Risikofreude – alles eine Frage der Psychologie

Risiko! Wenn es im Fernsehen in der gleichnamigen Quizshow um alles oder nichts ging, hingen die Zuschauer wie gebannt an den Lippen der Kandidaten. Ein einziger Fehler in den sieben Fragerunden konnte den gesamten Gewinn ins Nichts auflösen.

Risikofreude – alles eine Frage der Psychologie

27. Februar 2024    
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Die auf dem Bildschirm demonstrierte Nervenstärke und Risikofreude sind allerdings Eigenschaften, die nicht allen Leuten gegeben sind. Je stärker ausgeprägt sie sind, desto mehr heben sich die jeweiligen Besitzer aus der Menge ab.

Rein psychologisch gesehen ist uns ein gewisses Maß an Risikofreude in die Wiege gelegt. Eines der ersten großen Risiken ist das Aufrecht gehen lernen, das nicht ohne Stürze abgeht. Jeder Lernprozess, bei dem gewohnte Wege verlassen werden, birgt Gefahren. Das betrifft Fehlentscheidungen im Privatleben und Beruf genauso wie körperliche Risiken etwa beim Sport.

Den Unterschied machen die vom Hirn gesteuerte Einschätzung der jeweiligen Gefahren und der Umgang damit. Bei besonders zur Sicherheit neigenden Menschen werden bestimmte Hirnregionen stark aktiviert, sobald sie sich mit unvorhersehbaren Situationen konfrontiert sehen. In einem Versuch haben Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Zürich Testkandidaten zwischen einer Lotterie und einer sicheren Auszahlung wählen lassen. Eine Gruppe neigte von vornherein zur Wahl der Lotterie, während eine andere sich selbst bei besseren Gewinnchancen für die sichere Auszahlung entschied. Ein zweiter Test, bei dem die Probanden mit einer 50/50-Chance auf Karten wetten sollten, zeigte bei den Risikovermeidern verstärkte Hirntätigkeit in den Bereichen, die für die Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten und des Risikos an sich zuständig sind.

Müdigkeit ist ein anderer Faktor. Sie verändert die Wahrnehmung und erhöht die Risikofreude bei den meisten Leuten.

Echte Risikosucher denen keine Gefahr zu groß ist gibt es immer wieder. Hinauf auf den Mount Everest klettern, der allein 2023 mindestens ein Dutzend Menschenleben gefordert hat, in einem experimentellen Tauchboot wie der im vergangenen Jahr verschwundenen „Titan“ zum Wrack der Titanic tauchen, oder sich für eine siebenstellige Summe ein Ticket in den Weltraum sichern – die Nachfrage ist ständig da.

Hinter diesem Extremverhalten stecken das gering schätzen von persönlichem Risiko und der Wunsch nach einem Sieg. Gefährliche Abenteuer sind ein Weg, sich als Gewinner zu fühlen und Überlegenheit zu demonstrieren.

Risikoeinschätzung hat dabei stets eine stark subjektive Komponente. Obwohl die Chance auf 6 Richtige plus Superzahl bei 6 aus 49 bei 1:138.838.160 liegt und auch 6 Richtige ohne Superzahl statistisch nur auf eine Wahrscheinlichkeit von 1:15.537.573 kommen, tippen rund 28 Prozent der deutschen Bevölkerung zumindest gelegentlich. Damit ist 6 aus 49 das beliebteste Glücksspiel Deutschlands.

Die meisten Zocker verlassen sich auf ihr Bauchgefühl und auf Glückssträhnen.

Dabei lassen sich vielfach die Gewinnchancen verbessern, sobald die Situation analytischer betrachtet wird. Obwohl es beim Lotto keine Möglichkeiten gibt, den Ausgang zu beeinflussen, sind andere Glücksspiele nicht komplett außerhalb unseres Einflusses. Gerade beim Zocken um Geld lohnt es sich, Vergleichsseiten aufzusuchen, welche unter anderem die 6 online Casinos mit der besten Auszahlungsquote auflisten. Bereits kleine Unterschiede können sich auf dem Konto bemerkbar machen.

Prinzipiell gilt, dass das Risiko bei uns unangenehmen Dingen und Situationen überschätzt und bei uns sympathischen oder bestens vertrauten Dingen unterschätzt wird.

Falsche Ernährung und zu wenig Bewegung haben nachweislich negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebenserwartung. Dennoch sind rund 45 Prozent aller Deutschen Bewegungsmuffel. Fertiggerichte kommen ebenfalls noch in Millionen von Haushalten regelmäßig auf den Tisch, obwohl der Trend zu gesunder Ernährung zunimmt.

Rund 11 Millionen Todesfälle sind nach Schätzungen weltweit pro Jahr auf ungesunde Lebensweise zurückzuführen. Dennoch hat vor einer fettigen Fertigpizza so gut wie niemand Angst.

Vor Spinnen fürchten sich hingegen rund 5 Prozent der Bewohner Deutschlands. Dabei ist seit 1998 in der gesamten Bundesrepublik nur ein einziger Todesfall durch Spinnengift registriert worden. Am häufigsten sind Insekten die Ursache von tödlichen Begegnungen.

Die Furcht vor bestimmten Dingen ist oftmals evolutionär bedingt. Wird eine Gefahr wahrgenommen, reagiert der Körper mit Flucht oder erhöhter Abwehrbereitschaft. Bewusst oder unbewusst wird verstärkt Aufmerksamkeit auf etwaige Risikofaktoren gelegt.

Ist die Furcht allerdings übertrieben groß oder geht sogar so weit, dass sie das Dasein beeinträchtigt, handelt es sich möglicherweise um eine Angststörung.

In den krankhaften Bereich kann auch die Risikofreudigkeit fallen. Wenn der Nervenkitzel immer häufiger oder immer extremer sein muss, um ihn überhaupt noch richtig empfinden zu können, ist meist ein Experte gefragt.

Nicht jeder Rekordjäger fällt allerdings unter die Kategorie von krankhafter Risikolust. Die erfahrensten Extremsportler oder Forscher sind sich der mit Expeditionen und Höchstleistungen verbundenen Gefahren durchaus bewusst. Sie minimieren das Risiko so weit wie möglich in der Vorbereitung auf alle vorhersehbaren Eventualitäten. Die messbare Hirnaktivität weist in diesen Fällen auf einen normalen Umgang mit Gefahren und Unwägbarkeiten hin.

Bei der Wahl zwischen Lotterie und sicherer Ausschüttung würden diese Kandidaten vermutlich erst einmal die statistischen Wahrscheinlichkeiten und den möglichen Gewinn abwägen, ehe sie sich entscheiden.

Zwischen Risikosuche und Risikovermeidung um jeden Preis gibt es schließlich noch immer die goldene Mitte.