Zentralbanken haben keinen Einfluss auf Inflation

Dieses Thema im Forum "Finanzen & Versicherung" wurde erstellt von raid-rush, 27. Dezember 2021 .

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  1. 27. Dezember 2021
    Zuletzt bearbeitet: 27. Dezember 2021
    Viele glauben das die Zentralbanken maßgeblich für die Inflation verantwortlich sind oder diese regulieren könnten. Doch wer sich genauer damit beschäftigt versteht, das die Zentralbank Geldpolitik kaum Einfluss auf die aktuelle Art der Inflation nehmen kann. Denn Teuerungsraten haben verschiedene Ursachen die nicht zwingend von der Geldmenge im Umlauf abhängt.

    So auch aktuell. Die Teuerung ist vor allem auf neue Steuern und höhere Energiekosten sowie Rohstoffkosten zurück zu führen ebenso wie Lieferkettenprobleme. Der Konsum ist also nicht sprunghaft gestiegen durch die Geldmenge. Das heißt auch das der Konsum und die Geldmenge nicht Verantwortlich sind für die Inflation. Folglich kann die Zentralbank also die Inflation mittelfristig kaum beeinflussen durch Zinserhöhungen.

    Die Zentralbank hat nur einen sehr langfristigen Einfluss auf die Teuerung: Die Devisen - sprich die Währungshärte erhöhen oder senken, was dazu führt das Import-Leistungen und -Waren günstiger oder teurer werden.

    Die Zentralbanken haben überwiegend Einfluss auf Arbeitsplätze und Investitionen, sowie Wirtschaftswachstum. Würde die Zentralbank das billige Geld abdrehen, gäbe es erhebliche wirtschaftliche Probleme und Zahlungsausfälle sowie weniger Investitionen durch Staaten und Unternehmen, was zu einem deutlichen Wirtschaftsabschwung und Rezession führt.

    Die Zinsen zu erhöhen wäre also aufgrund der immer noch bestehenden Krisen und neuen Probleme sowie den Klimawandel maximal auf 0-0.5% möglich ohne die ohnehin schon geschrumpfte und geschwächte Wirtschaft weiter zu belasten. Staaten benötigen mehr Geld für Investitionen im Klimawandel, die Schuldenlast ist nur bei niedrigen Zinsen tragfähig.

    Eine Blasen Risiko sehe ich überwiegend bei Immobilien die durch Zinserhöhungen gefährdet wird, wenn es dann zu Zahlungsausfällen kommt aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Lage sowie weniger Nachfrage aufgrund der höheren Zinsen bei gleichzeitig zu hohen Marktpreisen und geringer Mietrendite.

    Schlussendlich ist der Hauptgrund für die Teuerung, die gestiegenen Umweltkosten für Klimawandel bzw. Energiepreise - diese wirken sich auf alle anderen Sektoren aus, das ist der Grund für eine breite Teuerung. Wenn die Erzeugerpreise einmal durch sind und die Lieferketten Probleme sich legen, wird sich die Inflation schnell regulieren - denn die Produktion von Waren deckt prinzipiell die Nachfrage. Zuvor gab es sogar die Tendenzen zur Marktsättigung und damit Deflationswirkung in einigen Sektoren. Auch die Tatsache, dass die Bevölkerung durch Überalterung langfristig schrumpft wirkt Deflationär.

    An Japan sieht man ganz klar, das die Zentralbanken keinen Einfluss auf die Inflation haben. Japan fährt seit 20 Jahren Billiggeldpolitik und hat Inflationsraten unterhalb 0,5-1% seit Jahrzehnten. OBWOHL das Land auf einer Insel liegt und schwere Bedingungen hat und daher auch auf Importe/Exporte angewiesen ist.

    Wer also Behauptet das diese Art von Inflation durch die Zentralbanken reguliert werden kann, hat schlicht keine Ahnung.

    Die Handelspolitik und Zölle sowie Umweltauflagen und Steuern und Hilfspakete, sind maßgeblich verantwortlich für die Inflation in der USA - die FED hat darauf kaum Einfluss.

    Auch der Leistungsausfall durch die Pandemie hat Einfluss auf die Inflation, denn es wurde weiter konsumiert doch die Produktion war reduziert. Dieser Ausfall der auch die Lieferkettenprobleme verursacht hatte, zieht sich länger bis er komplett aufgeholt wurde.

    Die USA wird ihre Inflation nicht durch die FED in den Griffe bekommen, auch wenn der verwässerte USD den Import verteuert liegt es vor allem an dem Konflikt mit China welcher viele Grundstoffe wie Stahl/Chips/Chemie/Konsumgüter verteuert hat.

    Offiziell will die USA natürlich keine Schwäche zeigen und die Ursache nicht dem Konflikt mit China zuschreiben. Doch dieser hat großen Einfluss auf die Teuerung von Importprodukten. Das US-Außenhandel zeigt deutlich wie viel Gewicht hier eine Preiserhöhung auf die Gesamtinflation hat.
     
  2. 28. Dezember 2021
    Also so einfach entlasse ich die Zentralbanken aber nicht aus der Pflicht. Mit der Politik, die mittlerweile schon sehr viele Jahre gefahren wird, war doch klar, dass Probleme auftreten können. Diese treten jetzt eben auf.
    Mehr Geld war nicht im Umlauf weil man es in Aktien und Immobilien investiert hat.
    Einfluss haben die Zentralbanken schon aber sie sind zu einen großen teil auch nur Passagiere. Eingestiegen und den Zug in Gang gesetzt haben sie aber schon. Das müssen wir jetzt eben ausbaden.
     
