Märkte weit entfernt von realen (wirtschaftlichen) Perspektiven

Artikel von raid-rush am 25. Juni 2020 um 23:38 Uhr im Forum Finanzen & Versicherung - Kategorie: Wirtschaft

Märkte weit entfernt von realen (wirtschaftlichen) Perspektiven

25. Juni 2020     Kategorie: Wirtschaft
Die Aktienmärkte haben sich nach dem Crash wieder sehr schnell und stark erholt, das ist vor allem dem enormen Gelddrucken der Zentralbanken geschuldet und dem erheblichen Kapital das bisher nicht Investiert ist. Die durch die Zentralbank künstlich gedrückte Rendite auf dem Anleihenmarkt lässt auch die Kurse bei Aktien steigen. Doch die Renditen entfernen sich immer weiter vom steigendem Risiko sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien.

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Die Coronapandemie ist lange nicht vorbei und könnte noch viele Jahre andauern. Viele Länder sind jetzt schon hoch verschuldet und waren schon vorher kaum fähig ihre Schulden zu zahlen. Die Situation hat sich um ein vielfaches verschärft und die Zinsen werden durch Garantien und noch mehr Garantien niedrig gehalten. Doch die Risiken steigen und steigen. Wie sicher sind die Garantien durch Deutschland?

Meiner Ansicht nach, wird es bald eine starke Ernüchterung geben und die Anleger werden das deutlich gestiegene Risiko nicht eingehen für die niedrigen Zinsen. Zudem werden die Renditen an den Anleihenmärkten so oder so steigen müssen, denn unzählige Staaten und Unternehmen werden Billionen an neuen Schulden aufnehmen und diese werden den Anleihenmarkt "Fluten" und die Investoren werden sich die Risiken wohl höher Verzinsen lassen. Auch wenn die Zentralbank derzeit diese Papiere alle aufkauft, so wird Ihr Volumen dafür nicht ausreichen. Es ist zudem Zweifelhaft ob dies "Vertuschung" der Risiken durch niedrige Zinsen langfristig durch das Vertrauen in die Währung getragen werden kann.

Derzeit ist noch die Schrumpfungsphase welche zu einer Deflation führt, doch diese wird nicht ewig anhalten. Und spätestens wenn die Preise steigen, müssen die Renditen auch steigen - doch wenn die reale Wirtschaft dieses Wachstum nicht mehr leisten kann - sind erhebliche Korrekturen an den Märkten nötig um Ausgleich zu schaffen.

Die Lockerungen und das Verhalten in der Bevölkerung lassen vermuten, das die Infektionszahlen wieder sehr schnell steigen werden wenn ein gewisser kritischer Punkt erreicht ist. Zudem breitet sich das Virus Weltweit enorm aus. Die Einschränkungen für Reisen werden also noch sehr sehr lange anhalten müssen um den Virus Import und Export zu verhindern.

Durch die enorme weltweite Ausbreitung des Virus ist das Risiko für Mutationen auch deutlich erhöht. Meiner Einschätzung nach, wird das Coronavirus ähnlich der Grippe alle Jahre wieder kehren in neuer Variante und wird die Weltwirtschaft nachhaltig deutlich bremsen für Jahrzehnte.

Banken ziehen sich aus Goldhandel zurück
Viele Banken ziehen sich aus dem Goldhandel zurück und ziehen sich somit aus den Versicherungen für Preisschwankungen (ähnlich Optionsscheine) zurück. Das ist aber kein Grund für ein Goldverbot sondern nur ein Anzeichen dafür, das die Risiken am Goldmarkt nicht mehr die nötigen Renditen erwirtschaften. Zumal diese auch die Deflation abwarten und Verluste beim Goldhandel vermeiden wollen.

Ein Goldverbot bisher nicht denkbar aber möglich. Dies hängt von der Fähigkeit der Wirtschaft ab und den Steuereinnahmen.

Vertrauen in Währung nur durch Plausibilität
Die Schulden der Saaten und die Rettungspakete müssen bezahlt werden, und gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft. Damit die Währung nicht an Vertrauen und Stabilität verliert, muss die Politik plausibel und glaubwürdig die Schulden bezahlen können und muss darlegen können wie sie das Geld einnimmt. Das gilt für alle Staaten. Letztendlich wird es also wohl zu Steuererhöhungen kommen oder gar zu Vermögenssteuern welche das Kapital der Reichen "angreift". Doch Reichtum ist nur sichtbar als Immobilien, Aktien oder Bankeinlagen. Neben Bargeld ist Gold "anonym" und kann privat gelagert werden.

Goldverbot als letztes Mittel
Um eine Kapitalflucht in Gold zu verhindern, wäre ein Goldverbot eine effektive Möglichkeit dies zu verhindern. Damit würde der Handel also verkauf und kauf von Gold illegal. Bestehende Bestände wären damit für den Zeitraum des Verbotes wertlos, da man sie nicht eintauschen kann - zumindest nicht offiziell und nur mit Risiko oder erheblichen Aufschlägen - oder kurz gesagt - zu sehr niedrigen Preisen.

Ich halte ein Goldverbot in absehbarer Zeit für unrealistisch. Es würde auch zuerst in den USA eingeführt werden, wenn die Wirtschaft dort keine spürbare Erholung erlebt in den nächsten drei Jahren oder das Land sich weiter Spaltet und andauernde Bürgerkonflikte die Wirtschaft ebenfalls deutlich schwächen. Das würde auch den Dollar erheblich schwächen.

