Erweiterte Realität wird immer beliebter - nicht nur bei Games

Artikel von Fabiane Herbst am 26. Juli 2018 um 22:04 Uhr im Forum Allgemeines & Sonstiges - Kategorie: Technik

Erweiterte Realität wird immer beliebter - nicht nur bei Games

26. Juli 2018     Kategorie: Technik
In diesem Jahr sollen weltweit 17,8 Milliarden US-Dollar für Erweiterte Realität (Augmented Reality oder AR auf Englisch) und Virtual Reality (VR) ausgegeben werden. Das ist ein Wachstum von fast 95 % in nur einem Jahr, schreibt die Website Direporter. Experten sehen besonders für die Erweiterte Realität echte Zukunftschancen und dafür gibt es gute Gründe! Viele große Unternehmen verwenden die neue Möglichkeit um ihre Produkte dank räumlicher Ansicht besser Planbar und damit attraktiver zu machen.

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Das AR-Spiel Jurassic World Alive erlaubt es, Dinosaurier hautnah vor sich zu erleben.

1. AR-Spiele lassen die Dinos raus!
AR-Spiele scheinen sich bei vielen Nutzern durchgesetzt zu haben. Und damit ist nicht nur der riesige Erfolg von Pokémon GO gemeint, das bis Ende 2016 insgesamt 800 Millionen Mal heruntergeladen worden war. Viele Spiele-Fans spielen heute Games, bei denen sie das Weltall in ihrem Wohnzimmer erkunden können oder digitale Objekte im Raum vernichten müssen. Anstelle von rein virtuellen Spielen befinden sich Spieler bei AR noch in ihrer gewohnten Umgebung. Sie können diese Umgebung durch Erweiterte Realität allerdings neu erschaffen und beeinflussen. Es gibt sogar Brettspiele, die Erweiterte Realität verwenden, um den Spielern ein spannendes Erlebnis zu bieten.

Im Mai 2018 erschien Jurassic World Alive: ein neues, innovatives Jurassic World Spiel, bei dem der Spieler Dinosaurier hautnah in der Stadt oder im eigenen Wohnzimmer erleben kann. Auf Google Play erhielt es Anfang Juli schon knapp 300.000 überwiegend positive Bewertungen. Für das Spiel ist lediglich ein Smartphone (Android oder iOS) nötig. Ein Grund, der AR so interessant macht und wohl auch ein Grund, weshalb AR von 9,1 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 17,8 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr ansteigen soll.

Ein weiteres Spiel, das zwar eine Brille mit einbindet, aber das auf spielerische Art und Weise tut, steckt im neuen Iron-Man-Kostüm von Hasbro. Setzt man den Iron-Man-Helm auf, wird man von Thanos und seiner Armee umringt! Ähnliche Erlebnisse bieten die Star Wars Jedi Challenges von Lenovo, die im Jahr 2017 erschienen sind und Hasbro vermutlich dazu veranlasst haben, den Iron-Man-Helm zu entwickeln.

Aber AR könnte auch auf andere Art und Weise verwendet werden, wie dem Aufnehmen einer Bestellung in einem Café zum Beispiel. Die Möglichkeiten scheinen endlos und gewähren einen Einblick in eine ganz neue Zukunft.



Die App “At Bat” ermöglicht es Baseballfans in den USA während des Spiels Statistiken zu den Spielern anzuzeigen.


2. Live-Streaming beim Sport und bei Spielen
In Amerika wird Erweiterte Realität bereits in Sportveranstaltungen integriert. Der App-Anbieter Virtex Arena hat beispielsweise ein Mini-Spiel entwickelt, das Fans während der Pause bei einem Baseball-Spiel gegen andere spielen können. Die virtuellen Spielfiguren erscheinen auf dem leeren Baseball-Spielfeld im Stadion und können dort gegeneinander antreten. Sport und Erweiterte Realität verschmelzen zwar noch langsam aber immer mehr miteinander. Im September 2017 gab die Major League Baseball eine neue App namens “At Bat” bekannt. Durch sie können Fans im Stadion schnell die Statistiken zu den Spielern auf dem Feld einblenden. Es geht also im Sport vor allem darum, durch AR die Fans zu unterhalten, selbst wenn gerade Pause ist.

