Religionskritik in Frankreich - Minirock gegen Burka

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von graci, 28. Februar 2010 .

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  1. 28. Februar 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    Zeitgeschehen

    Ganz gleich, ob rechts oder links: Frankreich hat seine neuen Feinde gefunden - fromme Muslime, die sich einem nichtreligiösen Staat verweigern
    Von Gero von Randow
    26.2.2010 - 14:28 Uhr

    © AFP PHOTO/AFP/Getty Images
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    Die muslimischen Schleier Hijab, Niqab (links), Tschador und Burka (rechts). Komplettverhüllungen sollen in Frankreich verboten werden

    Die Burka ist ein Projekt der Faschisierung. Wir müssen es von Anfang an zerschlagen.« Fadela Amaras kämpferische Sprüche kamen gut an bei ihrem Publikum im Zisterzienserkolleg zu Paris. Es waren keine Konservativen, die Sarkozys muslimischer Staatssekretärin für Stadtentwicklung da Beifall klatschten; zu der Diskussionsveranstaltung hatte der Nouvel observateur eingeladen, ein linkes Wochenmagazin. Doch »links« und »rechts«, das sind Begriffe, die keinen Sinn haben in jener Debatte, die Frankreich zurzeit über den Islam, den Staat und dessen »Laizität« führt - den Verfassungsgrundsatz, dass die Religionen frei, aber privat sind, ohne Rolle im öffentlichen Raum.

    Ausgerechnet in jenem Land, das den Staat penibel von allen Religionsdingen fernhält, wird noch einmal über ein Verbot spiritueller Bekleidungen gestritten. Mitte Juni 2009 hatte ein kommunistischer Abgeordneter der Nationalversammlung die Debatte angestoßen, unverzüglich sprang ihm die rechte Regierungsmehrheit bei, und schon war die Erregung nicht mehr aufzuhalten. Sie reicht weit über die plappernde Klasse hinaus. »Schockierend« sei der Anblick einer Burka, eines Niqabs und anderer Vollverschleierungen, so ist es landauf, landab zu hören. Auch wenn sich die Gesprächspartner nicht daran erinnern können, wann sie die letzte Begegnung dieser Art hatten. Das Innenministerium schätzt die Zahl der Komplettverhüllten auf 2000 im ganzen Land. Die bedeutendste Konzentration von Vollverschleierungen findet sich rings um das Ministerium an der Place Beauvau in Paris: In dieser schicken Gegend kaufen die Gattinnen arabischer Prinzen Schmuck, Uhren, Schuhe.

    Aber um sie geht es nicht. Das gespenstisch wirkende Habit ist für die Verbotsfraktion nur ein Zeichen, das auf ein ganzes Ensemble von Alltagserfahrungen hinweist. Man begebe sich beispielsweise freitags in den Pariser Stadtteil Barbès und suche die beiden Gassen auf, die zum Mittagsgebet gesperrt werden - nicht von Polizisten, sondern von Ordnern der Al-Fath-Moschee. Auf der Fahrbahn liegen Teppiche, aus Lautsprechern klingt arabischer Singsang, und auf einmal sieht man nur noch Männerhintern.

    Nun ließe sich sagen: Na und. Die Behinderung des Verkehrs ist vorübergehend, alles verläuft friedlich, und warum soll die Polizeiwache keine Abmachung mit der Moschee treffen? Doch das ist ein Denken, das der französischen Vorstellung von der Republik zuwiderläuft. Ihr ist der Staat die einzig legitime Verkörperung des Allgemeinen. In Barbès hingegen besetzt eine religiöse Teilgesellschaft den öffentlichen Raum.

    Und das ist im geschichtsbewussten Frankreich ein Skandal. Hatte nicht Kardinal Richelieu im frühen 17.Jahrhundert die südwestfranzösische Hafenstadt LaRochelle ausgehungert, weil die Hugenotten aus ihr einen Staat im Staate gemacht hatten? Gegen den König sollte niemand Souveränität beanspruchen können. Die Revolution übertrug dieses absolute Staatsprinzip auf die Moderne, und dann dauerte es noch rund 130 Jahre, bis auch die katholische Kirche anerkannte, dass der Staat nicht ihre Sache sei.

    Laizität ist kein kämpferisches Konzept. Sie fixiert die friedliche Koexistenz des Staates mit einer wohlvertrauten, auf dem Rückzug befindlichen Restkultur, dem Katholizismus. Der einwandernde Islam indes ist dynamisch, baut Moscheen, fordert die Rücksichtnahme auf seine Ernährungsregeln in den Schulen sowie für Frauen reservierte Stunden in Schwimmbädern. Das soll der Staat zulassen? Wo ist die Grenze?

    Schon kursieren Begriffe wie »München«, »Appeasement« und »Vichy«. In ihnen offenbart sich Invasionsangst. Wenn es bloß um die paar Meter in Barbès ginge! Aber es gibt Stadtviertel, in denen die algerische Fahne häufiger weht als die Trikolore. Fußballspiele, zu deren Beginn gepfiffen wird, wenn die Marseillaise ertönt. Dafür kursiert ein Rap, der »**** Frankreich« heißt. In einigen Gegenden werden die »Scheißfranzosen« attackiert. Dort dürfen Mädchen keine Miniröcke tragen - und das in einem Land, für dessen Nationalsymbol, die Marianne, einst eine entzückend leicht bekleidete Brigitte Bardot Modell stand. Heute trauen sich die Lehrer mancher Schulen nicht mehr, Sexualkunde zu lehren. Es gibt Mietskasernen, die in der Hand von Rauschgifthändlern sind. Straßenzüge, in denen Barrikaden errichtet werden, wenn sich die Polizei nähert.