Vorboten einer Währungsumstellung
Ein Goldverbot oder ein Goldstandard sind Vorbote für eine Währungsreform bzw Neuauflage. Digitales Krypto-Zentalbankgeld würde auch Bargeld der "Alten Version" entwerten. Ein Blockchain basiertes Zentrales-Währungssystem wäre sehr sicher aber zugleich auch gläsern. Transparenz auf allen Ebenen. Das hat viele Vorteile aber macht auch gläsern - zumindest die letzten stellen - den ein Großteil der Konsumenten in der Bevölkerung sind schon heute freiwillig gläsern, sie nutzen längst Socialmedia und Digitale Zahlungsmethoden. Hier weis nicht nur der Saat theoretisch alles sondern auch Drittunternehmen. Für einen Großteil der Bevölkerung würde sich so also sogar der Datenschutz noch verbessern, wenn die Daten nur noch durch die Zentralbank einsehbar wären und nur anonymisierte Transfers öffentlich sind (zum Prüfen ähnlich dem Opensource Prinzip).

Eines ist ganz sicher, es wird neue Währungen geben, das kann allerdings noch 10 Jahre dauern oder länger. Woher ich diese Sicherheit nehme? Die Schulden sind untragbar im Verhältnis zu dem was für die Wirtschaft ansteht an einer Jahrelangen Pandemie. Auch wenn viele es schon längst vergessen haben, die Realität schlägt immer in Wellen zu.

Dabei ist nicht mal die politische Entwicklung berücksichtigt, welche aufgrund der schlechteren Wirtschaftslage sicherlich deutlich radikaler wird. Die Bevölkerung wird ihren Wohlstand aus Dummheit und Frust noch restlich zerstören.
 

Kommentare

#2 4. August 2020
Die Politik erwägt eine Besteuerung von Zertifikat Goldhandel. Der Goldpreis steigt auf ein Allzeithoch von 2020 USD - kritisch, eine mögliche Gewinnmitnahme könnte auch die Börsen treffen.

Die Geldpumpen der Zentralbanken werden immer weiter und weiter aufgedreht... Inflation kaum in Sicht. Cash quillt auf der einen Seite über, auf der anderen wachsen die Schuldenberge. Folge, Cash drängt in Values - Gold, Aktien, Immobilien sind weiter stark gefragt.

Die USA wird die Pandemie nicht in den Griff bekommen, ein kompletter harter Lockdown für mindestens 4 Wochen wäre nötig um die langfristigen Wirtschaftsschäden jetzt noch etwas zu mildern.

Impfstoffehoffnungen sind immer noch weit entfernt, die Wirtschaft sollte sich auf eine Jahrelang andauernde Pandemie einstellen mit ungewissem Ausgang. Medial und politisch verbreiteter Optimismus soll den Konsum stabilisieren, doch die Ängste lassen sich nicht dauerhaft verdrängen, wenn Welle auf Welle folgt, wird das Fundament untergraben.

Ein globaler 4 Wochen harter Lockdown wäre wohl das einzige was kurzfristig hilft und einen starken Restart ermöglichen könnte. So wird man die Wellen nur vor sich her schieben und die Last wird immer größer.
 
#3 11. Dezember 2020
Zur geister Inflation: Wir haben 6 Mal so viel Geld im Umlauf wie 2008 und trotzdem erreichen wir kaum Inflation... kein gutes Zeichen, das deutet auf eine erhebliche Stagnation der Wirtschaft hin und zwar schon vor der Coronakrise. Der Ehemalige ifo-Chef Hans-Werner Sinn hat Angst vor einer Inflation nach der Pandemie. Nur "wann" ist es vorbei, 5 Jahre, 10 Jahre oder gar nicht mehr? Meiner Einschätzung wird es zu keiner typischen Inflation kommen, weil das Geld horten die die es gar nicht für Konsum ausgeben, allenfalls für neue Superyacht oder Atombunker. Die kaufen Immobilien und Aktien. Es gibt also nur eine Inflation bei den "Produkten" der Reichen. Die kaufen Grund und Boden und Unternehmen, also letztendlich die Basis. Während der Rest, sich über billige Elektrogeräte freut und kaum die Chance auf Eigentum haben wird nicht mal bei 0 Zinsen.

Der kleine deutsche Sparer kauft sich Gold in der Hoffnung damit Sicherheit zu haben. Nur letztendlich bleibt er damit Abhängig und zwar von Grund und Boden und Unternehmen die nötige Produkte herstellen die er kauft.

Es wird sich eine gigantische Aktien und Immobilien -Blase bilden, die mit der drehenden Demographie kollidiert - das kann in ca 7-10 Jahren so weit sein. Weil dann Alte ihre Aktien für Rente verkaufen bei steigender Inflation und dann nach dem Ableben Berge an Immobilien und Eigentum hinterlassen. Passend für die 100 Millionen Afrikaner/Osteuros welche darauf warten.
Sofern wir dann nicht schon der Demokratie zum Opfer gefallen sind und in Nationalismus zerfallen und Bürgerkrieg führen. Während der Afrikaner dann besser abwartet bis die Chinesen alles übernehmen.