  3. 13. Januar 2022
    Aktuell sind es eher die hohen Energiepreise, die die Teuerung voran treiben. Dieser Monat ist der erste wieder ohne die Effekte der Mehrwertsteuer-Erhöhung, schauen wir also mal, was davon übrig bleibt.
     
  4. 14. April 2022
    Korrekt die hohen Energiepreise durch den Ukraine-Krieg sind Hauptverursacher der "zweiten Inflationswelle" - die dieses Jahr durchläuft und auf die erste Welle (Lieferketten Problem + Kaufkraftrückstau durch Corona) aufläuft.

    Die Energiekosten werden sich noch in der Kette niederschlagen. Das wird die vorerst letzte große Welle, danach erwarte ich deutlich niedrigere Teuerungsraten. Es ist durchaus möglich, dass wir noch Teuerungsraten bis 9% erreichen, 2023 sehe ich dagegen eine Inflationsrate von nur noch 3,5%

    Der Kaufkraft-Rückstau löst sich erst langsam auf, da das Geld was nicht in Urlaub/Reisen/Dienstleistung/Gastwirtschaft ging während Corona aufgespart war und dann eher in "Konsum für Zuhause" fließt. Die erhöhte Nachfrage wird sich reduzieren wenn wieder mehr Geld in die Dienstleistung/Urlaub Branche fließt.
    Die Inflation führt auch dazu das die aufgesparten Rücklagen eher ausgegeben werden, was die Inflation zusätzlich angeheizt hat. Deshalb gibt es auch so krasse Spitzen in der Inflation die dann meist stark abfallen.

    Eine Lohn-Preis-Spirale sehe ich bisher nicht, da die Konjunktur nicht stark genug ist um höhere Löhne zu tragen. Zudem ist die Produktivität weiter hoch.

    Risiken sind natürlich weitere Lockdowns in China und weiter steigende Rohstoffpreise. Aber auch das hat ein ende. Wenn die Wirtschaft stagniert oder schrumpft nimmt auch die Nachfrage an Rohstoffen ab und die Preise sinken wieder.

    Die EZB handelt richtig - keine Zinserhöhung - erst Anleihenkäufe beenden und dann mal schauen.

    Es gibt keinen Spielraum für Zinserhöhungen, das gefährdet die angespannte Wirtschaftslage und spiegelt nicht die geopolitischen Risiken.

    Immerhin befinden wir uns im Krieg mit Russland - bisher noch Stellvertretend.
     
  5. 5. Juli 2022
    Wenn es Anzeichen einer Lohnpreisspirale geben sollte, gibt es nur eine Möglichkeit diese zu brechen. Schockartige Zinserhöhungen so wie wir sie in der USA sehen, um eine gezielte Rezession auszulösen. Das führt zum sofortigen erliegen der Preisspirale und auch zum sinken der Rohstoffpreise. Anschließend wird die Geldpolitik wieder stark gelockert um die Wirtschaft wieder ins laufen zu bekommen.

    Ein gefährliches Manöver, weil es sein kann das der Schock anhält und die Rezession verfestigt - UND - weil die Schulden dann nicht mehr tragfähig sind bei der verursachten Wirtschaftskrise.
    Es ist also höchst fraglich, ob ein Eindämmen der Inflation wirklich sinnvoll ist oder langfristig sogar mehr schaden hat. Weil die Wirtschaft trübt sich von selbst derzeit. Der Effekt einer künstlich erzeugten Rezession zum brechen der Inflation ist also gar nicht mehr nötig.

    Wenn Russland den Gashahn ganz abdreht, wird keine Leitzinserhöhung möglich sein und auch nicht mehr nötig. Ich hoffe das die Zentralbankexperten genug Ahnung haben um das abzuschätzen.
    Eine Inflation unter 10% heilt sich selbst, durch Konsumschock und Sparsamkeit löst sie eine kleine Rezession aus. Etwa über 10% wird es richtig gefährlich, weil dann die Panik ausbricht und das treibt die Inflation an, kaufen kaufen bevor es teurer wird. Das tritt dann ein, wenn im breiten Warenkorb alles regelmäßig verteuert durch parallel steigende Löhne, das passiert dann, wenn die Währung im Kern entwertet und somit die Wechselkurse für eine extreme Importverteuerung führen.

    Klar kein Arbeitnehmer will das verstehen, das er jetzt einfach weniger hat, keiner will das... das ist aber der unausweichliche Fakt. Alternativ lernt es sich, durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, auf die Lohnerhöhung besser zu verzichten.

    Die Zinserhöhungen sollten also sehr moderat ausfallen im EURO Raum, mehr als 0,75% bis Mitte 2023 ist aktuell nicht tragfähig auch nicht mit einem Sonderprogramm der Defragmentierung der Anleihenspreads.

    Auch Japan gerät in Probleme, da die starke Abwertung des Yen längerfristig problematisch werden kann. Ob die Japanische Zentralbank nach 20 Jahren 0% Zinsen eine Erhöhung erwägt bleibt fraglich, bisher ist die Inflation in Japan noch gering - allerdings wird diese moderat steigen, da die Importe sich stark verteuert haben.
     
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