    Der Zusammenhang all dieser Einzelfälle ist die Ghettokultur. Sie ist ein einheimisches Produkt. Dem Populismus aber gilt sie als Invasion. Dies ist die Umwelt, in der die Laizität ihren Sinn wandelt; die Friedensregel mutiert zur Abwehrformel. An die ersten Rathäuser wird dieser Tage »Laïcité« als vierter Begriff hinter »Liberté, Égalité, Fraternité« gemeißelt.

    Symbolkämpfe, wohin man blickt. Die Burger-Kette Quick beispielsweise bietet in bestimmten Gegenden nur Rindfleisch an, das halal ist, also dem islamischen Religionsgesetz entsprechend geschlachtet wurde, außerdem statt Schinken geräuchertes Putenfleisch: Der sozialistische Bürgermeister von Roubaix, einer nordfranzösischen Stadt, hat jetzt wegen »Diskriminierung« Klage eingereicht. Konservative Abgeordnete der Nationalversammlung schließen sich an. Schlagzeilen an den Kiosken, Anschreidebatten im Fernsehen. Die unrepublikanischen Fleischklopse sind zum Politikum geworden, die von der Regierung angezettelte Streiterei um die »nationale Identität« hat die Teller erreicht.

    An Nahrungsgebräuchen erweist sich sinnlich, wer dazugehört und wer nicht. Und um Zugehörigkeit geht es auch im Burka-Streit. Er hat geradezu anthropologische Wucht, denn das Gesicht ist unser primäres Kommunikationsorgan. Die Elementarbausteine der mimischen Grammatik finden sich unter allen Primaten, sie sind genetisch verankert. Das Antlitz zu verstecken drückt radikale Abkehr aus. Das kann eine sektiererische Marotte sein, ist aber auch ein Mittel, Schrecken einzuflößen, ob mit Sonnenbrille, Hasskappe oder heruntergeklapptem Visier. So sehen Feinde aus. Wer auf ihre finstren Kutten zeigt, definiert das, was - in den Worten Fadela Amaras - »zerschlagen« werden muss.

    Die Pariser Künstlerin Bérengère Lefranc hat diese Feinderklärung am eigenen Leib erlebt. Lange vor der Burka-Debatte hatte sie ein Aktionsprojekt ersonnen: Sie ließ sich ein violettes Gewand schneidern, das alles verhüllte, und lebte darin einen Monat lang. Doch aus Versehen hatte sie ausgerechnet jene vier Wochen gewählt, in denen der Streit um die Ganzkörpertracht losbrach. Auf einmal schien alles erlaubt zu sein, berichtet Lefranc. Sie wurde beschimpft, gekniffen, angespuckt: Das sind ihre Erfahrungen mit einem Verbotsvorhaben, das angeblich die Frauen beschützen soll.
    Copyright: DIE ZEIT, 25.02.2010 Nr. 09
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    manche dinge, die da angesprochen haben, haben mich auch entsetzt: für Frauen reservierte Schwimmbäder was soll der Scheiss? wie haben sie das durchgekriegt? ich erinnere mich aber vage, dass ich das schon mal in Berlin gesehen habe. Männer verteidigen wir uns !
    Dass Muslime so mal eben eine Strasse blockieren finde ich auch zum kotzen. Jedoch muss ich folgendes sagen: Burkaverbot...was soll das denn? Dann auch Verbot für Rabinerkleidung und christliche Kleidung. Warum wird so dagegen angegangen? weil es einem nicht gefällt? Weil man so nicht miteinander kommunizieren kann? Stimmt, doch es ist bei einer dunklen Sonnenbrille genauso. Also verbieten wir alles, was uns nicht gefällt. DAs ist Diktatur. Genauso, wie wenn manche ohne Genehmigung eine Strasse blockieren. Wenn die das dürfen, dann soll ich es auch dürfen, nur ich würde stattdessen eine Party organisieren Ich bin auch für eine andere Lösung und die steht im Titel: Lass uns mit unseren Freundinnen durch solche muslimischen Bezirke wandern und sie trägt Minirock und tiefes Dekolete :lol:

    ah ich habe noch so ein bild...
    http://www.LupiUpload.de/images/2010/02/19/7aa5d9092bac7af737e1912b9a168ed877e9d483.JPG
    lol habe ich in Indien geschossen
     
  2. 28. Februar 2010
    AW: Religionskritik in Frankreich - Minirock gegen Burka

    Wenn jemand dauerhaft in einem Land lebt muss er sich den Gegebenheiten anpassen. Die Burka passt nicht in unsere Weltanschauung. Für mich ist die Burka ein Symbol der Unterdrückung der Frau.

    Wenn ich in eine Moschee gehe muss ich auch die Schuhe ausziehen. Wenn ich offen mit christlichen Symbolen in muslimischen Ländern herumlaufe hat auch dort die Toleranz Grenzen und warscheinlich sind diese Grenzen sehr viel schneller erreicht als bei uns.

    Man nennt das auch Anpassung. das hat wenig mit Toleranz zu tun.
     
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