Auch über einen Live-Stream ist es möglich, AR zu integrieren. Diese Technologie verwenden beispielsweise Casinos im Internet, um Spielern ein unterhaltsames Erlebnis zu bieten. Live-Spiele sind bei Casinospielern schon länger beliebt. Die Kartengeber bzw. Croupiers befinden sich in einem Studio an Spieltischen und werden live über HD-Kameras übertragen. Spieler schalten von zu Hause aus ein und können mehrere Funktionen wie Chats oder virtuelle Bedienknöpfe verwenden, um mit den Mitarbeitern zu kommunizieren und das Spiel zu spielen. Zwar steht die Technologie hier noch in den Startlöchern, aber das Potential ist schon jetzt erkennbar. Solche Beispiele, die Live-Streaming mit AR verbinden, könnten jetzt, wo der Fernseher immer mehr in Vergessenheit gerät, die Zukunft darstellen.


Die App von IKEA lässt Kunden Möbel vor dem Kauf in den Raum projizieren. Hier das Hologramm und das echte Möbelstück.


3. Integration in Mobilgeräte wird immer besser: App in 5 Minuten erstellen
“Erstellen wir eine Augmented-Reality-App in 5 Minuten!”, so ähnlich lautet der Titel eines englischsprachigen Youtube-Videos. Und tatsächlich: inzwischen ist die Technik so weit fortgeschritten, dass eine AR-App in nur wenigen Minuten erstellt werden kann. Über Programme wie Unity können Nutzer ihre ganz eigene App zusammenstellen. Einige verdienen damit sogar Geld wie der Schöpfer einer App, mit der man Streiche spielen kann, Ayush Somani, der schon gleich nach der Veröffentlichung nach eigener Aussage über 400 Dollar an der App verdiente.

Die Technologie wird immer besser. Durch AR-Apps können Nutzer einen Gegenstand von allen Seiten betrachten und AR gewinnt immer mehr für Produktdesigner an Bedeutung. Sie können ein Produkt, an dem sie arbeiten, über ihr Mobilgerät in den Raum projizieren und dadurch einen realistischen Eindruck davon erhalten, wie es tatsächlich aussehen wird. Architekten können beispielsweise ihr Tablet auf ein Modell eines Bauprojekts richten und es in Farbe so vor sich sehen wie es einmal in der Umgebung tatsächlich aussehen wird.



4. Nike-Schuhe anprobieren oder Schminke zu Hause testen: wie Marken AR für sich nutzen können
Wer schon einmal Schwierigkeiten dabei hatte, sich vorzustellen, wie ein neues Möbelstück ins Wohnzimmer passt, kann auch hierfür Augmented Reality verwenden. Möbelstücke können über eine App in den Raum projiziert werden und von allen Seiten betrachtet werden. IKEA hat dafür schon eine App entwickelt: IKEA Place. Sie ist in Deutschland und auch für Android verfügbar. Für Firmen stellt dies eine neue Möglichkeit dar, für ihre Produkte zu werben. Jetzt kann Schminke durch AR ausprobiert werden und sogar Nike-Schuhe zu Hause anprobiert werden, noch bevor sie vom Kunden bestellt worden sind.

Bei seiner jährlichen F8-Konferenz für Entwickler hat Facebook bekanntgegeben, dass die Firma Erweiterte Realität in Facebook Messenger einbauen möchte. Dies geschieht unter anderem durch Filter, die für Facebook Stories verwendet werden können, wird aber auch für Produkte als verbesserte Werbemaßnahme verwendet. So können eben Schuhe von Nike über Facebook Messenger “anprobiert” werden oder Make-up “aufgetragen” werden. Das bedeutet also eine ganz neue Art zu werben.

Auch Apple investiert in Augmented Reality. Schon 2017 wurde bei einer Apple iPhone Veranstaltung das AR-Spiel The Machines vorgestellt. Heute preist Apple Erweiterte Realität als Zukunftsvision an. “Stellen Sie sich vor, in komplizierten Umgebungen ganz ohne Karte zurechtzukommen”, steht auf der Website von Apple. “Oder stellen Sie sich industrielle Ausstattungen bildlich vor”, heißt es in einem anderen Abschnitt.

Weltweit scheinen sich immer mehr Menschen für AR zu begeistern. Durch Integration im Alltag könnte Augmented Reality die Art, in der wir zukünftig leben, stark beeinflussen. Derzeit wurden bereits um die 3 Milliarden AR-Brillen und -Geräte verkauft. Würde jeder Käufer nur ein Gerät besitzen, würde das bedeuten, dass fast die Hälfte der Weltbevölkerung im Besitz einer AR-Ausstattung ist. Im Vergleich dazu liegen die Zahlen bei Virtual Reality bei etwa 82 Millionen. Es scheint klar zu sein, dass AR sich durchsetzen kann.