn Jahren geriert sich jugendschutz.net als kinderschützende Institution und verdrängt höchst erfolgreich, dass sich ausländische Webmaster in der Regel einen Dreck um deutsche Jugendschutzgesetze scheren und die "zu schützenden" Jugendlichen glücklicherweise in der Regel genug Netzkompetenz besitzen, um die Sperr- und Löschmaßnahmen der Jugendschützer zu umgehen. Die Reihe der Peinlichkeiten ist lang: 2006 hatten die Jugendschützer mit dem stolzen Bericht vom Aufspüren insgesamt 2.600 "jugendgefährdender" Seiten die Lacher auf ihrer Seite - ein einigermaßen fleißiger Surfer sollte diese Zahl binnen Wochenfrist zusasmmenbekommen. Dass sowohl Kinder als auch ****phile in der Lage sind, Broschüren zu lesen, kam bei Jugendschützerns auch noch nicht so richtig an, und auch mit der Netzzensur hat man noch seine liebe Not. Denn weder sind providerseitige Sperren technisch durchführbar, noch ergeben Löschungen aus Suchmaschinen-Ergebnissen Sinn, da schlicht über den Search Comparator von Chillingeffects nach den spannenden Inhalten gesucht werden kann. Dennoch: als "sehr wichtige und gute Arbeit" bezeichnet Familienministerin Von der Leyen die Arbeit von jugendschutz.net, Kurt Beck kann im Internet "Fehlentwicklungen feststellen, etwa Gewaltverherrlichung und graphie", eine "Mammutaufgabe", der sich jugendschutz.net stellen würde. Ob grafie eine "Fehlentwicklung" sei, kann diskutiert werden, ob die "Mammutaufgabe" für jugendschutz.net zu reißen ist, kann (glücklicherweise) getrost bezweifelt werden, mit der Einschätzung, dass "der Jugendschutz in Deutschland einen besonderen Stellenwert einnimmt", liegt Beck indessen richtig: in wenig anderen Ländern gönnt man sich Institutionen, die nach 10 Jahren Arbeit keine nachweislichen Resultate erbracht haben. Und schon gar nicht schreibt man dort Festschriften für sie. Denn eine Festschrift liegt ob des frohen Anlasses aktuell auf der Site von jugendschutz.net - was einmal mehr zeigt, dass nicht nur Institutionen, die am wenigsten leisten, die dicksten Tätigkeitsberichte abliefern, sondern auch noch darüber hinaus Leute durch das Verfassen von Grußworten von sinnvollen Arbeiten abhalten. Doch um anlässlich des frohen Anlasses eine traditionelle Feindschaft kurz zu begraben: Ab Seite 8 lohnt das Pamphlet sogar kurzzeitig die Lektüre. Verschreiber wie jugendschutz.mad oder jugendschutt.net werden dokumentiert, auch einige leicht verärgerten Emails an die gemeinnützige GmbH (und mitnichten Netzzensur, Blockwart, Verein oder ähnliches mehr). Wenn man sich die bemüht witzigen Antworten gespart hätte, wäre das ganze eine vollkommen akzeptable Beschreibung der Jugendschützer geworden. So aber gilt, was für den Rest der Arbeit von jugendschutz.net seit zehn Jahren schon gilt: Netter Versuch, nur bringt's leider nichts. quelle: gulli untergrund news + Multi-Zitat Zitieren